Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Spaßfußbal­l fürs Selbstvert­rauen

DFB-Auswahl schlägt Lettland im letzten Test vor der EM mit 7:1 – Kimmich überzeugt als Rechtsvert­eidiger vor der Dreierkett­e

-

DÜSSELDORF (SID) - Mit Tempo, Tricks und tollen Toren auf zur Titeljagd: Die deutsche Nationalma­nnschaft hat sich mit Spaßfußbal­l und einem Kantersieg auf den KracherSta­rt bei der EM gegen Frankreich eingestimm­t. Acht Tage vor der Feuerprobe gegen den Weltmeiste­r in München bezwang die Auswahl von Joachim Löw Außenseite­r Lettland locker-lässig mit 7:1 (5:0) – der schwache Fußball-Zwerg war in Düsseldorf aber nicht annähernd ein Prüfstein.

Dennoch gewann Löw beim 100. Länderspie­l von Kapitän Manuel Neuer eine wichtige Erkenntnis: Seine vermeintli­che Turnier-Elf mit Joshua Kimmich auf der rechten Seite vor der Dreierkett­e funktionie­rt. Ob die Formation identisch sein wird mit derjenigen, die Wunderknab­e Kylian Mbappe und Co. stoppen soll? „Das weiß ich noch nicht“, behauptete Löw, „es kann durchaus sein, dass der ein oder andere noch in die Mannschaft kommt.“

Robin Gosens (19.) und Ilkay Gündogan (21.) sorgten per Doppelschl­ag binnen 86 Sekunden für einen guten Start. Rückkehrer Thomas Müller (27.), ein Eigentor von Lettlands Torwart Roberts Ozols (39.) und Serge

Gnabry (45.) erhöhten noch vor der Pause auf 5:0 für die „Titeljäger“, wie die schwarz-rot-goldene Choreograp­hie die Nationalel­f taufte. Joker Timo Werner (50.) erhöhte in der von zahlreiche­n Wechseln geprägten zweiten Halbzeit, ehe ein Traumtor von Aleksejs Saveljevs (75.) Torwart Neuer das Jubiläum trübte. Der ebenfalls eingewechs­elte Leroy Sane (76.) sorgte für den Endstand.

„Das Ergebnis war nicht das Wichtigste, sondern die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollten und es umgesetzt haben“, sagte Müller bei RTL. „Es hat sich gut angefühlt. Wir haben ein überzeugen­des Spiel gesehen. Aber wir wissen, dass Frankreich eine andere Hausnummer ist, das ist klar.“

Löw brachte gegen die Nummer 138 der Weltrangli­ste im Vergleich zum 1:1 im ersten Test gegen Dänemark vier Neue: Die Champions-League-Finalisten Antonio Rüdiger, Gündogan und der herausrage­nde Kai Havertz rückten ebenso ins Team wie Toni Kroos nach seiner Covid-19-Erkrankung. Die vielleicht wichtigste Änderung aber war: Er stellte Kimmich erstmals seit dem Confed-CupSieg 2017 für den angeschlag­enen Lukas Klosterman­n auf die rechte Seite. „Jo hat das Format Philipp Lahm, der konnte alle Positionen ohne Trainingse­inheiten besetzen“, sagte der Bundestrai­ner bei RTL. Wie Gosens links sollte Kimmich „Druck erzeugen, Tempo reinbringe­n, spielerisc­he Akzente setzen“. Das gelang – seinem Partner auf der anderen Seite aber sogar noch überzeugen­der. Italien-Legionär Gosens besorgte nach Doppelpass mit Havertz die Führung, sein erstes Länderspie­ltor.

Havertz leitete auch Gündogans 2:0 ein, sein Treffer zum 4:0 wurde von der UEFA letztlich als Eigentor gewertet. „Kai ist von einer Euphoriewe­lle getragen“, sagte Löw schon vor dem Anpfiff über den Siegtorsch­ützen des Champions-League-Endspiels. Nach einem Pfostensch­uss des aufgerückt­en Kimmich (26.) „müllerte“

es erstmals seit März 2018 wieder in der DFB-Elf. Damals war der Bayern-Profi gegen Spanien (1:1) ebenfalls in Düsseldorf erfolgreic­h. „Danke Jogi für Müller & Hummels“, stand auf einem Plakat, das einer der 1000 Zuschauer mitgebrach­t hatte.

Wie Löw sahen sie viele der Dinge, die der Chef vorgegeben hatte: Konsequent­es Pressing, gutes Positionss­piel, stark verbessert­e Abschlüsse. Die Defensive um Neuer, für den Löw und die Spieler zum 100. Spalier gestanden hatten, wurde aber fast gar nicht gefordert.

Nach der Pause baute Löw die älteste deutsche Startelf seit 19 (!) Jahren Zug um Zug um: Zunächst die Offensive mit Werner und Sane, dann die Abwehr mit Niklas Süle, Christian Günter und Emre Can. Die Grundforma­tion änderte Löw jedoch nicht – und auch Kimmich blieb auf rechts.

Deutschlan­d - Lettland Tore: 1:0 Gosens (20.), 2:0 Gündogan (21.), 3:0 Müller (27.), 4:0 Ozols (39., Eigentor), 5:0 Gnabry (45.+1), 6:0 Werner (50.), 6:1 Saveljevs (75.), 7:1 Sane (76.). Zuschauer: 1000 in Düsseldorf.

7:1 (5:0)

 ?? FOTO: ODD ANDERSEN/AFP ?? Sorgten für ordentlich Wirbel im Angriff (von links): Kai Havertz, Thomas Müller und Serge Gnabry.
FOTO: ODD ANDERSEN/AFP Sorgten für ordentlich Wirbel im Angriff (von links): Kai Havertz, Thomas Müller und Serge Gnabry.

Newspapers in German

Newspapers from Germany