Kardinal Reinhard Marx bietet Papst Rücktritt an
Münchner Erzbischof will Mitverantwortung für Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche übernehmen
MÜNCHEN (epd/dpa) - Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, hat Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Er habe den Papst am 21. Mai gebeten, „seinen Verzicht auf das Amt des Erzbischofs von München und Freising anzunehmen und über seine weitere Verwendung zu entscheiden“, teilte das Bistum am Freitag mit.
Marx wolle Mitverantwortung übernehmen „für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger
der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“, und zwar „nicht nur für eigene mögliche Fehler, sondern für die Institution Kirche“, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten
Schreiben an Papst Franziskus, in dem Marx seinen Rücktritt erklärt.
Der religionspolitische Sprecher der FDP, Benjamin Strasser, sprach von einem Weckruf für die Kirche. Das Rücktrittsgesuch könne Zielsetzung und Gestaltung der Aufarbeitung des Skandals voranbringen.
Marx steht seit 2008 an der Spitze des Erzbistums München und Freising. Von 2014 bis 2020 war er Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und sorgte in dieser Funktion für das Zustandekommen des Reformprozesses Synodaler
Weg, bei dem die Bischöfe mit der Laienbewegung Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über das Aufbrechen kirchlicher Machtstrukturen verhandeln.
Für den Sommer wird ein Gutachten über Fälle von sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising erwartet, das herausarbeiten soll, wie der Missbrauch durch Priester im Bistum möglich wurde – und ob mächtige Geistliche Täter schützten.
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