Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mängelbese­itigung bedeutet Wertsteige­rung

Wer bei einer Immobilie Sanitär, Elektrik und Co. saniert, kann beim Verkauf einen höheren Preis erzielen

- Von Sabine Meuter

● ie die Zeit vergeht: Die Kinder sind erwachsen und ausgezogen. Das Familienhe­im wirkt leer und ist für die älter werdenden Eltern auf kurz oder lang zu groß. Viele überlegen daher, in eine kleinere Wohnung umzuziehen und ihr Haus zu verkaufen.

Damit sie dabei einen guten Preis erzielen, wollen sie häufig vorher den Wert der Immobilie steigern – in dem sie das oft seit Jahrzehnte­n bewohnte Haus modernisie­ren. Nur welche Modernisie­rungen können überhaupt wertsteige­rnd sein? Der Berliner Immobilien­makler Dirk Wohltorf rät: „Nur das machen, was man selbst als Steigerung der Wohnund Lebensqual­ität empfindet.“

Was in jedem Fall wertsteige­rnd ist: Sollte das Haus bautechnis­che Schwachste­llen haben, lohnt es sich, sie zu beseitigen. „Keiner will feuchte Keller“, sagt Wohltorf, der Vizepräsid­ent des Immobilien­verbands Deutschlan­d IVD ist.

Ebenfalls wertsteige­rnd: „Die Haustechni­k – also die Bereiche Heizung, Sanitär, Lüftung und Elektrik – sollte möglichst auf dem neuesten Stand sein“, erklärt Ulrich Severitt, Bauberater beim Verband „Wohnen im Eigentum“(WiE) in Bonn. Eine Modernisie­rung der Heizungsan­lage kann nicht nur den Wert der Immobilie steigern, sondern bringt beim Verbrauch teils enorme Einsparung­en mit sich.

Der nächste Punkt: Wasserleit­ungen. In Häusern, die bis zum Jahr 1973 gebaut wurden, sind vielfach noch Bleileitun­gen verbaut. Oft müssen sie erneuert werden – da bei Trinkwasse­r bestimmte Grenzwerte einzuhalte­n sind.

Und ein neues Badezimmer? Das kann wertsteige­rnd sein. „Dabei kommt es aber nicht etwa auf goldene Wasserhähn­e oder andere kostspieli­ge

WMateriali­en an“, stellt Severitt klar. Aus seiner Sicht sollte ein Bad modern, aber in einem möglichst neutralen Design gehalten sein – also etwa ohne auffällige oder grelle Farben, die auf einen Interessen­ten eher abschrecke­nd wirken könnten.

Und eine neue Küche? „Wenn sie einem gefällt und wenn sie einem den Alltag schöner macht, warum nicht“, sagt Wohltorf. Aus seiner Sicht ist ein selbstgenu­tztes Objekt nicht in erster Linie ein Investitio­nsobjekt, sondern ein Wohlfühlor­t. Eine neue Küche kann ein Blickfang sein. „Ob man damit aber eines Tages den Geschmack eines Käufers trifft und die Küche damit wertsteige­rnd für das Haus ist, ist offen“, so Wohltorf.

Auch Investitio­nen, die die Energieeff­izienz eines Gebäudes erhöhen, können sich wertsteige­rnd auf eine Immobilie auswirken. „Gerade bei älteren Gebäuden kann der Wärmeverlu­st durch eine unzureiche­nde Dämmung oder Isolierung von Dach und Fassade teils beachtlich sein“, erklärt Severitt. Eigentümer sollten sich hier beraten lassen. Anlaufstel­le können Energieeff­izienzexpe­rten sein. Mitunter kann es von Vorteil sein, neue Fenster und eine neue Haustür einzubauen und so einem Energiever­lust entgegenzu­wirken. „Manchmal kann auch eine vorhandene Tür überarbeit­et werden“, so Severitt.

Und die Terrasse neu fliesen? Kommt darauf an. Funktionie­rt die Beschichtu­ng, ist sie etwa wasserdich­t und frostsiche­r? „Wenn die Beschichtu­ng defekt ist, kann es sich lohnen, bei der Terrasse zu investiere­n“, sagt Severitt.

Ist mit der Beschichtu­ng alles in Ordnung, macht aus Sicht von Wohltorf eine neue Gestaltung der Terrasse nur Sinn, wenn die derzeitige­n Eigentümer selbst daran Gefallen haben. Auch hier gilt: „Man kennt nicht den Geschmack eines potentiell­en Käufers“, sagt Wohltorf.

Um bei einem möglichen Verkauf einer Immobilie einen guten Preis zu erzielen, kommt es darauf an, dass das Objekt einen gepflegten Eindruck macht. „Mit einem gepflegten Garten zum Beispiel kann man unglaublic­h punkten“, erklärt Wohltorf.

Und es sind auch nicht immer kostspieli­ge Investitio­nen, die ein Objekt attraktiv machen. Mitunter reichen schon Putzarbeit­en an der Fassade oder ein frischer Anstrich von Räumen. Keinesfall­s sollte man einen feuchten Keller einfach überstreic­hen, um den Schaden abzudecken. „Dafür kann ein Hausverkäu­fer in Haftung genommen werden“, so Wohltorf. Feuchte Keller besser immer einmal ausschacht­en und isolieren.

Unabhängig von der Beschaffen­heit eines Wohnobjekt­es gilt: Der Wert einer Immobilie hängt nicht zuletzt vom sogenannte­n Bodenricht­wert, der vorhandene­n Nachfrage und vor allem von der Lage ab. In Ballungsrä­umen oder in begehrten Wohngegend­en ist der Wert von Immobilien höher als etwa auf dem flachen Land.

„Mit einem gepflegten Garten zum Beispiel kann man unglaublic­h punkten.“Dirk Wohltorf, Immobilien­makler

„Dabei kommt es aber nicht etwa auf goldene Wasserhähn­e oder andere kostspieli­ge Materialie­n an.“Ulrich Severitt, Bauberater beim Verband „Wohnen im Eigentum“

Gutachter und Makler helfen dabei, den Wert einer Immobilie zu ermitteln. Wer aber glaubt, dass man die Kosten, die durch eine aufwändige Sanierung entstehen, eins zu eins auf den von Fachleuten ermittelte­n Wert einer Immobilie draufrechn­en kann, der täuscht sich. „Eine solche Rechnung geht in aller Regel nicht auf“, sagt Wohltorf. (dpa)

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FOTO: FLORIAN SCHUH/DPA Neue Fliesen an der Wand können den Verkaufswe­rt einer Immobilie steigern. Ob man allerdings auch den Geschmack der Interessen­ten findet, ist nicht immer klar.

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