„Schallende Ohrfeige fürs Ehrenamt“
Zur Berichterstattung über die auch den Amateursport betreffende Corona-Verordnung und die Belastungen für die Vereine (SZ vom 4. Juni) erreichte uns der folgende Leserbrief, den der Autor als offenen Brief an die Landesregierung formuliert hat.
Liebe Landesregierung, das Schuljahr geht in die finale Phase. Bald erhalten die Schüler/-innen mit Spannung ihr Jahreszeugnis für das vergangene Schuljahr. Verdient haben alle eine glatte Eins, betrachtet man die Umstände und Verbote, die ihnen in den letzten Monaten gemacht wurden. Meine persönliche Schulnote aus Sicht eines Abteilungsleiters eines Sportvereins an Sie als Landesregierung: Setzen, Sechs! Die Corona-Pandemie stellte uns alle vor besondere Herausforderungen, insbesondere Branchen wie Gastronomie und Einzelhandel oder eben auch unsere Kinder, die auf so viel verzichten mussten. Es steht außer Frage, dass Maßnahmen getroffen werden mussten, um die Pandemie in den Griff zu bekommen, denn der Gesundheitsschutz und die Bekämpfung der Pandemie stehen an oberster Stelle. Neben der Schule konnten Kinder, aber auch alle Erwachsene lange Zeit keinen Vereinssport oder Sport in Gruppen an der frischen Luft ausüben. Hier wird soziales Miteinander, Teamwork, Spaß und vieles Mehr gemeinsam gelebt. Was auch unter der Einhaltung der AHA-Regeln gut funktioniert. Und Sport zu treiben bedeutet Gesundheit zu fördern, was übrigens für jedes Alter gilt.
Mit Ihrer neuesten Verordnung zum 7. Juni 2021 ist ein Trainingsbetrieb für Freiluftsportarten unter Auflagen wieder möglich. Hierbei ist eine Testpflicht für Personen ab sechs Jahren vorgeschrieben. In Kindergärten, Schulen und Betrieben wird getestet, der Prozentsatz der Geimpften nimmt zu, die Inzidenz im Sommer sinkt. Die Schnelltests stellen ein sehr gutes Instrument gegen die Bekämpfung der Pandemie dar. Aber warum soll von ehrenamtlichen Trainer/-innen sowie von Verantwortlichen verlangt werden, weitere Tests zu kontrollieren beziehungsweise durchzuführen, wenn die teilnehmenden Personen bereits in der Schule oder woanders getestet wurden? Dabei ist eine Gefährdung einer SARS-CoV-2-Übertragung beim Freiluftsport als sehr gering einzustufen, dafür sprechen alle verfügbaren Daten der großen Sportverbände. Ebenso wird mit jeder neuen Verordnung ein permanentes Anpassen der bestehenden Hygienekonzepte der Vereine verlangt, bei immer komplexeren und realitätsfremden Regeln. Für mich eine schallende Ohrfeige für das Ehrenamt! Ich spreche, denke ich, für alle Vereine: Unsere handelnden Personen sowie Spieler/-innen (egal welches Alter) sind seit Beginn der Pandemie immer verantwortungsvoll mit der Situation umgegangen. Zur Durchführung des Vereinssports braucht es keine weiteren strengeren und vor allen Dingen realitätsfremde Regularien – sondern Vertrauen in die Umsetzung der Vereine. Ansonsten darf mit hoher Wahrscheinlichkeit ein erhöhter Schwund an ehrenamtlichen Trainer/-innen, Helfer/-innen, Spieler/-innen und vor allen Dingen Kindern, die die Lust am Sport verlieren, verzeichnet werden. Bleiben Sie gesund! Sportliche Grüße,
Steffen Lehmann, Öpfingen Abteilungsleiter Fußball SG Öpfingen