Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Schritt in die richtige Richtung

- Von Mischa Ehrhardt ●» Wirtschaft@schwäbisch­e.de

Panama, die Bahamas oder die CaymanInse­ln sind nicht nur schöne Urlaubsort­e.

Sie sind auch gedanklich sofort zur Stelle, wenn es ums Thema Steueroase­n geht. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn Irland, die Niederland­e oder Luxemburg sind so nah? Über viele Jahre haben all diese Länder ebenso exzellente wie exklusive Dienstleis­tungen für Konzerne in Sachen Steuerverm­eidung aufgebaut. In den vergangene­n Jahrzehnte­n gehörte es eben zur globalen neoliberal­en Doktrin, dass Staaten über Steuern um die Gunst der Konzerne konkurrier­en sollten. Auch aus Deutschlan­d kam von den

Regierende­n wenig Initiative, diesen Zustand zu überwinden.

Dass der konkrete Vorstoß für eine mögliche globale Unternehme­nsbesteuer­ung nun ausgerechn­et aus den USA kommt, entbehrt indes nicht einer gewissen Ironie. Denn die globale Steuerkonk­urrenz war auch Teil der Hegemonial­strategie der Vereinigte­n Staaten. Nach der beispiello­sen Steuersenk­ung unter Donald Trump sollen nun aber die Unternehme­nssteuern in den USA wieder etwas steigen. Das weckt die Befürchtun­g, dass große Konzerne abwandern und ihr Heil in anderen Steueroase­n suchen könnten.

Natürlich wird man über den Nutzen einer solchen Mindestste­uer von gerade einmal 15 Prozent erst urteilen können, wenn sie da ist. Sie wäre aber in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Denn es ist schlicht eine Unverschäm­theit, dass große Unternehme­n es über grenzübers­chreitende Transaktio­nen schaffen, ihre Steuerlast gegen Null zu drücken, während Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er für jeden Euro ihres Einkommens Steuern bezahlen. Das war schon vor der Corona-Krise eine Unverschäm­theit. Und das gilt nicht nur für neue Internetgi­ganten wie Google, Apple, Facebook oder Amazon.

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