Wenn der Kilometerstein im Garten steht
Positives, Illegales und Kurioses in der Blau – Renaturierung der Aach startet
sondern ein beachtlicher Erfolg, wie auch Bürgermeister Jörg Seibold findet: „Das ist ein ganz hervorragendes Ergebnis. Ganz herzliche Gratulation an Schulleiter Thomas Hilsenbeck, dem gesamten Kollegium der Blautopf-Schule und allen Schülerinnen und Schüler unserer Schule. Das ausgezeichnete, zukunftsweisende Konzept der Schule stellt personalisiertes Lernen und individuelle Lernzeit in den Mittelpunkt und damit das jeweilige, ganz persönliche Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler.“Der sozusagen zweite Platz sei eine ganz fantastische Leistung, für die Seibold auch ganz persönlich sehr dankbar sei. Die Blautopf-Schule zeige damit, dass der Schulstandort Blaubeuren hervorragend sei. „Das Team Blautopf-Schule hat die Herausforderungen der Corona-Pandemie nicht nur gemeistert, sondern als Chance genutzt, um eine bislang schon sehr gute Konzeption weiterzuentwickeln und noch zukunftsfähiger zu machen“, erklärt Seibold weiter.
Die Stadt Blaubeuren sei stolz auf ihre hervorragenden Schulen und heute insbesondere auf die Gemeinschaftsschule. Blaubeuren habe mit dem im Sommer 2017 eröffneten neuen Schulgebäude für die Gemeinschaftsschule das Konzept „Gemeinschaftsschule“sehr früh und nachhaltig unterstützt. Diese neue Schule sei das bislang investivstärkste Projekt der Stadt Blaubeuren.
Auch aus dem Stadtrat kamen Glückwünsche. Christel Seppelfeld, Fraktionsvorsitzende der SPD, hatte das Finale nach der Einladung von Schulleiter Thomas Hilsenbeck im Internet verfolgt und mitgefiebert. „Wenn es auch nicht der erste Platz geworden ist, so finde ich es absolut anerkennenswert und spitze, dass unsere Blautopf-Schule es in die Endauswahl und in ihrer Kategorie auf den zweiten Platz geschafft hat. Eine tolle Leistung des Teams zu der ich, auch im Namen der Fraktion, von Herzen gratuliere. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen, 366 Schulen sind in den Wettbewerb getreten, und die BlautopfSchule ist soweit nach vorne gekommen. Eine große Anerkennung der geleisteten Arbeit, auf die alle Beteiligten zu Recht stolz sein können“, so Seppelfeld.
Seppelfelds Ratskollegin Erika Schermaul, Fraktionsvorsitzende der Grünen, schließt sich den Glückwünschen an: „Blaubeuren ist in Sachen Bildung vorn dabei. Wir freuen uns über die hervorragende Platzierung für die Blautopf-Schule beim Deutschen Schulpreis 2020/2021 und gratulieren den Schülerinnen und Schülern sowie dem Lehrerkollegium um den Schulleiter Thomas Hilsenbeck. Gerade die Kategorie „alle Schüler/innen individuell fördern“ist ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts Gemeinschaftsschule.
Das zeigt, dass die kommunalpolitische Entscheidung für den Schulneubau und die Manifestierung dieser Schulform absolut richtig war und eine lohnende Investition in die Zukunft unsere Kinder und Jugendlichen ist. Der Mut zu neuen Lernformen wurde belohnt und macht Blaubeuren zu einem ganz besonderen Lernort.“
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BLAUBEUREN/SCHELKLINGEN Aach, Blau, Donau – egal, um welchen Fluss es in der Region geht, eins ist gewiss: In regelmäßigen Abständen begutachten Fachleute den Zustand der Gewässer, besser gesagt deren Ufer. Gewässerschauen werden seit einigen Jahren wieder regelmäßig veranstaltet. Dabei wird überprüft, was entlang der Ufer passiert – und ob das alles rechtmäßig ist. Die Erkundung entlang der Gewässer förderte dabei teils Positives, Illegales und Kurioses zutage – so wie bei der jüngsten Gewässerschau an der Blau. Und auch an und in der Aach zwischen Schelklinger Kläranlage und Zufluss in die Blau tut sich (bald) was.
Bei einer Gewässerschau an der Blau kamen jüngst Vertreter der Stadt Blaubeuren, des Landratsamts und des Regierungspräsidiums zusammen. „Es geht hier nicht darum, alles bis ins kleinste Detail regulieren zu wollen, hier geht es darum, die Allgemeinheit und die Natur vor Schaden zu bewahren“, fasst Gewässerexperte Manfred Ehrhardt vom Landratsamt des Alb-Donau-Kreises den Sinn der Gewässerschau kurz zusammen. Im Hochwasserfall müsse die Sicherheit für alle Anrainer gewährleistet sein und die Ökologie des entsprechenden Gewässers müsse langfristig geschützt werden. Zudem müssen Gewässerrandstreifen von nicht kanalisierten Gewässern, in Baden-Württemberg sind das fünf Meter innerorts und zehn Meter außerorts, frei und zugänglich gehalten werden.
Mathias Weber vom Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium Tübingen hatte zur Gewässerschau an die Blau eingeladen. Denn die Blau ist ein Gewässer „erster Ordnung“und somit ist das Land für sie zuständig. „Wir begutachten das Gewässer, notieren uns Mängel und schreiben dann die Besitzer oder Pächter an. Zudem machen wir uns auch Notizen, wenn es Aufgaben für uns zu erledigen gibt“, erklärt er. Dazu zählen beispielsweise neben Arbeiten an und im Gewässer auch die Instandsetzung und der Bau von Fischtreppen, die Betreuung der Pegelmessanlagen oder das Entfernen von illegalen Müllablagerungen.
Die Gewässerschau am Freitag startete am Blautopf und wurde von Blaubeurens Stadtbaumeisterin Sarah Kölle begleitet. „Denn auch die Stadt als Grundstückseigentümerin ist ebenso verpflichtet, Ordnung zu halten. Und da wir gewisse Bauten entlang der Blau unterhalten, haben wir ein großes Interesse daran, dass in Sachen Gewässer alles problemlos läuft und abläuft“, so Kölle.
Die größten Gefahren entstünden durch lose Anhäufungen von Gegenständen oder illegalen Bretterbuden direkt am Gewässerrand. „Diese werden im Hochwasserfall mitgerissen und können Brücken beschädigen oder im schlimmsten Fall komplett verstopfen, was dann dazu führt, dass ganze Wohngebiete überflutet werden und das Leben von Menschen gefährdet wird und Schäden in Millionenhöhe verursacht werden“, erklärt Ehrhardt. Dafür habe es im Alb-Donau-Kreis schon einige Beispiele gegeben. Deswegen dürfen auch keine Bauten, wie etwa Geländer, ins Flussbett ragen, da hier das Wasser aufgestaut werden könnte.
In Zeiten, in denen Starkregenereignisse mittlerweile in unserer Region keine Seltenheit mehr sind und Pegel rapide ansteigen können, wie es in den vergangenen Jahren auch immer wieder vorgekommen ist, ist das Freihalten der Uferbereiche, besonders in den Überschwemmungsgebieten, die nach den neuen Hochwassergefahrenkarten genau definiert sind, immer wichtiger.
Kleinere Delikte, wie das Ablagern von saftendem Grüngut direkt am Wasser, werden ebenso beanstandet wie größere Vergehen. „Wir schreiben die Eigentümer und Pächter an, dass sie ihren Grünschnitt anders lagern, so dass die Sickersäfte nicht direkt in den Bach fließen können und die Wasserqualität verschlechtern“, sagt Mathias Weber, der auf dem rund dreistündigen Rundgang besonders im Bereich der Kleingärten „Auf der Bleiche“einige Notizen und Fotos zur Dokumentation
machen musste. Den gerade was Grünschnitt und auch Kompostanlagen anging, fand sich auf der ganzen Strecke von Blaubeuren bis hinter Gerhausen einiges entlang der Blau.
Was die Ökologie des Gewässers anging, zeigte sich aber auch der teilweise sehr gute Zustand. Zwar leidet auch die Blau unter den niedrigen Pegelständen, die aktuell vielerorts beobachtet werden, aber besonders die Fauna zeigte sich frühlingshaft in ihrer ganzen Vielfalt. So begleitete eine Gänsesägerfamilie mit rund einem Dutzend Küken die Offiziellen ein ganzes Stück weit auf ihrer Strecke, und auch Fische, Insekten und Amphibien zeigten sich. Der Biber war allerdings nur durch einige frische Nagespuren präsent.
Kurios wurde es, als Jürgen Eißler, Leiter des städtischen Bauhofs Blaubeuren, den Ort unter einer Brücke präsentierte, an dem bis vor kurzem ein Obdachloser gehaust hatte, der jetzt mit Steinen versperrt worden ist. Auch größere Kanalrohre sollen nun auf illegale Bewohner kontrolliert werden. Das „stärkste Stück“war für die offiziellen Vertreter ein Kleingärtner, der nicht nur seine ehemalige Gartenhütte mit massivem Fundament und einem doppelt so großen „Anbau“erweitert, sondern auch „sein“Grundstück Richtung Blau ausgedehnt hatte. Dies trieb der Kleingärtner soweit, dass der örtliche Flusskilometerstein, der immer auf öffentlichem Grund steht, nun mitten aus der neuen Terrasse ragt. Neben der Missachtung des Baurechts dürfte der Verantwortliche hier sicher einigen Ärger wegen illegaler Landaneignung bekommen.
Um die Wasserqualität der Aach, angefangen von der Kläranlage in Schelklingen bis zur Einmündung in die Blau, zu steigern und um sich dem ursprünglichen Zustand des rund zehn Kilometer langen Flüsschens zu nähern, werden bald Arbeiten ausgeführt. Der Lösungsansatz sei dabei mehrsträngig, wie Schelklingens Stadtbauamtsleiter Markus Schmid vor wenigen Wochen in einer Sitzung des Gemeinderats erklärt hatte. Denn der Nebenfluss der Blau hat streckenweise mit Ablagerungen zu kämpfen. Das hat mit einer spezifischen Eigenart der Aach zu tun. Denn auch im Hochwasserabfluss kommt es zu keiner wesentlichen Ausspülung der Sedimente und damit einem Weitertransport der Ablagerungen flussabwärts. Besonders stark ist das auf den rund 700 Metern zwischen Kläranlage und dem ehemaligen Bahnwärterhäuschen zu sehen: Dort macht sich das über weite Strecken sehr geringe Gefälle bemerkbar, außerdem ist das Gewässerbett dort sehr breit. Bis zu 30 Zentimeter dick sind die Ablagerungen an manchen Stellen.
Maßnahmen in Höhe von rund 145000 Euro sind vorgesehen, um durch Verengungen, Bewuchs, Beschattung und einiges mehr die Qualität der Ach zu erhöhen. Die Arbeiten sollen noch dieses Jahr starten.
Befahren der Wasserwege verboten
Die Stadtverwaltung Blaubeuren informiert, dass nach der Verordnung des Landratsamtes AlbDonau-Kreis über das Landschaftsschutzgebiet Blaubeuren das Befahren der Aach und Blau mit Wasserfahrzeugen während der Nistplatzsuche und Vogelbrutzeit in der Zeit vom 1. März bis 1. Juni verboten ist und unter Erlaubnisvorbehalt der unteren Naturschutzbehörde steht.