Betriebe beklagen Nachwuchsmangel und Bürokratie
Bildungs- und Forschungsministerin Anja Karliczek zu Besuch in Emerkingen – Duale Ausbildung im Fokus
EMERKINGEN
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Karliczek, machte dem Firmenchef aber auch Hoffnung: „Wenn die Leute, nachdem sie in die Welt gezogen sind, Familien gründen, kommen sie gerne in die Heimat zurück, um sesshaft zu werden.“Frankenhauser nahm das zur Kenntnis und räumte ein: „Wir sind ein Familienbetrieb, wir leben unser Handwerk. Deswegen fühlt man sich persönlich getroffen, wenn ein junger Geselle geht.“Aktuell freilich habe man das noch größere Problem, dass man gar keine Lehrlinge findet. Bei der Suche mache sich bemerkbar, dass die Munderkinger Ausbildungsmesse in den vergangenen zwei Jahren ausgefallen sei. „Die fehlt uns. Zumal wir sehr gerne Azubis aus der Region haben. Zum einen, weil wir meist die Familien kennen und diese uns, zum anderen ist es aus Klimaschutzgründen von Vorteil, wenn die Lehrlinge keinen weiten Anfahrtsweg haben“, so Georg Frankenhauser. Die ebenfalls an dem Termin teilnehmende Munderkinger Schulleiterin Jutta Braisch bemängelte darüber hinaus, dass wegen der Corona-Pandemie auch sämtliche Berufsorientierungen und Praktika gestrichen worden seien: „Es ist schon wichtig, dass die Schüler die Gelegenheit bekommen, in die Betriebe reinzuschauen. Viele trauen sich einfach nicht, sich ins Blaue zu stürzen.“Anja Karliczek erwiderte, dass solche Praktika zeitnah wieder möglich sein müssten, auch weil es mittlerweile die Möglichkeit gebe, die betreffende Altersgruppe zu impfen.
Darüber hinaus sei es ihr ein großes Anliegen, die Vorzüge des dualen Ausbildungssystems in Deutschland auch im internationalen Vergleich künftig noch stärker ins öffentliche Blickfeld zu rücken. „Wir müssen deutlich machen, welche Wertigkeit eine Ausbildung auch in einem handwerklichen Beruf hat – und zwar auch für gute Abiturienten“, so die Ministerin. Jutta Braisch führte hier das Beispiel eines jungen Mannes an, der trotz Top-Abitur erst eine Maurerlehre gemacht, sich danach entsprechend weitergebildet und heute in seinem Fach ein gefragter Mann sei. Leider werde heute der Fokus zu sehr auf das Studium gerichtet, kritisierte Braisch. Und so etwas führe zu der aktuellen Zahl von 30 Prozent Studienabbrechern, ergänzte Anja Karliczek. Als eine echte Lösung sieht es die Ministerin, mehr praktische Elemente in den Schulunterricht aufzunehmen und die Digitalisierung auch als Chance zu sehen, den jungen Leuten über diesen Weg Einblicke in die technischen Arbeitswelten zu geben. „Dazu braucht es auch finanzielle Strukturen und ein Konzept, wie wir die verschiedenen Möglichkeiten, die wir haben, sinnvoll zusammenführen“, so Karliczek.
Bei der benachbarten Firma Geba Bartholomäus, einem Spezialisten für Brandschutz- und Lüftungssysteme, spielt das Thema Ausbildung aktuell noch eine eher untergeordnete Rolle. „Wir haben jedes Jahr einen Azubi im Büro, ab nächstes Jahr soll noch einer im gewerblichen Bereich dazukommen“, sagte Juniorchef Matthias Bartholomäus.
Bislang sei letzteres nicht möglich gewesen, weil der Maschinenpark noch nicht so ausgestattet sei, dass er den Ausbildungsanforderungen entspreche. Um die Gewinnung von gewerblichen Lehrlingen zu erleichtern, plane man außerdem Kooperationen mit anderen Firmen im Bereich Maschinenbau. Wegen der Corona-Pandemie habe man das aber zuletzt zurückgestellt. Auf die Frage der Bundesministeriums, wo der Schuh im Unternehmen drücke,