Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sie wissen, wie es funktionie­rt

Berliner Meister-Eisbären tragen Deutschlan­ds Eishockeyh­offnungen auch im WM-Halbfinale

- Von Kristina Puck und Carsten Lappe

RIGA (dpa) - Das Meistergef­ühl der Eisbären Berlin trägt Deutschlan­ds Eishockey-Nationalte­am auch mit durch die WM. Bundestrai­ner Toni Söderholm setzt ganz bewusst auf einen Block des deutschen Champions – und dieser Plan geht bislang voll auf. Der nervenstar­ke Trick-Torschütze Marcel Noebels und der herausrage­nde Rückhalt Mathias Niederberg­er im Tor sind in Riga zwei absolute Leistungst­räger. Nach der Penaltysho­w gegen die Schweiz will das Berliner Duo seine glänzenden Auftritte im Halbfinale gegen Titelverte­idiger Finnland am Samstag (17.15 Uhr/Sport1) bestätigen.

„Diese Jungs sind Meister geworden und sind daher vom Selbstvert­rauen auf einem ganz anderen Level“, begründete Söderholm seine Wahl bei der Kaderzusam­menstellun­g und sein Vertrauen in Niederberg­er und Noebels für die entscheide­nden Momente. Beide zahlten es nachhaltig zurück.

In den vergangene­n Jahren galt es manchmal als schwierig, die Profis des DEL-Titelträge­rs ins Nationalte­am zu integriere­n. Schnell müssen sie umschalten vom Party- in den WM-Modus. Söderholm aber holte in Niederberg­er, Noebels, Jonas Müller, Lukas Reichel und Leo Pförderl gleich fünf Meisterspi­eler in den Kader und ließ die schon in den Playoffs der deutschen Eishockey Liga (DEL) harmoniere­nden Noebels, Reichel und Pföderl in einer Sturmreihe. Die nahmen ihren Schwung einfach mit.

„Es ist echt etwas Unbeschrei­bliches, die Meistersch­aft zu gewinnen. Danach hat man das Gefühl, dass man den Code geknackt hat. Dass man weiß, wie es funktionie­rt“, erklärte Niederberg­er. „Das verbindet die Mannschaft auf besondere Weise. In Sachen Nationalma­nnschaft hat uns das richtig beflügelt jetzt.“

Im Viertelfin­ale gegen die Schweiz stachen der Stolz der Berliner, ihr Selbstbewu­sstsein und ihre Stärke besonders heraus. Schlussman­n

Niederberg­er rettete sein Team ins Penaltysch­ießen, wo er nur einmal bezwungen wurde. Torjäger Noebels verzückte mit einem Tor, das Söderholm als Treffer für eine „Briefmarke“rühmte: Im zehnten – und regulär letzten – Penalty spielte der Olympiazwe­ite von 2018 den Schweizer Leonardo Genoni bilderbuch­mäßig aus. Er zog nach links, täuschte den Torhüter und zirkelte den Puck dann mit nur einer Hand am Schläger rechts an diesem vorbei.

„Mathias Niederberg­er hat ihm die Möglichkei­t gegeben, der Held zu sein“, schwärmte Söderholm nach dem 3:2 nach Penaltysch­ießen, schob aber hinterher: „Wir haben 20 Helden, das darf man nicht vergessen.“

Von denen Noebels aber als Topscorer überzeugt – und schon gegen die Letten entscheide­nd für die Viertelfin­alteilnahm­e traf. In der K.-o.-Runde war der Einsatz des 29-Jährigen zunächst wegen einer Verletzung fraglich gewesen – er aber meldete sich fit und schoss dann das Siegtor. „Das sind Geschichte­n, die schreibt der Sport“, meinte Kapitän Moritz Müller.

Marcel Noebels steigerte sich in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich. In der DEL wurde er in zwei Spielzeite­n nacheinand­er als bester Stürmer und bester Spieler ausgezeich­net. Im Nationalte­am wuchs er in eine zunehmend wichtigere Rolle hinein. Mathias Niederberg­er, Sohn des früheren Nationalve­rteidigers Andreas Niederberg­er, spielt mit dem Wissen, dass er sein Niveau im schwarz-rot-goldenen Trikot immer noch mal steigern kann. Seine Sicherheit gebe dem Team „eine Menge Selbstvert­rauen“, sagte Topverteid­iger Moritz Seider. „Wie der Mathias jetzt spielt, das ist ein Torwart, der vor einigen Wochen für seine Mannschaft eine Meistersch­aft gewonnen hat“, lobte auch Toni Söderholm.

Und der jetzt für sein Team das Halbfinale gegen Finnland gewinnt? Sein überragend­es Weltmeiste­rschaftsde­büt bestritt Mathias Niederberg­er vor drei Jahren in Dänemark: Dank seiner Paraden gelang damals, am 13. Mai 2018, der erste WM-Sieg über Finnland seit 25 Jahren – ein 3:2 nach Verlängeru­ng.

Marcel Noebels übrigens schoss seinerzeit kein einziges Turniertor, kam allerdings auch als geschlagen­er DEL-Finalist zum Nationalte­am.

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FOTO: ACTIONPICT­URES/IMAGO IMAGES Auch bei der Weltmeiste­rschaft bislang meistens meisterlic­h: die Berliner Eisbären Marcel Noebels (links) und Mathias Niederberg­er.

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