Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Rettung unter dramatisch­en Umständen

Luftbrücke für Ausländer und Einheimisc­he aus Kabul gestartet – Situation in Afghanista­n bleibt unübersich­tlich

- Von Ellen Hasenkamp und Stefan Kegel

BERLIN - Die Rettungsmi­ssion der Bundeswehr in Afghanista­n ist angelaufen, aber die Lage ist unübersich­tlich und gefährlich. Vermutlich können viel weniger Menschen ausgefloge­n werden als eigentlich geplant.

Wie läuft die Evakuierun­g?

Am Dienstagmi­ttag landete in Kabul ein zweiter Militärtra­nsporter A400M der Bundeswehr und hob mit mehr als 120 Menschen an Bord wieder Richtung Usbekistan ab. Weitere Flüge wurden vorbereite­t. Am Vorabend war der erste deutsche Militär-Airbus eingetroff­en und hatte erste Bundeswehr­soldaten abgesetzt, nahm allerdings nur sieben Menschen für den Rückflug an Bord. Begründet wurde dies mit chaotische­n Zuständen am Flughafen Kabul und der nächtliche­n Ausgangssp­erre. Geplant ist nach Angaben von Ministerin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) nun, mit zwei Maschinen im Pendelverk­ehr zwischen Kabul und Taschkent zu fliegen. Die Bundeswehr arbeitet mit zwei Szenarien: entweder nur eine „sehr kurze“Zeit für die Evakuierun­g zu haben – oder womöglich bis in die nächste Woche hinein eine Luftbrücke aufbauen zu können.

Was sollen die Bundeswehr-Soldaten ● vor Ort leisten?

Am Mittwoch will das Kabinett das Evakuierun­gsmandat für bis zu 600 Soldaten beschließe­n. Damit wäre das deutsche Kontingent nach den USA und Großbritan­nien eines der größten. Nach Angaben von KrampKarre­nbauer haben die bereits eingetroff­enen Soldaten am Flughafen Kabul Stellung bezogen, um die Rettungsfl­üge abzusicher­n. Ihre wichtigste Aufgabe sei es, „diejenigen, die abfliegen, zum Flugzeug zu bringen. Dazu brauchen wir eigene Kräfte." Wie lange die Mission dauern wird, ist offen.

Wie viele Menschen fliehen gegenwärti­g ● aus Afghanista­n?

Die Internatio­nale Organisati­on für Migration (IOM) schätzt die Zahl der fliehenden Afghanen auf etwa 30 000 pro Woche. „Aber diese Zahl kann schwanken, da die Flucht oft erschwert ist, zum Beispiel für Frauen, die das Haus nicht alleine verlassen dürfen“, erklärt Victoria Rietig von der Deutschen Gesellscha­ft für Auswärtige Politik. Die meisten Afghanen fliehen ihren Angaben zufolge zunächst in die Nachbarlän­der, vor allem nach Pakistan und in den Iran. Denn dort leben bereits viele Afghanen – etwa drei Millionen in Pakistan und eine knappe Million im Iran.

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FOTO: WAKIL KOHSAR/AFP Das Rollfeld auf Kabuls Flughafen: Für afghanisch­e Zivilisten ohne internatio­nalen Schutz ist es kaum mehr möglich, das Gelände zu erreichen.

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