Sie wissen, wie es funktioniert
Berliner Meister-Eisbären tragen Deutschlands Eishockeyhoffnungen auch im WM-Halbfinale
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RIGA (dpa) - Das Meistergefühl der Eisbären Berlin trägt Deutschlands Eishockey-Nationalteam auch mit durch die WM. Bundestrainer Toni Söderholm setzt ganz bewusst auf einen Block des deutschen Champions – und dieser Plan geht bislang voll auf. Der nervenstarke Trick-Torschütze Marcel Noebels und der herausragende Rückhalt Mathias Niederberger im Tor sind in Riga zwei absolute Leistungsträger. Nach der Penaltyshow gegen die Schweiz will das Berliner Duo seine glänzenden Auftritte im Halbfinale gegen Titelverteidiger Finnland am Samstag (17.15 Uhr/Sport1) bestätigen.
„Diese Jungs sind Meister geworden und sind daher vom Selbstvertrauen auf einem ganz anderen Level“, begründete Söderholm seine Wahl bei der Kaderzusammenstellung und sein Vertrauen in Niederberger und Noebels für die entscheidenden Momente. Beide zahlten es nachhaltig zurück.
In den vergangenen Jahren galt es manchmal als schwierig, die Profis des DEL-Titelträgers ins Nationalteam zu integrieren. Schnell müssen sie umschalten vom Party- in den WM-Modus. Söderholm aber holte in Niederberger, Noebels, Jonas Müller, Lukas Reichel und Leo Pförderl gleich fünf Meisterspieler in den Kader und ließ die schon in den Playoffs der deutschen Eishockey Liga (DEL) harmonierenden Noebels, Reichel und Pföderl in einer Sturmreihe. Die nahmen ihren Schwung einfach mit.
„Es ist echt etwas Unbeschreibliches, die Meisterschaft zu gewinnen. Danach hat man das Gefühl, dass man den Code geknackt hat. Dass man weiß, wie es funktioniert“, erklärte Niederberger. „Das verbindet die Mannschaft auf besondere Weise. In Sachen Nationalmannschaft hat uns das richtig beflügelt jetzt.“
Im Viertelfinale gegen die Schweiz stachen der Stolz der Berliner, ihr Selbstbewusstsein und ihre Stärke besonders heraus. Schlussmann
Niederberger rettete sein Team ins Penaltyschießen, wo er nur einmal bezwungen wurde. Torjäger Noebels verzückte mit einem Tor, das Söderholm als Treffer für eine „Briefmarke“rühmte: Im zehnten – und regulär letzten – Penalty spielte der Olympiazweite von 2018 den Schweizer Leonardo Genoni bilderbuchmäßig aus. Er zog nach links, täuschte den Torhüter und zirkelte den Puck dann mit nur einer Hand am Schläger rechts an diesem vorbei.
„Mathias Niederberger hat ihm die Möglichkeit gegeben, der Held zu sein“, schwärmte Söderholm nach dem 3:2 nach Penaltyschießen, schob aber hinterher: „Wir haben 20 Helden, das darf man nicht vergessen.“
Von denen Noebels aber als Topscorer überzeugt – und schon gegen die Letten entscheidend für die Viertelfinalteilnahme traf. In der K.-o.-Runde war der Einsatz des 29-Jährigen zunächst wegen einer Verletzung fraglich gewesen – er aber meldete sich fit und schoss dann das Siegtor. „Das sind Geschichten, die schreibt der Sport“, meinte Kapitän Moritz Müller.
Marcel Noebels steigerte sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich. In der DEL wurde er in zwei Spielzeiten nacheinander als bester Stürmer und bester Spieler ausgezeichnet. Im Nationalteam wuchs er in eine zunehmend wichtigere Rolle hinein. Mathias Niederberger, Sohn des früheren Nationalverteidigers Andreas Niederberger, spielt mit dem Wissen, dass er sein Niveau im schwarz-rot-goldenen Trikot immer noch mal steigern kann. Seine Sicherheit gebe dem Team „eine Menge Selbstvertrauen“, sagte Topverteidiger Moritz Seider. „Wie der Mathias jetzt spielt, das ist ein Torwart, der vor einigen Wochen für seine Mannschaft eine Meisterschaft gewonnen hat“, lobte auch Toni Söderholm.
Und der jetzt für sein Team das Halbfinale gegen Finnland gewinnt? Sein überragendes Weltmeisterschaftsdebüt bestritt Mathias Niederberger vor drei Jahren in Dänemark: Dank seiner Paraden gelang damals, am 13. Mai 2018, der erste WM-Sieg über Finnland seit 25 Jahren – ein 3:2 nach Verlängerung.
Marcel Noebels übrigens schoss seinerzeit kein einziges Turniertor, kam allerdings auch als geschlagener DEL-Finalist zum Nationalteam.