Real bis zur Schmerzgrenze
Tatort: Die dritte Haut (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) - Dieser Tatort ist definitiv nichts für Wohnungssuchende. Zu realistisch sind die – durchaus legalen – Machenschaften der Hausverwaltungen beziehungsweise Immobilienfirmen. Im 13. Fall der Berliner Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) geht es um den deutschen Wohnungsmarkt und vor allem darum, was manche tun würden, um bezahlbaren Wohnraum zu bekommen.
Alles beginnt mit einer Zwangsräumung. Zuschauer und Kommissare sind live dabei, wie Familie Wagner im Morgengrauen ihr Dach über dem Kopf verliert. Der Vater ist Busfahrer und – wie er sagt – „sogar systemrelevant“. Als kurz darauf der Juniorchef der Immobilienfirma Ceylan tot vor dem Haus liegt, will keiner der Mieter im Haus etwas gesehen haben. Und doch ist Cem Ceylan nicht freiwillig gesprungen. Und alle haben mit ihm zuvor zu tun gehabt.
Der niederländische Regisseur Norbert Ter Hall lässt seine erste deutsche Produktion im großstädtischen Hier und Jetzt spielen, Masken und CoronaHygienemaßnahmen inklusive. Die Grenzen zwischen Fiktion und Realität sind öfter verwischt, die Handlung spielt meistens im düsteren Draußen, unter Brücken, im Gedränge der Menschen. Und so wirkt die Filmsprache fast dokumentarisch, inklusive realer Obdachlosen, die niemand engagieren musste, und ihren Geschichten. Dazu souveräne Großstadtkommissare, deren private Probleme nicht überbewertet werden. Schon das allein tut mal wieder gut.