Vom Außenseiter zum Titelträger
Deutsche U21 gewinnt Europameisterschaft – 1:0-Sieg im Finale gegen Portugal
LJUBLJANA (dpa/SID) - Der Traum ist wahr geworden: Die deutsche U21Nationalmannschaft hat ihre märchenhafte EM dank Torschützenkönig Lukas Nmecha mit dem Titel gekrönt. Das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz gewann das hochklassige und temporeiche Endspiel gegen Angstgegner Portugal verdient mit 1:0 (0:0) und ist zum dritten Mal nach 2009 und 2017 zum Europameister. „Das ist so geil, das glaubst du gar nicht“, sagte der völlig euphorisierte Mittelfeldorganisator Niklas Dorsch nach Schlusspfiff am Mikrofon von ProSieben. „Wir sind Europameister, jetzt wird gefeiert.“
Wenige Tage vor der Europameisterschaft der A-Nationalmannschaft von Bundestrainer Joachim Löw sendete der deutsche Fußball-Nachwuchs vor 4883 Zuschauern ein eindrucksvolles Signal, dass trotz viel Kritik auch viel Qualität vorhanden ist. Die starken Auftritte der U21 in Ungarn und Slowenien dürften auch Löw-Nachfolger Hansi Flick freuen.
Im Gegensatz zur goldenen Generation mit den späteren Weltmeistern um Manuel Neuer („Ihr werdet Europameister“) im Jahr 2009 und deren Nachfolger um Serge Gnabry acht Jahre später zählte die 2021er Auswahl vor dem Endrundenstart nicht zu den Titelkandidaten. „Da war ich eher pessimistisch. Aber wie man sieht, ist etwas daraus geworden“, sagte Kuntz. Immer wieder hieß es, es sei nicht der stärkste Jahrgang, die Marktwertvergleiche mit Topnationen nervten die Spieler mitunter. Als Turniermannschaft par excellence kämpfte sich die DFB-Elf aber trotzdem bis ins Finale.
In einer schwierigen Gruppenphase und einem packenden Elfmeterkrimi im Viertelfinale gegen Dänemark musste die deutsche Mannschaft Widerstände überwinden – und das war auch im Endspiel erst mal der Fall. Die flinken und technisch versierten Portugiesen erwischten den besseren Start. Ein Schuss von Tiago Tomas ging knapp vorbei (8.), Amos Pieper rettete in höchster Not gegen Diogo Dalot (13.).
Doch die Mentalitätstruppe um Anführer Dorsch (KAA Gent) kämpfte sich schnell ins Spiel, erfüllte wie gefordert den Wunsch von Kuntz. „Macht Zuschauer und Familien stolz“, hatte der Erfolgscoach kurz vor dem Spiel gesagt – und das taten seine Jungs. Nur eine Winzigkeit fehlte dem Leverkusener Florian Wirtz, der per Doppelpack das Halbfinale gegen die Niederlande entschieden hatte, für die Führung. Sein abgefälschter Schuss prallte von der Unterkante der Latte nicht ins Tor und setzte damit das AluminiumPech der deutschen Auswahl im Turnier fort. Nmecha (21.) und Arne Maier (29.) scheiterten an Portugals stark parierenden Keeper Diogo Costa.
Insgesamt drängte Deutschland vor der Pause mehr auf die Führung,
Portugal blieb aber gefährlich. Bezeichnend für den Teamgeist der DFB-Elf war eine Großchance der Iberer, die mit vereinten Kräften und viel Einsatz so gerade noch vereitelt werden konnte (45.+1).
Die DFB-Interimspräsidenten Rainer Koch und Peter Peters im Stadion durften nach dem Seitenwechsel schnell über die Führung jubeln. Der einzige A-Nationalspieler des Teams, Ridle Baku, behielt Ruhe und Übersicht bei seinem Pass auf Nmecha. Und die Tormaschine im deutschen Spiel verwandelte im 20. U21Einsatz eiskalt zum zwölften Treffer (49.).
In der Schlussphase war wiederholt auch Schlussmann Finn Dahmen gefordert. Bei Kontern fehlte es seinen Vorderleuten an Präzision. Karim Adeyemi verpasste das 2:0 (72./ 81.). Portugal, das zuletzt fünfmal nacheinander gegen Deutschland gewonnen hatte, drängte vergeblich auf den Ausgleich.