Löw setzt auf Dreierkette und Kroos
SEEFELD (dpa) - Nach einer letzten, kurzen Übungseinheit pfiff Joachim Löw das Trainingslager der FußballNationalmannschaft in den Tiroler Bergen ab. Aber noch vor der Abreise aus Seefeld hob der Bundestrainer am Sonntag zu einem flammenden Plädoyer für sein so kontrovers diskutiertes EM-System mit der Abwehr-Dreierkette an. „Wenn jemand denkt, dass eine Dreierkette die defensivere Variante ist, dann täuscht er sich. Die Viererkette ist eher defensiv, da hat man vier Verteidiger“, sagte Löw mit einem energischen Tonfall und erklärte: „Die beiden Außenbahnspieler sind Mittelfeldspieler.“
Denn er kann die Außenverteidigerpositionen auch offensivstark besetzen.Als Pendant zu Robin Gosens links könnte schon am Montag (20.45 Uhr/RTL) beim letzten EM-Test in Düsseldorf gegen Lettland Joshua Kimmich wieder rechts auflaufen. Oder Löw realisiert das Experiment mit dem Gladbacher Jonas Hofmann. „Jonas ist eine Variante für die Außenbahn. Wir versuchen das mal“, sagte er. Der Bundestrainer beschloss die erste Etappe seiner EM-Abschiedstour am Wochenende im festen Glauben daran, mit seinem EM-Aufgebot auf dem richtigen Weg zu sein. „Wir sind einen Schritt vorangekommen“, sagte der 61-Jährige und blickte sofort voraus: „Jetzt geht es ins Detail.“
Die EM-Uhr tickt. Am 15. Juni startet die DFB-Elf gegen Weltmeister Frankreich vor 14 000 Fans in München in die letzte Titeljagd unter Löw. „Wir beginnen das Turnier gegen einen, wenn nicht den Favoriten auf den Titelgewinn“, mahnte Toni Kroos. Der 101-malige Nationalspieler wird nach seiner Corona-Erkrankung gegen Lettland wieder seinen Stammplatz in der Mittelfeldzentrale einnehmen. Auch die vier Champions-League-Finalisten Kai Havertz, Antonio Rüdiger, Timo Werner und Ilkay Gündogan sollen zum Einsatz kommen. Leon Goretzka dagegen ist nicht nur gegen Lettland raus. Der Bayern-Profi wird wegen einer Muskelverletzung auch das erste EM-Spiel verpassen.