Unverständnis über erweiterte Testpflicht
Fußballverbände kritisieren, dass vor dem Training in Gruppen offenbar auch Kinder getestet sein müssen
EHINGEN/STUTTGART (sz) - Nach der deutlichen Kritik des Württembergischen Landessportbundes (WLSB) an einer Erweiterung der Testpflicht auf Kinder ab sechs Jahren vor einem gemeinsamen Training haben auch die baden-württembergischen Fußballverbände in Baden-Württemberg mit Unverständnis auf die veränderte Auslegung der Corona-Verordnung durch das Kultusministerium reagiert. Demnach müssen offenbar auch Kinder ab sechs Jahren getestet sein, bevor sie in Gruppen mit bis zu 20 Personen trainieren dürfen.
Als Folge müssten die Verbände ihre Veröffentlichungen vom 17. Mai revidieren, heißt es. „Wir haben mit großem personellem Aufwand die laufenden Fortschreibungen der Corona-Verordnung für den Fußball gemeinsam mit dem Kultusministerium aufgearbeitet, um Wege aufzuzeigen, wie ein Fußballtraining unter diesen Bedingungen möglich ist. Zwischenzeitlich müssen wir aber zu vielen Fragen die Antworten schuldig bleiben“, bemängelt Siegbert Lipps, Geschäftsführer des Südbadischen Fußballverbandes (SBFV).
Der SBFV, der Württembergische Fußballverband (WFV) und der Badische Fußballverband (BFV) haben sich daher erneut an die Politik gewandt und beklagen sowohl die mangelhafte Transparenz und Kommunikation als auch die Regelungen an sich. „Wir haben mit guten Argumenten die Position des Sports vertreten. Es liegt auf der Hand, dass die derzeitige Auslegung der CoronaVerordnung der erfreulichen Entwicklung mit rückläufigen Inzidenzen in keiner Weise Rechnung trägt und die Strategie der Öffnungsschritte ad absurdum führt“, betont WFV-Hauptgeschäftsführer Frank
Thumm. In der Praxis führe dies dazu, dass Ehrenamtliche nicht mehr bereit sind, unter diesen Voraussetzungen einen Trainingsbetrieb anzubieten.
Als die Bundesnotbremse bei Inzidenzen über 100 galt, hätten Kinder bis 13 Jahre in Fünfer-Gruppen ohne Test-, Impf- oder Genesenennachweis gemeinsam Sport treiben dürfen, heißt es in der Pressemitteilung der baden-württembergischen Fußballverbände. „Vor Inkrafttreten der Bundesnotbremse durften in BadenWürttemberg bei einer Inzidenz unter 100 Kinder bis 14 Jahre in 20erGruppen trainieren – auch ohne tagesaktuelle Tests. Mit Erreichen der Öffnungsstufe 1 nach der aktuellen Corona-Verordnung soll dagegen eine Verschärfung greifen, die entsprechende Testnachweise auch für Kinder unter 14 Jahren und sogar in Fünfer-Gruppen erforderlich macht.“
Die aktuelle Corona-Verordung gelte bis 11. Juni, heißt es in der Mitteilung von WFV, SBFV und BFV. Die Verbände hoffen jedoch, dass die Politik früher agiert. „Wir benötigen dringend klare, inhaltlich überzeugende Regelungen, die ein Sporttreiben auch tatsächlich ermöglichen und nicht ohne sachliche Rechtfertigung einschränken. Die an BadenWürttemberg angrenzenden Bundesländer Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz haben daraus die notwendigen Schlüsse gezogen und dem Sport echte Perspektiven eröffnet“, appelliert Annette Kaul, Pressesprecherin des BFV und stellvertretende Geschäftsführerin in Baden.
In weiteren gemeinsamen Schreiben an das Kultus- sowie Sozialministerium haben die baden-württembergischen Fußballverbände Nachbesserungen der Corona-Verordnung dringend angemahnt.