Freie Stellen in allen Branchen
- 472 unbesetzte Berufsausbildungsstellen stehen derzeit 214 unversorgten Bewerbern im Alb-Donau-Kreis gegenüber – beste Voraussetzungen also, um für den Ausbildungsstart im September kurzfristig noch eine Stelle zu finden. Berufsberater Frank Groll und seine Kollegen sind auch in den Ferien erreichbar und helfen den Schulabgängern weiter.
„Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist sehr hoch. Arbeitgeber wollen weiter Fachkräfte heranziehen“, sagt Mathias Auch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. Im gesamten Agenturbezirk, der sich nicht nur über den Alb-Donau-Kreis, sondern auch die Stadt Ulm und den Landkreis Biberach erstreckt, sind genauso viele freie Lehrstellen gemeldet worden wie vor der Pandemie, sagt er. Viele dieser Stellen seien noch unbesetzt. „Nicht warten, sondern starten“, fordert er alle Jugendlichen auf, schnell aktiv zu werden. Denn eines sei klar: Im kommenden Jahr werde es nicht leichter, einen Ausbildungsplatz zu finden, wenn ein weiterer Jahrgang auf den Ausbildungsmarkt drückt.
Das Problem ist, dass aufgrund der Corona-Pandemie zum zweiten Mal viele Ausbildungsmessen nicht in der gewohnten Form stattgefunden haben und auch die Praktika von den Schülern nicht wie üblich absolviert werden konnten. „Auch bei uns gab es einen Digitalisierungsbooster“, sagt Mathias Auch.
Lief davor fast alles über persönliche Gespräche an den Schulen, mussten sich die Berufsberater schnell auf neue Formate einstellen, um die Jugendlichen trotz Lockdown zu erreichen. „Das persönliche Gespräch ist aber durch nichts zu ersetzen“, sagt Frank Groll. Zwangsläufig sei umdenken angesagt gewesen. Statt in den Schulen liefen Beratungen nun über Telefon oder Video. Es gab und gibt Seminare für Eltern und Schüler und Online-Vorträge zu vielen Themen. „Die Resonanz ist gut“, sagt Groll, der sich aber trotzdem wünscht, schnell und verlässlich an die Schulen zurückkehren zu können. An manchen Schulen soll nun sogar während der Ferien, wenn die Lernbrücken laufen, Berufsberatung stattfinden, um die Schüler zu erreichen.
Täglich erreichen die Agentur für Arbeit etwa 20 Anrufe von Jugendlichen, die Beratung wünschen. Erst vor wenigen Tagen hatte Groll einen jungen Mann am Telefon, der auf
gemeldet. Darunter beispielsweise 29 im Bereich Verkauf oder 26 im Bereich Einzelhandel. Auch Mechatroniker oder Feinwerkmechaniker werden in vielen Betrieben noch gesucht.
Im ganzen Alb-Donau-Kreis waren im Juli noch 472 freie Ausbildungsplätze
seine Hilfe angewiesen war. Der Betrieb hatte noch vor Beginn der Ausbildung den Vertrag wieder aufgelöst. Plötzlich stand der Jugendliche ohne Job da. 18 Stellen konnte Groll ihm im entsprechenden Bereich zuschicken, auf die sich der Jugendliche nun bewerben wird.
Grolls Credo: „Man muss auf Jugendliche bestimmt, aber freundlich zugehen.“Er will den Jugendlichen das Gefühl geben, dass es auch okay ist zu sagen, dass man eben noch überhaupt keinen Plan hat, wie es nach der Schule weitergehen soll. Auch wenn die Ferien längst begonnen haben und man trotzdem noch nicht weiß, welchen Weg man ab September gehen will.
Mathias Auch und Frank Groll haben festgestellt, dass viele Familien durch die Pandemie verunsichert wurden. In blanken Zahlen gesehen haben sich bei der Agentur für Arbeit rund 25 Prozent weniger Jugendliche gemeldet als in den Vorjahren.
Allgemein sind im Alb-Donau-Kreis vergangenes Jahr vier Prozent weniger freie Ausbildungsstellen gemeldet worden. Im ganzen Bezirk der Agentur für Arbeit hat sich dieses Minus aber wieder ausgeglichen. Weniger Stellen gab es beispielsweise im Bereich Verkauf,
Aus Verlegenheit haben sich manche für ein FSJ oder eine weiterführende Schule entschieden, einfach aus einem scheinbaren Mangel an Alternativen heraus. „Das ist auch nicht per se schlecht“, macht Auch klar. „Aber es gibt so viele offene Ausbildungsplätze.“Und Ängste, dass man aufgrund schlechter Noten nicht geeignet sei, seien fehl am Platz, ergänzt Groll.
„Es gibt immer die Möglichkeit für Stütz- oder Förderunterricht an den Berufsschulen, der auch von der Agentur für Arbeit bezahlt wird“, betont Auch. „Wir helfen, wo wir können.“
Schwierig wird es da nur, den Überblick zu behalten. Alleine im Agenturbezirk werden Stellen in 180 Ausbildungsberufen gemeldet. Von A wie Anlagenmechaniker bis Z wie zahnmedizinische Angestellte. Orientierung zu geben, ist dann Aufgabe der Berufsberater. „Wir beraten neutral, unentgeltlich und ergebnisoffen“, mit Ausnahme von Lebensmitteln und Drogerieartikeln oder im Bereich Metall und Elektro. Mehr Stellen wurden aber im Gastgewerbe gemeldet. „Stabil ist der Bereich Bau oder auch Klimatechnik“, sagt Mathias Auch von der Agentur für Arbeit. (meni)
betont Groll. Wichtig ist, dass sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen (nicht alle kommen direkt von der Schule) schon vor dem Gespräch klar machen, wo ihre Stärken liegen und sich im Klaren darüber sind, was sie auf keinen Fall machen wollen. „Das hilft uns, einem ersten Gespräch Struktur zu geben“, sagt Frank Groll. Hilfe gibt da auch das Erkundungstool „check-u“, das auf der Homepage der Agentur für Arbeit zu finden ist.
Die Berufsberater sind unter anderem über die Beratungshotline unter der Nummer 0731/160 777 erreichbar. Zudem gibt es monatliche Schwerpunktthemen, die online stattfinden, wie beispielsweise am 18. August mit dem Thema „Schulabschluss in Sicht – was kommt danach?“oder am 15. Dezember „Wo studieren? Unterschiede Uni/FH/Duale Hochschule.