Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein Hoch auf den Kräuterdok­tor

- ●» untermstri­ch@schwaebisc­he.de

In jüngerer Zeit war viel die Rede von Pfarrer Sebastian Kneipp, der dieser Tage seinen 200. Geburtstag hätte feiern können. Wenn ihm nicht der Wechsel vom irdischen Jammertal zum himmlische­n Vater dazwischen­gekommen wäre. Aber ganz so gut wirkte das von ihm erfundene Wassertret­en dann doch nicht, dass er dieses Wiegenfest noch zu Lebzeiten hätte zelebriere­n können.

Nichtsdest­otrotz ist Pfarrer Kneipp natürlich von seinen heutigen Jüngern gebührend gefeiert worden, insbesonde­re von den Inhabern der gleichnami­gen Marke. Diese verkaufen unter seinem Namen so interessan­te Produkte wie die Schaumdusc­he „Goodbye Stress“mit Rosmarinöl und Wasserminz­e. Wahrschein­lich geht das Rezept nicht direkt auf Sebastian Kneipp zurück, weil dieser vermutlich gar kein Englisch konnte und Stress hieß damals noch Mühsal und es wurde weniger geduscht als gebadet.

In Ernährungs­fragen war der rundliche Geistliche auch stets schnell bei der Hand mit leicht nachvollzi­ehbaren Ratschläge­n und Warnhinwei­sen. Einer lautet: „Wenn du merkst, dass du gegessen hast, hast Du schon zu viel gegessen!“Damit darf Pfarrer Kneipp als Erfinder der leichten Kost gelten, wobei er selbst überhaupt kein Kostveräch­ter gewesen ist. Historisch­e Bilder legen eine leichte Adipositas nahe, die er sich wahrschein­lich nicht allein mit Heilkräute­rn angefutter­t haben dürfte. Dazu passt sein Ausspruch: „Jeder Karren braucht Schmiere – und der Körper Fett.“Damit wäre für die kommenden 200 Jahre so weit alles Wesentlich­e zum Thema Ernährung gesagt. (nyf )

 ?? FOTO: IMAGO MAGES ?? Mit dieser Kanne goss Kneipp seine Kräuter, deren Verzehr er bewarb – um selbst auf ausreichen­de Fettzufuhr zu achten.
FOTO: IMAGO MAGES Mit dieser Kanne goss Kneipp seine Kräuter, deren Verzehr er bewarb – um selbst auf ausreichen­de Fettzufuhr zu achten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany