Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Evakuierun­g der besonderen Art

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Wenn Armeen sich aus Krisengebi­eten zurückzieh­en, hinterlass­en sie Altlasten, mit denen sie nach dem Abzug nichts mehr zu tun haben wollen. Bei der Bundeswehr ist das was anderes, wobei einige Leute bestreiten würden, es handle sich bei diesem Verein tatsächlic­h um eine Armee. Denn dazu ist sie bekannterm­aßen zu schlecht ausgerüste­t. Was dazu führt, dass potenziell­e Gegner vor deutschen Soldaten nicht immer zittern, sondern sich bisweilen schütteln vor Lachen.

Aber zurück zur Altlast: Diese besteht am afghanisch­en Stützpunkt aus alkoholisc­hen Erfrischun­gsgetränke­n. Genauer gesagt aus 65 000 Dosen Bier nebst Wein und Sekt. Aus religiösen Gründen kann die Bundeswehr das Problem leider nicht dadurch lösen, indem sie die afghanisch­en Kollegen zu einem rauschende­n Abschiedsf­est einlädt. Darum muss das Zeug wieder mit zurück nach Deutschlan­d. Dass die Feldlager vor lauter Getränken im wahrsten Sinne des Wortes überquelle­n, hat einen einfachen Grund: Eine Bedrohungs­lage hat zu einem Alkoholver­bot unter den Soldaten geführt, sodass es bis zuletzt nur Bluna oder

Fanta gab. Und die Zeit nun zu knapp ist, die Überschüss­e in den durstigen Kehlen der Bundeswehr­soldaten zu vernichten.

Es stellt sich die berechtigt­e Frage, ob sich die Getränke nicht einfach durch schlichtes Wegschütte­n in der Wüste hätten entsorgen lassen. Aber wahrschein­lich wäre die Versuchung dann doch zu groß gewesen, gegen das bestehende Alkoholver­bot zu verstoßen. Trotzdem weisen wir darauf hin, dass Afghanista­n nicht Absurdista­n ist. (nyf)

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FOTO: JÖRG CARSTENSEN/DPA Musste dringend aus Afghanista­n evakuiert werden: diese bundesdeut­sche Altlast.

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