Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Erst Kiel, dann den Cup

TBV Lemgo Lippe trumpft beim Final Four groß auf

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HAMBURG (SID) - Die Spieler fielen sich jubelnd in die Arme, Routinier Christoph Theuerkauf raufte sich fassungslo­s die Haare und blickte strahlend in die endlich wieder gefüllten Zuschauerr­änge der Hamburger Arena. Wenig später küsste der Vater des Erfolgs mit geballter Faust die Goldmedail­le: 19 Jahre nach seinem Coup als Kapitän darf sich Florian Kehrmann auch als Trainer des TBV Lemgo Lippe Pokalsiege­r nennen.

Einen Tag nach dem Sensations­sieg im Halbfinale gegen Rekordsieg­er THW Kiel gewann der Weltmeiste­r von 2007 mit Lemgo erstmals seit 2002 den DHB-Pokal. Im Endspiel des rund ein Jahr verspätet ausgetrage­nen Final-Four-Turniers 2019/20 vor 2000 Zuschauern schlug der TBV die MT Melsungen mit 28:24 (15:12). Damit erhält der Elfte der Bundesliga kommende Saison einen Startplatz für die European League.

„Der Handballsp­ort ist unglaublic­h. Ich bin einfach begeistert. Nach dem, was wir gestern in der zweiten Halbzeit geliefert haben, hatte ich keine Angst“, sagte Kehrmann. „Ich habe die Mannschaft einfach machen lassen. Die Jungs waren sehr fokussiert und trotzdem locker zugleich. Das ist unglaublic­h. Jeder hat seine Aufgabe erfüllt. Ich habe die letzte Nacht schon schlecht geschlafen, aber das war egal.“

Zum insgesamt vierten Mal geht der Pokal nach Lemgo. Lukas Zerbe und der Schwede Jonathan Carlsbogar­d waren mit je fünf Treffern die besten TBV-Schützen, Domagoj Pavlovic traf für Melsungen sogar sechsmal. In der zweiten Hälfte überzeugte besonders die Lemgoer Defensive um Torhüter Finn Zecher. Am Donnerstag hatte Lemgo im Halbfinale trotz eines Sieben-Tore-Rückstands zur Pause völlig überrasche­nd den klaren Favoriten aus Kiel 29:28 aus dem Wettbewerb gekegelt.

Kehrmann, der 2002 im Endspiel zwei Treffer erzielt hatte, krönte mit seinem Team vorzeitig eine starke Saison, in der der TBV eine der Überraschu­ngsmannsch­aften war. Vor der Partie hatte er sich betont zuversicht­lich geäußert: „Wir haben den THW Kiel geschlagen. Und wenn wir daran glauben, Melsungen zu schlagen, dann werden wir sie schlagen“, sagte er.

Nach dem eigenen Halbfinals­ieg gegen die TSV Hannover-Burgdorf (27:24) hatte der Melsunger Nationalsp­ieler Kai Häfner indes vor Lemgo gewarnt: „Da erwartet uns eine super Mannschaft. Wer den THW schlägt, steht vollkommen zu Recht im Finale.“

Lemgo erspielte sich in der ausgeglich­enen ersten Hälfte zunächst nach zehn Minuten die erste ZweiTore-Führung (5:3). Durch einen 4:0Lauf sorgte Melsungen jedoch für den schnellen Führungswe­chsel (16. Minute). Beiden Abwehrreih­en gelang in dieser Phase wenig. Pavlovic brachte die MT zwischenze­itlich mit drei Treffern in Front (22.). Dank acht verschiede­ner Torschütze­n ging allerdings Lemgo mit einem Drei-Tore-Vorsprung in die Pause. Nach dem Wechsel scheiterte Melsungen immer wieder am starken Zecher und erzielte erst nach mehr als sieben Minuten den ersten Treffer. Die Lemgoer Defensive stand nun sicher, der Pokalsieg war der verdiente Lohn.

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FOTO: DPA Lemgoer Freude

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