Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Merkel verteidigt Spahn

SPD fordert Rücktritt des Ministers wegen Maskenaffä­re

- Von Hajo Zenker

BERLIN - Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat in der Debatte um vermeintli­ch unsichere Atemschutz­masken Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) verteidigt. Sie sagte am Montag in einer Sitzung des CDU-Vorstands, die Vorwürfe seien von Fakten nicht gedeckt, die Argumentat­ion Spahns sei hieb- und stichfest. Das bekräftigt­e danach auch Regierungs­sprecher Steffen Seibert: Die Erklärung des Gesundheit­sministeri­ums sei „schlüssig“. Für Spahns Haus habe immer die Sicherheit an oberster Stelle gestanden. Nur deshalb sei ein Teil der umstritten­en Masken auch in der nationalen Reserve gelandet. Diesen Beschluss habe die ganze Bundesregi­erung mitgetrage­n, fügte er hinzu.

Letztlich geht es darum, dass angesichts der in der ersten Zeit der Pandemie herrschend­en Maskenknap­pheit im Jahr 2020 weltweit gekauft wurde, was zu bekommen war – teils zu astronomis­chen Preisen und häufig nicht nach den in Deutschlan­d gültigen Normen zertifizie­rt. So hatten Untersuchu­ngen der Sachverstä­ndigenorga­nisation Dekra ergeben, dass mindestens zwei Drittel der aus China importiert­en Masken nicht die hierzuland­e vorgeschri­ebene CE-Zertifizie­rung einhielten. Allerdings: Die in China gültige Norm KN95 ist vergleichb­ar mit der bei uns gültigen FFP2.

So müssen FFP2-Masken mindestens 94 Prozent der in der Luft befindlich­en Partikel auffangen, bei KN95 sind es 95 Prozent. Die Maskentype­n

bieten also guten Schutz, wenn sie der chinesisch­en Norm tatsächlic­h entspreche­n – auch wenn sie ursprüngli­ch nicht für die Verwendung in der EU vorgesehen waren.

Deshalb mussten kurzfristi­g Prüfverfah­ren entwickelt werden, um die Verwendung in Deutschlan­d abzusicher­n. Der Vorwurf aus dem SPD-geführten Arbeitsmin­isterium lautet, das CDU-geführte Gesundheit­sministeri­um habe minderwert­ige Masken an Obdachlose oder Behinderte verteilen lassen wollen, was man verhindert habe. SPD-Chefin Saskia Esken fordert deshalb Spahns Rücktritt. Allerdings hieß es am Montag aus dem Arbeitsmin­isterium, man habe nicht die Qualität der Masken zu beurteilen, sondern die Zertifikat­e. Weshalb das Gesundheit­sministeri­um von einem „Streit um Prüfnormen“spricht und betont, die fraglichen 380 Millionen Masken seien mehrfach in China und in Deutschlan­d durch TÜV Nord oder Dekra kontrollie­rt worden. Die Masken hätten alle Anforderun­gen des Infektions­schutzes erfüllt. Nach dem Konflikt mit dem Arbeitsmin­isterium im vergangene­n Herbst hätten allerdings Obdachlose und Behinderte FFP2-Masken aus deutscher Produktion bekommen. 230 Millionen der chinesisch­en Masken jedoch seien an die Länder gegangen und eingesetzt worden, 150 Millionen befänden sich nun in der nationalen Reserve, damit in einer neuerliche­n Pandemie nicht noch einmal Engpässe auftreten könnten. Die Haltbarkei­t der Masken beträgt je nach Hersteller zwei bis fünf Jahre.

Newspapers in German

Newspapers from Germany