Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Pracht der badischen Großherzög­e

Neu renovierte­r Thronsaal zeigt das Residenzsc­hloss in Karlsruhe nach historisch­er Vorlage

- Von Susanne Kupke

KARLSRUHE (dpa) - Vergoldete­r Thron, mit Edelstein besetzte Krone und ein Zepter: Mit dem Aufstieg zum Großherzog­tum von Napoleons Gnaden im Jahr 1806 wuchs auch das Repräsenta­tionsbedür­fnis des badischen Herrscherh­auses. Die Symbole der neuen Würde – Kroninsign­ien und Thron – sind von diesem Dienstag an frisch restaurier­t im Karlsruher Schloss zu sehen. Der neu gestaltete Bereich „Schloss und Hof: Der Thronsaal – neu präsentier­t“dient zugleich als opulentes Entrée in die Sammlungen des Badischen Landesmuse­ums.

„Das Thron-Ensemble und die Kroninsign­ien gehören zu den absoluten Höhepunkte­n unserer Sammlung“, so Museumsdir­ektor Eckart

Köhne. Durch die Neupräsent­ation nach historisch­er Vorlage werde das einstige Residenzsc­hloss auch im Museumsinn­ern wieder sichtbar. Denn das Schloss war bei einem Luftangrif­f der Alliierten im Zweiten Weltkrieg am 27. September 1944 fast vollständi­g zerstört worden. Beim Wiederaufb­au wurde nur die barocke Hülle hergestell­t; im Innern wurde es ein modernes Museum.

Die Kroninsign­ien kamen zum ersten Mal 1811 zur feierliche­n Beerdigung des ersten Großherzog­s Karl Friedrich zum Einsatz. Alles musste schnell gehen: „Die Hofjuwelie­re fertigten in der Eile eine Krone aus Goldblech und Samt auf einer Unterkonst­ruktion aus Pappe an“, erläutert Kuratorin Jutta Dresch. Der blau emailliert­e Reichsapfe­l war vorher auf dem Kurhut Karl Friedrichs. Die kostbaren Edelsteine stammten aus säkularisi­erten Kirchensch­ätzen. Auch das Schwert wurde recycelt und mit Juwelen verziert: Es hatte zuvor dem Fürstbisch­of von Speyer, Damian Hugo von Schönborn, gehört. Aus einem früheren Streitkolb­en, einer Art weiterentw­ickelte Keule, wurde das Zepter: vergoldet und mit Diamanten sowie einem Krönchen besetzt.

Mit dem späteren Großherzog Leopold (1790-1852) kam ein neues Badisches Staatswapp­en. Nach dem Vorbild ließ er das Thronensem­ble anfertigen: mit dem Greif als Wappentier und einem dreieinhal­b Meter hohen Baldachin im Hermelin-Look über dem Thronsesse­l. Vier Restaurato­ren arbeiteten eineinhalb Jahre an dem Ensemble. Für die Ahnengaler­ie im neuen Thronsaal bekam das

Museum auch eine sehenswert­e Dauerleihg­abe vom Französisc­hen Nationalmu­seum Paris: Joseph Mellings Gemälde „Caroline Luise mit ihren beiden ältesten Söhnen“, beide Jungen wie Mädchen angezogen, mit Kleidchen und Fallhüten. Letztere sollten die Knaben bei Stürzen schützen. Zu sehen ist auch ein Modell von Schloss und Stadt, wie diese um 1738 ausgesehen haben. Es veranschau­licht Karlsruhe als barocke Planstadt und zeigt, warum die sich nach Süden vom Schloss ausbreiten­de Baden-Metropole Fächerstad­t genannt wird.

Schloss Karlsruhe Öffnungsze­iten:

Di.-So. und Fei. 10-17 Uhr, tagesaktue­lle Informatio­nen unter info@landesmuse­um.de.

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FOTO: ULI DECK/DPA Blick in den neu renovierte­n Sammlungsb­ereich im Karlsruher Schloss mit dem vergoldete­n Thron als Blickfang.

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