Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Regieren ohne Rechtsradi­kale

Die Landtagswa­hl in Sachsen-Anhalt stellt die CDU einmal mehr vor die Frage, ob die Brandmauer zur AfD hält

- Von André Bochow und Ellen Hasenkamp

BERLIN

● aus dem engsten CDU-Führungskr­eis, die das „Soziale mit dem Nationalen versöhnen“wollte, sei unvergesse­n. Schlussfol­gerung: „Wer in dieser Situation CDU wählt, weiß nicht, was er bekommt: Brandmauer oder Brandbesch­leuniger?“

Jan Korte, Bundestags­geschäftsf­ührer der Linken und Abgeordnet­er aus Sachsen-Anhalt, meint, die CDU sei „völlig kaputt. Es gibt den zur AfD offenen rechten Flügel in der Partei, der beim Einsetzen einer Kommission zur Untersuchu­ng des Linksextre­mismus mit der AfD gegen die Koalitions­partner votiert und sich mit der AfD gegen den Rundfunkst­aatsvertra­g gestellt hat.“

Die AfD in Sachsen-Anhalt ist stramm auf dem besonders rechten „Flügel-Kurs“des Thüringer AfDChefs Björn Höcke. Auch in SachsenAnh­alt ist die Partei auf den Corona„Querdenker“-Zug aufgesprun­gen, wirbt aber nicht zuletzt dafür, dass alles wieder „normal“wird. Denn „die Welt um uns herum, die ist irgendwie so verrückt geworden“, heißt es in einem Wahlkampfs­pot, in dem zum Satz „Normal ist eine Heimat“ein Gartenzwer­g eingeblend­et wird. Normal sind für die AfD laut Wahlprogra­mm verpflicht­ende Ultraschal­laufnahmen von Föten für Frauen, die abtreiben wollen, und eine Kulturförd­erung „nur noch für Kunst, die ihrer eigenen deutschen Kultur bejahend gegenübers­teht“. Zusätzlich die üblichen Pläne für Migranten, mehr Polizei und mehr deutsches Brauchtum.

Vor den Blauen zu landen, ist erklärtes Ziel der Union. Es geht um den Erfolg von Regierungs­chef Reiner Haseloff, es geht aber auch um den Erfolg von Bundespart­eichef Armin Laschet. Die Landtagswa­hl ist die erste seit seiner Kür zum Kanzlerkan­didaten. Noch immer trauern viele, gerade auch im Osten, dem unterlegen­en Markus Söder hinterher.

Die eigentlich­e Herausford­erung für Laschet ist aber womöglich nicht das Ergebnis der Wahl, sondern das Ergebnis der anschließe­nden Koalitions­gespräche in Magdeburg. Denn hier stellt sich die Gretchenfr­age mit der AfD je nach Ausgang sofort. Und vor allem das anschließe­nde Mitglieder­votum der CDU-Landesbasi­s über eine Koalition. Das Geraune allerdings, die Union könne nach einer Pleite in Sachsen-Anhalt noch einmal ihren Kanzlerkan­didaten wechseln, ist kaum noch zu hören. Begeisteru­ng allerdings ebenfalls nicht. Und die dürfte wohl auch am Sonntagabe­nd nicht aufkommen.

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FOTO: FLORIAN GAERTNER/IMAGO IMAGES Die Regierungs­bildung in Sachsen-Anhalt dürfte schwierig werden, sollten sich die Umfragen bestätigen.

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