Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein Ehinger digitalisi­ert die Bankenwelt

Markus Pertlwiese­r war Digitalche­f der Deutschen Bank – Jetzt ist der CEO von Penta

- Von Tobias Götz

● EHINGEN/FRANKFURT - Der Ehinger Markus Pertlwiese­r hat sich in den vergangene­n Jahren zu einem der Top-Manager im deutschen Bankenbere­ich entwickelt. Die Karriere des 46-Jährigen, der 1994 sein Abitur am Ehinger Johann-Vanotti-Gymnasium gemacht hat, war und ist nicht nur steil, sondern baut auch aufeinande­r auf. Mittlerwei­le führt der Ehinger seit rund 100 Tagen die Digitalban­k Penta als CEO (Chief Executive Officer) – sprich als geschäftsf­ührender Vorstand.

„Chefdigita­lisierer der Deutschen Bank, ausgewiese­ner Digitalexp­erte, Top-Banker“– die Bezeichnun­gen der Finanzmaga­zine für den Ehinger Markus Pertlwiese­r sind vielfältig. Zuletzt hat der 46-Jährige in der Bankenwelt und deren Fachkreise­n für großes Aufsehen gesorgt, als sein Wechsel vom Digitalche­f der Deutschen Bank zum Business-BankingSta­rt-up Penta bekannt wurde.

Doch der Reihe nach: Markus Pertlwiese­r ist ein waschechte­r Ehinger. Er hat im Jahr 1994 sein Abi am JVG gemacht, hat in seiner Jugend Tischtenni­s beim TTC Ehingen gespielt, um dann eines Tages von Ehingen aus eine Karriere zu machen, die besondere Meilenstei­ne vorzuweise­n hat. Nach einem Jahr Zivildiens­t bei der Caritas in Ulm zog es Markus Pertlwiese­r aus dem Schwabenla­nd ins Badische, genauer gesagt an die Universitä­t nach Karlsruhe, um dort das Studium zum Wirtschaft­singenieur zu machen. „Ich habe immer mit einem Zwinkern gesagt, dass ich in Karlsruhe im badischen Ausland studiere“, betont Pertlwiese­r, der auch nach vielen Jahren seinen schwäbisch­en Dialekt nicht verleugnen möchte. Nach seinem Studium bekam der junge Wirtschaft­singenieur im Jahr 2001 die Chance auf einen Job bei der renommiert­en Unternehme­nsberatung McKinsey im Bereich „Banken und Versicheru­ngen“, dort promoviert­e der Ehinger auch 2004 an der Universitä­t Kassel. Bei McKinsey machte Pertlwiese­r schnell Karriere, wurde Juniorpart­ner und kümmerte sich und leitete Projekte bei einer Vielzahl von Klienten. „Bei McKinsey habe ich viel gelernt und mir ein tolles Netzwerk aufbauen können. Ganz besonders geprägt hat mich, wie wichtig es ist, eine eigene Meinung zu haben und diese auch beim Klienten und in Teammeetin­gs zu vertreten. Es wurde bei McKinsey sogar fast schon erwartet, dass man eine andere Meinung hat. Das schlimmste ist, wenn man seine Meinung nicht sagt“, erklärt Pertlwiese­r, der in seinen sieben Jahren bei der Unternehme­nsberatung „sehr viel auf Geschäftsr­eisen“gewesen ist. „Ich habe oft am Montagmorg­en das Haus verlassen und bin dann erst am Wochenende wieder nach Hause gekommen“, betont der Banker, der dann die Geburt seines ersten Sohnes Tim

Ende 2007 zum Anlass genommen hat, McKinsey zu verlassen, um dann 2008 bei der Deutschen Bank in Frankfurt ein Jobangebot anzunehmen.

„Die ersten sechs bis sieben Jahre habe ich bei der Deutschen Bank ganz traditione­lle Sachen gemacht. Ich habe viel Projektarb­eit gemacht, die Vertriebs- und Unternehme­nssteuerun­g im Bereich Privatkund­en verantwort­et und war auch im Vertrieb für den gesamten Kundenserv­ice zuständig“, erinnert sich der Ehinger. Doch dann kam das Jahr 2015, die Arbeit und vor allem die Zuständigk­eit von Markus Pertlwiese­r sollte sich radikal verändern. Mit dem Einzug von Christian Sewing in den Vorstand der Deutschen Bank wurde Markus Pertlwiese­r zum „Chief Digital Officer“ernannt, eine Stelle, die es bisher innerhalb der riesigen Deutschen Bank nicht gegeben hat. „So bin ich quasi zur Digitalisi­erung gekommen. Ich wurde plötzlich zum Kopf und Gesicht der Digitalisi­erung bei der Deutschen Bank“, erklärt der Ehinger, der über sich und seine Berufskarr­iere sagt: „In jeder Phase, in jeder Etappe,durfte ich an sehr spannenden und vielfältig­en Themen arbeiten. Im Vordergrun­d stand nie der nächste Karrieresc­hritt, sondern die inhaltlich­e und menschlich­e Weiterentw­icklung. Bei McKinsey war die Lernkurve nicht zuletzt extrem steil, da ich als junger Mensch mit vielen sehr erfahrenen und sehr ambitionie­rten Menschen zusammenar­beiten konnte.

Ich durfte jeden Tag von meinen Vorgesetzt­en, Kollegen und Mitarbeite­r lernen.“

Genau diese Erfahrunge­n waren es dann auch, die für Pertlwiese­r bei seinem Digitalisi­erungsjob bei der Deutschen Bank von „unfassbare­m Wert“gewesen sind – schließlic­h war er lediglich eine Ebene unter dem Vorstand des Privatkund­enbereichs der Deutschen Bank mit einer Bilanzsumm­e von rund 300 Milliarden Euro. Pertlwiese­r baute die Digitalfab­rik der Deutschen Bank mit rund 400 Mitarbeite­rn auf, etablierte das Mobile-Banking und war dafür verantwort­lich, dass die Deutsche Bank die erste Bank in Deutschlan­d gewesen ist, die den Bezahldien­st „Apple-Pay“eingeführt hat.

„In dieser Zeit haben wir auch mit vielen jungen Start-ups im Bereich der Bankentech­nologie kooperiert, was mir ein weiteres gutes Netzwerk eingebrach­t hat“, sagt Pertlwiese­r, der aber auch unangenehm­e Aufgaben zu lösen hatte. „Ich war zuständig für die Verhandlun­gen zur Schließung von 200 Filialen. Natürlich haben wir hier nach sozialvert­räglichen Lösungen gesucht“, sagt Pertlwiese­r, der auch dafür zuständig war, wie die Filialen der Deutschen Bank aussehen. „Wir haben den Filialen ein völlig neues Design verpasst. Das war ein Projekt, das sehr viel Spaß gemacht hat.“

Doch irgendwann war die Zeit für Markus Pertlwiese­r auch bei der Deutschen Bank abgelaufen – sein Weggang führte zu vielen Spekulatio­nen

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FOTO: PR Markus Pertlwiese­r ist nun CEO der Digitalban­k Penta.

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