Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Warum Fahrräder knapper werden

Händler in Biberach haben es aktuell schwer, die große Nachfrage zu bedienen

- Von Christina Mikalo

BIBERACH - Das Fahrrad-Fieber hält an: Auch nach über einem Jahr Pandemie bleibe die Nachfrage nach Rädern groß, berichten Händler aus Biberach. Vor allem E-Bikes und Sporträder erleben einen Boom. Doch wegen Corona kommt es vielerorts zu Lieferprob­lemen – auch bei Ersatzteil­en.

Eigentlich könnte sich Tommy Babic vom Biberacher Radgeschäf­t „Die Fahrradpro­fis“glücklich schätzen. Das Interesse der Kundinnen und Kunden an Fahrrädern sei nach wie sehr groß, berichtet er. „Wenn auch nicht so extrem wie letztes Jahr, als die Menschen anders kaum weg kamen.“

Besonders im Trend liegen Pedelecs. „Das sind mittlerwei­le gut drei Viertel aller Räder, die wir verkaufen“, sagt Babic. Doch auch Sporträder wie Mountain- oder Crossbikes fragen die Menschen zunehmend nach, berichten andere Händler aus Biberach wie Sven Reichel von „Radsport Reichel“.

Ihm zufolge gibt es noch ein Modell, das sich mittlerwei­le etabliert hat: E-Bikes. Laut dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) wurden 2020 43,4 Prozent mehr Elektrofah­rräder verkauft als noch 2019. Insgesamt lag der Absatz an Fahrrädern und E-Bikes 2020 mit 5,04 Millionen Einheiten um 16,9 Prozent über dem des Vorjahrs.

Und gerade bei diesen stark nachgefrag­ten Modellen werde es für viele Händlerinn­en und Händler langsam dünn, erzählt Babic. „Hersteller sind zurzeit nicht in der Lage, so viel zu produziere­n und zu liefern, wie wir verkaufen könnten.“

Ähnliches berichtet Robert Zipfel vom „Rad-Service-Zipfel“in Biberach. „Räder, die wir letztes Jahr bestellt haben, sind heute noch nicht da“, sagt er. Deshalb können er und sein Team inzwischen kaum noch Leihräder anbieten. Bei Reparature­n, auf die Zipfel sein Geschäft spezialisi­ert hat, kommt es zum Teil zu Verzögerun­gen von drei bis vier Tagen.

Die Ersatzteil­e fehlen, auch bei den „Fahrradpro­fis“. „Auf einfache Verschleiß­artikel wie Kassetten müssen wir zum Teil ewig lange warten und können unseren Kunden deshalb nichts anbieten“, sagt Babic. Bei E-Bikes,

deren Reparatur je nach Bauteil mitunter aufwändige­r sei, fehlen unter anderem Kabel. Bei „Radsport Reichel“spürt man dem Inhaber zufolge ebenfalls eine „Warenknapp­heit in einigen Bereichen“. Das hat Folgen für die Nachfrage.

„Die Leute merken, dass wir zurzeit weniger anbieten können“, erklärt Zipfel. Dennoch bleiben die meisten Kundinnen und Kunden laut Babic entspannt. „Viele wissen durch Medienberi­chte von den aktuellen Lieferprob­lemen.“

Diese seien für die Händlerinn­en und Händler ebenfalls wenig überrasche­nd gekommen, nachdem zuvor bereits andere Branchen von Materialkn­appheit betroffen waren. Viele Fahrräder und Bauteile stammen aus Asien. Dort stocken schon seit längerem wegen des Virus die Lieferkett­en. „Manche Werke wurden stillgeleg­t“, erzählt Babic. So stehen fertige Räder in den Hallen, anstatt in den Verkauf zu gelangen.

Wie lange das so bleiben wird, wissen die Fahrradhän­dlerinnen und -händler nicht. Laut Robert Zipfel sei zumindest derzeit aber noch kein Ende der Knappheit in Sicht.

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FOTO: MURAT/DPA Große Nachfrage, geringe Liefermeng­en: Fahrradhän­dlerinnen und -händlern macht die Pandemie zu schaffen.

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