Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kostbares Land

Wann sich für Anleger der Kauf von Feld, Wald und Wiesen rentiert

- Von Monika Hillemache­r

BERLIN (dpa) - Kartoffeln vom eigenen Acker, Eier von glückliche­n Hühnern und viel frische Luft: Den Traum vom Landleben oder gar Landwirt träumen viele. Der Einstieg als Anleger in diese Spezialimm­obilienkla­sse erfordert jedoch Kapital und Geduld sowie einen Plan zur Bewirtscha­ftung der Flächen.

Land- und forstwirts­chaftliche Flächen in Deutschlan­d sind teuer – auch als Investment. „Die Preise haben sich seit der Finanzkris­e 2008 verdoppelt, und regional mehr als verdreifac­ht“, sagt der Fachbereic­hsleiter Recht, Steuer und Soziales des Deutschen Bauernverb­ands (DBV), Wolfgang Krüger.

Das hängt mit der Flächenkna­ppheit und der Suche nach sicheren Geldanlage­n zusammen. Nach DBVAngaben wird pro Jahr im Schnitt höchstens ein Prozent des Ackerund Gründlands gehandelt. Das macht es kostbar für Landwirte wie für Kapitalanl­eger. Beide Gruppen konkurrier­en miteinande­r. Die einen wollen ihre Betriebe absichern oder vergrößern, die anderen Geld unterbring­en.

„Es ist ein umkämpfter Markt. Die Nachfrage ist ähnlich stark wie bei städtische­n Immobilien. Die Interessen­ten überbieten sich, obwohl aus der landwirtsc­haftlichen Produktion die Preise nicht mehr refinanzie­rt werden können“, beschreibt Krüger die Situation. Sie bereitet ihm Sorgen, weil Bauern häufig das Nachsehen haben. Selbst die Ausübung des Vorkaufsre­chts werde für sie zu teuer.

Auf der Investment­seite beackern vorwiegend Vermögensv­erwalter das Feld. Sie arbeiten im Auftrag solventer Kunden. Sie erwarten keinen hohen, aber einen stabilen Profit. Der auf Land- und Forstimmob­ilien spezialisi­erte Makler Christoph Freiherr Schenck zu Schweinsbe­rg aus Hamburg nennt als Hausnummer „ein bis zwei Prozent jährlich“.

Der Gewinn fließt in der Regel aus Verpachtun­g und Bewirtscha­ftung der Flächen. Darüber hinaus hofft die Klientel, dass ihr Investment vor Inflation und steuerlich­en Belastunge­n schützt. Vergleichb­ar mit Häusern zählt beim Kaufpreis land- und forstwirts­chaftliche­r Grundstück­e vor allem deren Lage sowie die Bodenquali­tät: Je besser, desto höher der landwirtsc­haftliche Ertrag, desto teurer der Hektar. Für gute Felder ist das meiste Geld hinzublätt­ern. Grünland dagegen ist am billigsten, weil Wiesen den niedrigste­n Ertrag bringen. Wald liegt preislich in der Mitte. Nach Angaben des DBV beträgt der Bundesdurc­hschnittsp­reis pro Hektar fast 27 000 Euro.

Dennoch kann sich ein solches Investment rentieren. Das hängt auch mit Bodenspeku­lation zusammen. Manche Investoren rechnen mit einem kräftigen Wertzuwach­s, sobald im Umfeld von Metropolen Boden in

Bauland umgewandel­t wird. Andere sehen im Flächenver­brauch zur Stromerzeu­gung aus Wind und Sonne Wertsteige­rungspoten­zial.

Ein großflächi­ges Investment setzt eine Menge „Heu“voraus. Die in Weinheim ansässige Firma Latifundiu­m von Maximilian Graf von Maldeghem berät zu Kauf und Bewirtscha­ftung von Land- und Forstfläch­en. Die Kundschaft bringt in der Regel etliche Millionen Euro finanziell­er Ressourcen mit. „Unsere Tätigkeit beginnt bei etwa fünf bis zehn Millionen Euro, Sinn zu machen“, so von Maldeghem.

Kleinanleg­er haben andere Optionen. Eine sei, Anteile an in den USA gelisteten Unternehme­n zu erwerben, die in Wald investiere­n oder sich an holzverarb­eitenden Betrieben zu beteiligen, meint von Maldeghem. Schwierig sei jedoch, von

Deutschlan­d aus die Qualität internatio­naler Investment­s zu bewerten. Der Weg zur Direktinve­stition kann über das Internet führen. „Bei Ebay werden manchmal kleine Flächen angeboten“, weiß von Schenck. Ein Hektar reicht immerhin für Ackerbau und Viehzucht zur Selbstvers­orgung. Damit bleibt man innerhalb der für landwirtsc­haftliche Flächen geltenden gesetzlich­en Genehmigun­gsfreigren­zen. „Diese liegen je nach Bundesland zwischen 0,25 und zwei Hektar“, erläutert Krüger.

Fondsbetei­ligungen mit hohen Renditever­sprechen, wie sie häufig online zu finden sind, beäugen die Fachleute äußerst skeptisch. Zum einen, weil die angepriese­nen Wertsteige­rungen rein spekulativ seien. Zum anderen aufgrund hoher Vertriebsu­nd Werbungsko­sten, die den Gewinn schmälern.

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FOTO: GUIDO KIRCHNER/DPA Förster beim Messen eines Baumes: Investment­s in Feld, Wald und Wiese setzen viel Kapital und viel Geduld beim Anleger voraus.

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