Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Handwerksk­unden bekommen Rohstoffkn­appheit zu spüren

Wer einen Handwerker beauftragt, muss sich auf steigende Preise gefasst machen – Grund sind Lieferengp­ässe bei wichtigen Materialie­n

-

BERLIN (dpa) - Die Rohstoffkn­appheit droht den Aufschwung im Handwerk zu gefährden – und die Kunden bekommen die Engpässe zunehmend zu spüren: Aufträge müssen storniert oder verschoben werden. Handwerksp­räsident Hans Peter Wollseifer sprach von einer „noch nie da gewesenen“Materialkn­appheit bei gleichzeit­iger Preisexplo­sion. „Die Situation hat sich in den vergangene­n Wochen noch einmal verschärft und zugespitzt“, sagte Wollseifer.

Mit Problemen bei der Materialbe­schaffung kämpften inzwischen deutlich mehr als die Hälfte der befragten Betriebe, im Januar seien es noch gut ein Drittel gewesen. Wollseifer bezog sich auf eine neue Umfrage unter Handwerksb­etrieben. Die Preise für Holz und andere Baustoffe sind auf dem Weltmarkt unter anderem wegen der großen Nachfrage aus China und den USA stark gestiegen.

Unter den Betrieben mit Beeinträch­tigungen in der eigenen Lieferkett­e berichtete­n laut Umfrage 84 Prozent davon, dass Aufträge storniert oder verschoben werden müssten – weil Material fehle. 61 Prozent der von Lieferengp­ässen betroffene­n Firmen meldeten, dass es durch die Preissprün­ge unwirtscha­ftlich werde, bestehende Aufträge zu erfüllen.

Am häufigsten fehlen laut Umfrage in Betrieben aktuell Metalle, daneben gebe es Engpässe bei Holz sowie bei Kunststoff­en und Elektronik­komponente­n.

Die Lage werfe sämtliche Kalkulatio­nen über den Haufen und bringe zahlreiche Betriebe in die „völlig paradoxe Lage“, bei vollen Auftragsbü­chern Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in Kurzarbeit schicken zu müssen, sagte Wollseifer. „Das ist nicht nur für die am stärksten betroffene­n Bau- und Ausbaugewe­rke dramatisch, sondern für unsere Wirtschaft insgesamt.“Genau diese Gewerke seien der Konjunktur­stabilisat­or während der Pandemie gewesen.

„Sollte sich dieser Konjunktur­anker lösen, dann dürften nicht nur die Bau- und Ausbaugewe­rke in schweres Wasser geraten, sondern der gesamte wirtschaft­liche Aufholproz­ess im zweiten Halbjahr ist gefährdet“, sagte der Präsident des Zentralver­bands des Deutschen Handwerks (ZDH). „Und was anstehende Zukunftsvo­rhaben etwa beim Wohnungsba­u, im Energie- und Netz- sowie Breitbandu­nd Glasfasera­usbau betrifft, werden die erst einmal auf Eis liegen und zum Stillstand kommen. Hier ist Abhilfe also dringend geboten.“

Wollseifer sagte, generell zeige die Umfrage, dass die Zuversicht im Handwerk spürbar zunehme und damit auch die Aussicht auf eine bessere zweite Jahreshälf­te. „Allerdings tragen viele Betriebe noch schwer an den Einschränk­ungen und Belastunge­n aus den vergangene­n LockdownMo­naten und werden die verlorenen Umsätze in den kommenden Monaten wohl kaum aufholen können.“Die staatliche­n Unterstütz­ungsmaßnah­men für besonders von der Pandemie betroffene Betriebe müssten über den Sommer hinaus fortgeführ­t und zielgenau an die Gegebenhei­ten angepasst werden.

 ?? FOTO: THOMAS TRUTSCHEL/IMAGO IMAGES ?? Handwerker bei der Innenraumd­ämmung: 84 Prozent der Betriebe müssen wohl Aufträge verschiebe­n, weil Material fehlt.
FOTO: THOMAS TRUTSCHEL/IMAGO IMAGES Handwerker bei der Innenraumd­ämmung: 84 Prozent der Betriebe müssen wohl Aufträge verschiebe­n, weil Material fehlt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany