Die Giganten der Lüfte zum Anfassen
Das Zeppelin Museum in Friedrichshafen bietet Führungen für die ganze Familie an
● ährend Brigitte Seebeck eine kleine, schwarze Plastiktüte über das Drahtgestell der Experimentierstation stülpt, weiß sie schon, dass sie gleich in staunende Kinderaugen blicken wird. Nur noch ein Knopfdruck und die Tüte füllt sich mit warmer Luft. „Was glaubt ihr, was gleich passieren wird,“fragt sie die Kinder. Dann steigt die Tüte empor und schwebt über dem Drahtgestell. „Warme Luft ist leichter als die kalte Umgebungsluft. Sie steigt auf und trägt sogar das Gewicht der Tüte. So funktioniert ein Heißluftballon“, erklärt die Museumsführerin. Und die Kinder scheinen es sofort verstanden zu haben. Dies ist nur eines von vielen Experimenten, die sie den Kindern und deren Eltern während der Familienführung im Zeppelin Museum in Friedrichshafen zeigt.
Meist bemerken es die Kinder ja zuerst, wenn eines der großen Luftschiffe über ihnen am Himmel schwebt. Staunend bleiben sie dann stehen und zeigen zum Himmel hinauf. „Zeppelin!“, hört man sie sagen. Doch warum fliegt ein Zeppelin überhaupt, wo sitzt der Kapitän und und warum hat der Zeppelin die Form eines Wals oder einer Zigarre? Fragen, die sich bestimmt nicht nur Kinder beim Anblick des Luftschiffes über der Bodenseeregion stellen. Mit speziellen Angeboten für Familien will das Zeppelin Museum, das dieses Jahr 25 Jahre seines Bestehens feiert, die Faszination Zeppelin einem breiten Publikum und vor allem auch den Kleinsten näherbringen.
„Familien wollen beim Museumsbesuch gemeinsam etwas erleben und genau hier setzen wir mit unseren Programmen an“, sagt Jürgen Bleibler, Leiter der Museumsabteilung Zeppelin. Immerhin sind laut Besucherstatistik aus dem Jahr 2019 knapp zehn Prozent der Museumsgäste inzwischen Kinder. „In den ersten Jahren fokussierte sich das museumspädagogische Angebot vor allem auf Schulklassen und Wochenendworkshops für Kinder, doch vor allem in den letzten Jahren haben wir das Angebot für Familien stark ausgebaut“, sagt Bleibler.
So bietet das Museum allerlei für Kinder ab vier Jahren. Das ganze Jahr über gibt es Familienführungen, Rundgänge mit dem Museumskoffer, Kindergeburtstage sowie Angebote für Kindergärten und Schulen. Momentan bietet das Sommerferienprogramm unter anderem eine Spieleführung und Familienworkshops an.
Und während Erwachsene im Museum gerne zuhören oder Texte lesen, probieren Kinder lieber Sachen aus. So auch bei der nächsten Experimentierstation. Ein mit Helium gefüllter Ballon soll mit Gewichten
Wgefüllt werden, sodass er weder auf den Boden sinkt, noch die Decke berührt. Und schon laden die Kinder fleißig die unterschiedlichen Gewichte in die Ballongondel ein und wieder aus. „Das Tolle an meiner Arbeit ist, dass ich Kinder spielerisch für das Thema Zeppelin begeistern kann“, sagt Seebeck.
Etwas ruhiger werden die kleinen Forscher erst wieder, als sie über die schmale Treppe in den Nachbau des Zeppelins LZ 129 „Hindenburg“steigen. Nach dem geräumigen Gesellschaftsraum mit bequemen Sofas, einem Flügel und großen Fenstern geht es in den Passagierkabinen mit Stockbetten und aufklappbaren Waschbecken etwas enger zu. „Das ist ja wie im Hotel“, sagt eine Kinderstimme im engen Kabinengang.
Neben den Experimenten setzt das Zeppelin Museum auch darauf, den Kindern Komplexes anschaulich zu machen. So zeigt ein Schaukasten mit Modellen der Fortbewegungsmittel der damaligen und heutigen Zeit die unterschiedlichen Dimensionen. Während das Kreuzfahrtschiff „Queen Mary“damals fünf Tage für die Fahrt über den Atlantik brauchte, schaffte es der Zeppelin „Hindenburg“mit einer Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern in zwei bis drei Tagen.
Zum Abschluss der Familienführung geleitet Museumsführerin Brigitte Seebeck ihre Teilnehmer zu einem großen Funktionsmodell der „Hindenburg“, das über der breiten Eingangstreppe schwebt. „Jetzt dürft ihr selbst der Kapitän sein“, sagt sie und zeigt auf ein Brett mit runden Schaltknöpfen darauf. Per Knopfdruck leuchtet die Kapitänskabine auf oder die Propeller werden in Gang gesetzt. Na dann, gute Reise!
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