Jetzt stürmt er nicht mehr unter dem Radar
Andrew Mangiapane kommt spät, trifft oft und führt Kanada zu Gold bei der Eishockey-WM
Die Geschichte ist gut. Mindestens. Umso mehr, als Andrew Mangiapane gerade Eishockey-Weltmeister geworden ist mit Kanada, ins All-Star-Team gewählt wurde überdies, ja, gar zum wertvollsten Spieler gekürt wurde dieser WM 2021 in Lettland. Sieben Treffer hat Andrew Mangiapane zum 27. Titel des Eishockey-Mutterlandes beigesteuert, vier weitere vorbereitet.
Die Geschichte ist hervorragend. Auch weil der Flügelstürmer der Calgary Flames die ersten drei Auftritte Kanadas in Riga verpasst hat, zwei Tage vor Turnierstart noch in der National Hockey League aktiv war. Der Spielplan seines Clubs war coronabedingt ziemlich durcheinandergeraten, dem finalen 6:2 über Vancouver zum verspäteten Hauptrunden-Ende (mit je einem Tor und einem Assist Andrew Mangiapanes) folgten der Flug nach Europa samt in Bubble-Zeiten unumgänglicher HotelzimmerKurzquarantäne.
Dann, am 26. Mai, im Gruppenduell mit Norwegen, stürmte Andrew Mangiapone für sein Land. Erstmals. Näher dran, Hockey Canada zu repräsentieren – so geht die Geschichte –, war er zuvor nur, als er während Olympia 2010 ein Trikot mit dem Ahornblatt bekam. Der Name, mit dem die Rückseite beflockt war: Sidney Crosby. Der schmächtige Junge, der das Trikot auszufüllen versuchte, war größter Fan des späteren Goldmedaillengewinners
und noch keine 14 …
Es macht die Geschichte zur Cinderella–Story, dass Andrew Mangiapane immer ein wenig unter dem Radar stürmte, vorlegte und traf: In der Ontario Hockey League, einer der drei höchsten kanadischen JuniorenLigen, kam er 2014/15 und 2015/16 auf 104 und 106 Scorerpunkte – auf Nachwuchs-Länderspiele kam er nicht.
Gedraftet wurde Andrew Mangiapane 2015 von den Flames, sechste Runde, als Nummer 166. Für Calgary ist er mittlerweile 193-mal in der NHL aufs Eis gegangen, 46 Tore und 37 Assists stehen in seinen Statistiken, die laufende Saison war seine ertragreichste. Und doch kam der Anruf von Shane Doan, dem Assistant General Manager der kanadischen WMAuswahl, völlig unverhofft. Nie, sagt Andrew Mangiapane, hätte er „von sowas geträumt. Ich meine, du träumst die ganze Zeit davon, aber es war so surreal, nominiert zu werden.“Es sei, sagte Andrew Mangiapane noch, „eine Ehre“, mache ihn „froh“.
So spielte er auch. Drei Niederlagen, null Punkte, waren Kanadas Riga-Ausbeute vor der Norwegen-Partie, beim 4:2-Sieg ging das 3:2 a conto Nummer 88. Druck, wird die später sagen, sei da keiner gewesen. Nervosität sehr wohl: „Vielleicht wie bei meinem ersten NHL-Spiel.“Probates
Gegenmittel: „mein Spiel spielen, Spaß haben“, das Debüt genießen.
Den Genuss hatten alsbald andere: Andrew Mangiapanes kongeniale Reihenkollegen Connor Brown (Ottawa Senators) und Adam Henrique (Anaheim Ducks), Trainer Gerard Gallant. Einen „Unterschiedsspieler“erkannte der 57-Jährige in Andrew Mangiapane, „als er kam, gab uns das ein anderes Level an Selbstvertrauen, er war überragend, eine treibende Kraft“. Sechsmal gewann Kanada nun, in den K.-o.-Spielen gegen Russland (2:1 n. V.) und die USA (4:2) sicherten Mangiapane-Tore das Weiterkommen. Die Endspieltreffer erzielten andere. Die Geschichte macht das nicht schlechter. (sz)
Der Halbfinaleinzug bei der WM hat die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft in der Weltrangliste vom siebten auf den
katapultiert. Bei der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Finnland (13. bis 29. Mai 2022) trifft das Team von Bundestrainer Toni Söderholm in der Vorrunde somit nur auf zwei TopNationen: Weltmeister Kanada und Olympiasieger Russland. Weitere Gegner in der Gruppe A in Helsinki sind die Schweiz, die Slowakei, Dänemark, Kasachstan und Italien.
fünften Platz