Lisa Thimm kämpft gegen Corona
Serienstart „Stille Helden“: Die 23-Jährige ist im Corona-Team der Stadt Ehingen
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EHINGEN - Seit 18 Monaten schon arbeitet die 23-jährige Ehingerin Lisa Thimm für das Corona-Team der Stadt Ehingen. Sie hat in all dieser Zeit viele Kämpfe ausgefochten, wurde am Telefon beschimpft und hat dafür gesorgt, dass sich das Coronavirus nicht so stark ausbreitet. Lisa Thimm ist eine „stille Heldin“des Alltags.
Es war ein Donnerstag Anfang März des Jahres 2020, der das Leben der Ehingerin Lisa Thimm so ziemlich auf den Kopf stellte. Denn eigentlich ist die Verwaltungsfachangestellte bei der Stadt Ehingen im Bürgerbüro tätig – doch seit jenem Donnerstag eben nicht mehr. „Da wurde ich in das Corona-Team der Stadt berufen. Na ja, außer mir war damals lediglich Gabriele Stubhan in diesem Team. Ich war quasi das zweite Teammitglied“, erinnert sich Lisa Thimm an den Beginn der CoronaPandemie. Thimm wurde aus dem operativen Geschäft im Bürgerbüro auch deswegen früh rausgezogen, weil die junge Frau an Diabetes leidet und somit damals als vulnerabel eingestuft wurde.
„Mit meinem Einstieg in das Corona-Team kamen dann auch die ersten Fälle in Ehingen auf. Viele Bürger haben dann verunsichert bei uns angerufen, zu Spitzenzeiten haben sich rund 30 Bürger gemeldet“, sagt Lisa Thimm, die sich noch sehr gut an einen der ersten Anrufer erinnern kann. „Da hat sich ein junger Mann gemeldet, der gerade ein Haus geDa kauft hat. Und dieses Haus wollte er mit zwei Kumpels renovieren. Zu der Zeit gab es aber die Kontaktbeschränkungen“, erklärt Lisa Thimm. Die Frage des Mannes war dann: „Wenn ich mich mit meinen zwei Kumpels 14 Tage in dem Haus einschließe und arbeite, geht dann das?“Solche und viele andere Anfragen seien vor allem zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 an der Tagesordnung gewesen. „Dann kam die Zeit, als die Ehinger Händler nicht mehr wussten, was genau wann gilt. hatten wir sehr viele Anfragen von Gewerbetreibenden, die eben unsicher waren“, sagt Lisa Thimm und erinnert sich an einen Ehinger Blumenhändler, der anfragte, ob er seine Blumen zum Verkauf mit einem Kässchen vor den Laden stellen darf.
Richtig hart für das Corona-Team der Stadt Ehingen, in dem zu Spitzenzeiten bis zu 30 Mitarbeiter der Stadt beschäftigt waren, wurde es dann im April 2020, als die ersten Corona-Fälle im Pflegeheim Haus Katrin aufgetaucht sind. „Hier mussten wir oft und viel Rücksprache mit dem Gesundheitsamt und der Hausleitung halten. Da hatten wir es dann wirklich mit großen Sorgen und vielen Ängsten zu tun“, weiß Lisa Thimm. Denn im April 2020 wurde der Stadt Ehingen das Kontaktpersonenmanagement – sprich die Nachverfolgung – übertragen. „Dann mussten wir uns zuerst eine Strategie überlegen, wie wir das angehen. Wir mussten uns täglich beim Robert-Koch-Institut informieren, was gerade gilt, mussten entscheiden, wer eine Kontaktperson war und wer nicht. Und wir mussten natürlich jeden einzelnen Fall auch als Einzelfall bewerten“, sagt Thimm, die bei ihren Telefonaten mit den Kontaktpersonen natürlich auch Ängste wahrnehmen konnte.
„Viele, die dann in Quarantäne mussten, hatten schon Angst vor dem Lagerkoller“, sagt Lisa Thimm. Doch nicht nur Ängste konnte die junge Frau wahrnehmen. „Rund 20 Prozent der Menschen, die wir am Telefon hatten und haben, werden auch ausfallend und beleidigend“, sagt Lisa
Thimm. Ihre Aufgabe war es bis zum 7. Juni dieses Jahres (dann ging die Nachverfolgung zurück an die Gesundheitsämter), die Kontaktpersonen anzurufen, nach der Art des Kontaktes mit einer an Corona infizierten Person zu fragen und dann zu entscheiden, ob eine Quarantäne notwendig ist. „Bei Menschen, die aus Ehingen kamen, haben wir selbst angerufen. Bei den anderen Kontaktpersonen haben wir die Daten an die jeweiligen Rathäuser des Wohnorts übermittelt“, sagt Lisa Thimm, die als Ehingerin dann auch ab und an Bekannte am Telefon hatte.
„Das waren dann immer recht nette Telefongespräche“, erinnert sich Lisa Thimm. Am stressigsten in Sachen Nachverfolgung war laut Lisa Thimm die Zeit vor Weihnachten 2020. „Da waren auch viele Kollegen im Urlaub und es gab Listen, da mussten wir von einer Person rund 20 Personen nachverfolgen, weil hier innerhalb der vergangenen 48 Stunden eben die Kontakte vorhanden waren“, betont Thimm, die auch viel an den Wochenenden mit der Nachverfolgung dafür gesorgt hat, dass sich die Pandemie nicht extrem in und um Ehingen ausbreiten konnte.
Ende Mai/Anfang Juni dieses Jahres ist es dann ruhiger geworden. „Da kamen viele Anfragen von Vereinen, ob sie beispielsweise ein Festle machen dürfen und mit wie vielen Menschen Musikvereine proben dürfen.“
Das Corona-Team der Stadt Ehingen besteht nun aus zwölf Mitarbeitern. „Ich kann für mich sagen, dass ich in all der Zeit ein reiferer Mensch geworden bin. Ich konnte beweisen, was ich auf dem Kasten habe, wurde vor eine völlig neue Situation gestellt und musste mich dem Umgang mit einem echt schwierigen Thema stellen. Ich bin durch diese Arbeit selbstbewusster geworden“, sagt Lisa Thimm, die aber auch betont: „Im privaten Bereich haben schon Freundschaften durch meine Arbeit gelitten. Und ich habe erfahren müssen, wie hart Corona ist, wenn es jemand hat. Ich habe viel mit Infizierten gesprochen und oft haben die Menschen mir dann auch ihr Leid geklagt.“
Mit ihren 23 Jahren hat die Ehingerin Lisa Thimm, die stellvertretende Vorsitzende und Klarinettistin bei der Ehinger Stadtkapelle ist, viel im Kampf gegen Corona geleistet. Eine stille Heldin unseres Alltags.