Rettung unter dramatischen Umständen
Luftbrücke für Ausländer und Einheimische aus Kabul gestartet – Situation in Afghanistan bleibt unübersichtlich
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BERLIN - Die Rettungsmission der Bundeswehr in Afghanistan ist angelaufen, aber die Lage ist unübersichtlich und gefährlich. Vermutlich können viel weniger Menschen ausgeflogen werden als eigentlich geplant.
Wie läuft die Evakuierung?
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Am Dienstagmittag landete in Kabul ein zweiter Militärtransporter A400M der Bundeswehr und hob mit mehr als 120 Menschen an Bord wieder Richtung Usbekistan ab. Weitere Flüge wurden vorbereitet. Am Vorabend war der erste deutsche Militär-Airbus eingetroffen und hatte erste Bundeswehrsoldaten abgesetzt, nahm allerdings nur sieben Menschen für den Rückflug an Bord. Begründet wurde dies mit chaotischen Zuständen am Flughafen Kabul und der nächtlichen Ausgangssperre. Geplant ist nach Angaben von Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nun, mit zwei Maschinen im Pendelverkehr zwischen Kabul und Taschkent zu fliegen. Die Bundeswehr arbeitet mit zwei Szenarien: entweder nur eine „sehr kurze“Zeit für die Evakuierung zu haben – oder womöglich bis in die nächste Woche hinein eine Luftbrücke aufbauen zu können.
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Was sollen die Bundeswehr-Soldaten ● vor Ort leisten?
Am Mittwoch will das Kabinett das Evakuierungsmandat für bis zu 600 Soldaten beschließen. Damit wäre das deutsche Kontingent nach den USA und Großbritannien eines der größten. Nach Angaben von KrampKarrenbauer haben die bereits eingetroffenen Soldaten am Flughafen Kabul Stellung bezogen, um die Rettungsflüge abzusichern. Ihre wichtigste Aufgabe sei es, „diejenigen, die abfliegen, zum Flugzeug zu bringen. Dazu brauchen wir eigene Kräfte." Wie lange die Mission dauern wird, ist offen.
Wie viele Menschen fliehen gegenwärtig ● aus Afghanistan?
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) schätzt die Zahl der fliehenden Afghanen auf etwa 30 000 pro Woche. „Aber diese Zahl kann schwanken, da die Flucht oft erschwert ist, zum Beispiel für Frauen, die das Haus nicht alleine verlassen dürfen“, erklärt Victoria Rietig von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Die meisten Afghanen fliehen ihren Angaben zufolge zunächst in die Nachbarländer, vor allem nach Pakistan und in den Iran. Denn dort leben bereits viele Afghanen – etwa drei Millionen in Pakistan und eine knappe Million im Iran.
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