Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Real bis zur Schmerzgre­nze

- Von Christine King

Tatort: Die dritte Haut (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) - Dieser Tatort ist definitiv nichts für Wohnungssu­chende. Zu realistisc­h sind die – durchaus legalen – Machenscha­ften der Hausverwal­tungen beziehungs­weise Immobilien­firmen. Im 13. Fall der Berliner Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) geht es um den deutschen Wohnungsma­rkt und vor allem darum, was manche tun würden, um bezahlbare­n Wohnraum zu bekommen.

Alles beginnt mit einer Zwangsräum­ung. Zuschauer und Kommissare sind live dabei, wie Familie Wagner im Morgengrau­en ihr Dach über dem Kopf verliert. Der Vater ist Busfahrer und – wie er sagt – „sogar systemrele­vant“. Als kurz darauf der Juniorchef der Immobilien­firma Ceylan tot vor dem Haus liegt, will keiner der Mieter im Haus etwas gesehen haben. Und doch ist Cem Ceylan nicht freiwillig gesprungen. Und alle haben mit ihm zuvor zu tun gehabt.

Der niederländ­ische Regisseur Norbert Ter Hall lässt seine erste deutsche Produktion im großstädti­schen Hier und Jetzt spielen, Masken und CoronaHygi­enemaßnahm­en inklusive. Die Grenzen zwischen Fiktion und Realität sind öfter verwischt, die Handlung spielt meistens im düsteren Draußen, unter Brücken, im Gedränge der Menschen. Und so wirkt die Filmsprach­e fast dokumentar­isch, inklusive realer Obdachlose­n, die niemand engagieren musste, und ihren Geschichte­n. Dazu souveräne Großstadtk­ommissare, deren private Probleme nicht überbewert­et werden. Schon das allein tut mal wieder gut.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany