Mit dem Truck rollt Häwa durch die Krise
Das Wainer Unternehmen bringt seine Produkte trotz Pandemie zu den Kunden
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WAIN - Keine Messen, nur wenig persönliche Treffen und eine sinkende Auftragslage: Unternehmen haben es in der Corona-Krise nicht leicht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Häwa GmbH aus Wain lassen sich davon aber nicht unterkriegen: Sie haben eine Idee entwickelt, wie sie ihre Produkte trotz Pandemie zum Kunden bringen können.
„Zu Beginn der Pandemie standen wir vor einer Herausforderung“, erzählt Stefan Kaufer, stellvertretender Leiter des Vertriebs. Normalerweise sei der Kontakt zu den Kunden des Schaltschrankherstellers eng, persönliche Treffen an der Tagesordnung. „Messen waren für uns auch sehr wichtig, weil wir dort viele Kontakte pflegen konnten“, sagt Kaufer. Das alles war dann nicht mehr möglich, als das Coronavirus ausbrach. „Das war eine große Umstellung für uns.“
Eine Umstellung, die alle Bereiche getroffen hat: Von Homeoffice über Konferenzen bis hin zu Schichtdienst-Gruppen, die vor Ort im Unternehmen arbeiten konnten, musste alles neu gedacht werden. Etwa 40 Prozent der Mitarbeiter sind nach wie vor im Homeoffice, immer im wöchentlichen Wechsel mit ihren Kollegen. „Am Anfang ging die Auftragslage natürlich erstmal nach unten, alle befanden sich in einer Art Schockstarre“, sagt Kaufer. 2020 habe die Firma ein gewisses Niveau halten können, sodass es zumindest nicht schlimmer wurde. Jetzt die erfreuliche Situation: Es geht aufwärts. „Man merkt, die Leute arrangieren sich mit der Pandemie. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich trotzdem weiter“, sagt Kaufer. Die Kunden bräuchten wieder Ware und einige Unternehmen hätten wieder Lust auf neue Projekte, sagt der stellvertretende Vertriebsleiter.
Aber wie präsentiert man nun seine Produkte, wenn man nicht auf Messen gehen kann? „Wir haben einen Showtruck entwickelt, der unsere wichtigsten Innovationen zeigt – und der überall hinfahren kann“, sagt Kathrin Lay, die Martketingleiterin bei Häwa. Erste Erfahrungen konnte das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr damit machen, nun soll er für ganze sechs Monate eingesetzt werden. „Der Truck steuert Alt- und Neukunden in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz an“, erklärt Lay. Diese können vorher Termine machen, der Truck kommt dann auf das Gelände der jeweiligen Firma. „Manchmal ist das auch von den Gegebenheiten nicht möglich, dann stellen wir eine Anfrage an die Gemeinde und stellen ihn auf öffentlichem Gelände auf“, ergänzt Kaufer.
Der Showtruck besteht aus einem Container, der wiederum auf einer Zugmaschine steht. „Den Container können wir ausklappen, sobald wir am Ziel angekommen sind, und dann sind wir innerhalb einer Stunde fertig aufgebaut“, sagt Lay. In dem Container sind verschiedene Produkte von Häwa zu sehen: Individuelle Schaltschränke, ein Tankautomat und – die neueste Entwicklung – ein sogenannter X-Frame. „Der X-Frame ist im Grunde ein Maschinengestell für sämtliche Arten von Maschinen oder Robotern. Sei es in der Lebensmittelindustrie, der Pharmaindustrie oder der Medizintechnik“, erklärt Kaufer. An dieses Gehäuse bestehen besondere Ansprüche: Es muss dicht sein, leicht zu handhaben und muss Platz haben für viel Elektronik. „Bei solchen Dingen ist es einfach besser, wenn der Kunde sich das anschauen kann, es anfassen kann und gezielte Fragen dazu stellen kann“, sagt Kaufer. Mit dem Showtruck ist das alles möglich.
Um die geltenden Hygienekonzepte einzuhalten, ist der Container mit einem Luftfilter und einem Desinfektionsspender ausgestattet. Außerdem bringt er immer Schnelltests mit, die die Kunden morgens machen können. „Außerdem muss jeder eine FFP2-Maske tragen und die Kontaktdaten werden abgefragt“, sagt Kaufer. So erhofft sich das Unternehmen einen reibungslosen Ablauf – und eine möglichst große Auslastung des Trucks. „Wir planen täglich zwei Termine ein“, sagt Kaufer. Im Moment seien die nächsten sechs Wochen etwa vorgeplant, erste Anfragen gebe es bereits für Oktober. „Das kommt natürlich auch immer auf die aktuelle Corona-Lage an.“
Wenn die Pandemie irgendwann vorbei ist, können Lay und Kaufer sich vorstellen, das Konzept mit dem Showtruck trotzdem beizubehalten. „Messen haben sich vor der Pandemie schon gewandelt. Es wurde immer schwieriger, so Neukunden zu gewinnen“, sagt Lay. Die meisten Firmen würden inzwischen auf alternative Kontaktmöglichkeiten setzen – sei es interaktiv, online, oder eben mit einem Showtruck. „Das Internet wird, was das angeht, immer wichtiger“, sagt Lay. Deshalb entwickelt das Unternehmen gerade auch eine interaktive Tour durch den Showtruck, die diesen ergänzen soll. „Wir schauen mal, wie es in den nächsten sechs Monaten auf unserer Tour läuft. Aber wir sind guter Dinge!“