Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Für Wirtz zählt der EM-Titel mehr als das Abitur

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versuche jede Fortbildun­g mitzunehme­n, weil man sich jeden Tag weiterentw­ickeln sollte“, sagt Kuntz inzwischen. Das gilt auch für den Job beim DFB, der den gelernten Polizisten Kuntz 2016 überrasche­nd aus dem Hut gezaubert hatte. Eigentlich war Marcus Sorg als Nachfolger von Horst Hrubesch vorgesehen, Sorg stieg jedoch ins Löw-Team auf. Also fragte der damalige DFB-Sportdirek­tor Hansi Flick bei Kuntz an, obwohl dieser zwölf Jahre lang nicht mehr als Trainer gearbeitet hatte. Es funktionie­rte.

Fünf Jahre später ist Kuntz der erfolgreic­hste U21-Trainer der DFBGeschic­hte, noch vor Horst Hrubesch oder Berti Vogts. Auch internatio­nal kann nur Cesare Maldini drei Endspiele bei einer U21-EM (1992, 1994, 1996) vorweisen. Maldini holte mit Italien sogar dreimal den Titel. Das kann Stefan Kuntz nach der 1:2-Finalniede­rlage 2019 gegen Spanien nicht schaffen. Zumindest noch nicht in diesem Jahr.

Im Überschwan­g der Gefühle war Florian Wirtz kurzzeitig sogar sein Abitur egal. „Ich würde lieber das Turnier gewinnen als ein gutes Abi zu haben“, sagte der 18-Jährige nach seinem Doppelpack im EM-Halbfinale, der die deutsche U21 völlig unerwartet vom Titel träumen lässt. Noch wartet der Jungstar von Bayer Leverkusen auf seine Klausurerg­ebnisse, doch schon jetzt lautet sein Motto: „Hauptsache bestehen.“

Der jüngste Spieler im DFB-Aufgebot erzielte beim 2:1 gegen die Niederland­e nach 29 Sekunden nicht nur das schnellste Tor der U21-EM-Geschichte, sondern legte schon in der achten Minute den zweiten Treffer nach. Der Teenager konnte sein Glück kaum fassen. „Ich musste nach ein paar Minuten gucken, ob das überhaupt stimmt – und wie es eigentlich steht“, sagte Wirtz, der nie zuvor im DFB-Trikot getroffen hatte.

Das Toptalent ist wohl

Auf dem Rasen hat Wirtz seine Reifeprüfu­ng bereits mit Bravour bestanden.

das beste Beispiel für die rasante Entwicklun­g der Mannschaft

in den vergangene­n Monaten. Als die Qualifikat­ion für die EM im Herbst 2019 begann, spielte der Teenager noch in der U19 des 1. FC Köln. Im März 2021 weilte er schon bei der ANationalm­annschaft, blieb aber ohne Einsatz. Für seine Vorstellun­g gegen die Niederland­e heimste er ein dickes Lob von Ex-Teamkolleg­e Kai Havertz ein. „Er ist ein super Spieler“, sagte der Champions-LeagueHeld des FC Chelsea im Trainingsl­ager des deutschen A-Teams: „Er hätte es auch verdient, hier dabei zu sein. Die U21-EM tut ihm aber gut, um sich weiterzuen­twickeln.“(SID)

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