Warum Fahrräder knapper werden
Händler in Biberach haben es aktuell schwer, die große Nachfrage zu bedienen
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BIBERACH - Das Fahrrad-Fieber hält an: Auch nach über einem Jahr Pandemie bleibe die Nachfrage nach Rädern groß, berichten Händler aus Biberach. Vor allem E-Bikes und Sporträder erleben einen Boom. Doch wegen Corona kommt es vielerorts zu Lieferproblemen – auch bei Ersatzteilen.
Eigentlich könnte sich Tommy Babic vom Biberacher Radgeschäft „Die Fahrradprofis“glücklich schätzen. Das Interesse der Kundinnen und Kunden an Fahrrädern sei nach wie sehr groß, berichtet er. „Wenn auch nicht so extrem wie letztes Jahr, als die Menschen anders kaum weg kamen.“
Besonders im Trend liegen Pedelecs. „Das sind mittlerweile gut drei Viertel aller Räder, die wir verkaufen“, sagt Babic. Doch auch Sporträder wie Mountain- oder Crossbikes fragen die Menschen zunehmend nach, berichten andere Händler aus Biberach wie Sven Reichel von „Radsport Reichel“.
Ihm zufolge gibt es noch ein Modell, das sich mittlerweile etabliert hat: E-Bikes. Laut dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) wurden 2020 43,4 Prozent mehr Elektrofahrräder verkauft als noch 2019. Insgesamt lag der Absatz an Fahrrädern und E-Bikes 2020 mit 5,04 Millionen Einheiten um 16,9 Prozent über dem des Vorjahrs.
Und gerade bei diesen stark nachgefragten Modellen werde es für viele Händlerinnen und Händler langsam dünn, erzählt Babic. „Hersteller sind zurzeit nicht in der Lage, so viel zu produzieren und zu liefern, wie wir verkaufen könnten.“
Ähnliches berichtet Robert Zipfel vom „Rad-Service-Zipfel“in Biberach. „Räder, die wir letztes Jahr bestellt haben, sind heute noch nicht da“, sagt er. Deshalb können er und sein Team inzwischen kaum noch Leihräder anbieten. Bei Reparaturen, auf die Zipfel sein Geschäft spezialisiert hat, kommt es zum Teil zu Verzögerungen von drei bis vier Tagen.
Die Ersatzteile fehlen, auch bei den „Fahrradprofis“. „Auf einfache Verschleißartikel wie Kassetten müssen wir zum Teil ewig lange warten und können unseren Kunden deshalb nichts anbieten“, sagt Babic. Bei E-Bikes,
deren Reparatur je nach Bauteil mitunter aufwändiger sei, fehlen unter anderem Kabel. Bei „Radsport Reichel“spürt man dem Inhaber zufolge ebenfalls eine „Warenknappheit in einigen Bereichen“. Das hat Folgen für die Nachfrage.
„Die Leute merken, dass wir zurzeit weniger anbieten können“, erklärt Zipfel. Dennoch bleiben die meisten Kundinnen und Kunden laut Babic entspannt. „Viele wissen durch Medienberichte von den aktuellen Lieferproblemen.“
Diese seien für die Händlerinnen und Händler ebenfalls wenig überraschend gekommen, nachdem zuvor bereits andere Branchen von Materialknappheit betroffen waren. Viele Fahrräder und Bauteile stammen aus Asien. Dort stocken schon seit längerem wegen des Virus die Lieferketten. „Manche Werke wurden stillgelegt“, erzählt Babic. So stehen fertige Räder in den Hallen, anstatt in den Verkauf zu gelangen.
Wie lange das so bleiben wird, wissen die Fahrradhändlerinnen und -händler nicht. Laut Robert Zipfel sei zumindest derzeit aber noch kein Ende der Knappheit in Sicht.