Vorsicht vor falschen Händlern
Auf was Aktionäre achten sollten, um betrügerischen Anbietern nicht auf den Leim zu gehen
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STUTTGART - Wer heutzutage mit Aktien, Rohstoffen oder auch mit Kryptowährungen handeln will, braucht nur am eigenen PC oder per Smartphone ein Depot zu eröffnen. Der Zugang zu den weltweiten Finanzmärkten steht so weit offen wie noch nie in der Geschichte. Leider ruft diese Situation fast zwangsläufig auch zwielichtige Anbieter auf den Plan, die den gutwilligen Anleger so schnell wie möglich um sein Geld erleichtern wollen. Tatsächlich gibt es Fake-Anzeigen, die mit glaubhaften Persönlichkeiten wie Thomas Gottschalk oder Günther Jauch werben. Die Masche ist dann immer dieselbe: Anleger, die angebissen haben, lassen sich registrieren und legen ein Onlinedepot an. Bevor sie echtes Geld investieren, wird zunächst mit virtuellen Werten geübt. „In den täuschend echt simulierten Accounts werden laut Philipp vermeintliche Investitionen in nahezu allen Anlageklassen vorgegaukelt“, erläutert Alexander Philipp, Ermittler beim Polizeipräsidium Reutlingen.
Also zocken die Anleger im DemoModus, in dem gerne schnelle Gewinne ausgewiesen werden. Bald darauf erfolgt das erste Angebot von den Broker-Betrügern, es doch mal mit einer geringen Summe zu versuchen. „Fast immer sollen die Kundinnen und Kunden anfängliche Summen in Höhe von 250 bis 500 Euro überweisen, die dann angeblich schnell große Gewinne erzielen“, weiß Betrugsexperte Philipp. Und prompt stellt sich der Erfolg auch ein. In der Folge werden die Anleger mal mit mehr, mal mit weniger Nachdruck zu weiteren Investitionen überredet. Vielfach unterliegen die Anleger irgendwann einmal der Versuchung und erhöhen den Einsatz.
Oft handelt es sich bei den Finanzprodukten um Kryptowährungen, hochspekulative Derivate und Devisen,
bei denen in der Realität durchaus Kurssprünge vorkommen können. Doch die falschen Broker führen die Anleger damit an der Nase herum. Die präparierte Software im Hintergrund ist nur eine Maske, die vermeintlichen Gewinne in dem Fake-Account steigen immer weiter – ohne dass die Kursverläufe echt sind. Gleichzeitig kommen die Anleger nicht an ihr Geld – und schon gar nicht an ihre Gewinne, die ohnehin fiktiv sind. „Wenn dann die Kunden irgendwann misstrauisch werden und ihre Gewinne ausbezahlt bekommen möchten, ist dies nicht möglich“, so Philipp. Es werden eher noch weitere Einzahlungen als notwendig vorgeschoben. Bis dahin sind die eingezahlten Gelder aber längst über diverse Geldwäschenetzwerke auf den Konten der
Täter gelandet – laut Philipp oft irgendwo im osteuropäischen oder asiatischen Raum. Weder die Zahlungen noch die Rufnummern lassen sich zurückverfolgen, die Websites sind meist anonym gehostet.
Nicht selten benutzen die Täter Firmenamen, die den Namen existierender, seriöser Firmen ähneln. Wie aber kann man unseriöse Onlinebroker erkennen? Da deren Websites oft sehr gut gemacht sind, ist dies nicht immer einfach. Dennoch gibt es Indizien, die auf Betrüger hinweisen. „Die Website besitzt oft kein Impressum“, sagt Betrugsexperte Philipp. Auch wenn Gelder ins Ausland transferiert werden müssen, sollten die Alarmglocken klingeln. Die Rufnummern wechseln häufig und haben eine ausländische Vorwahl. „Zudem üben die Anrufer immer wieder Druck aus und versprechen hohe Gewinne“, erläutert Philipp. Oft agieren die Betrüger auch mithilfe von legalen Kryptohändlern und Broker-Apps, die den
Anschein von Seriosität wecken sollen, im Endeffekt aber nur zwischengeschaltet sind. Hilfreich kann auch die Suche nach den schwarzen Schafen auf Plattformen wie www.scambroker.com sein. Freilich ändern die Betrüger in der Regel rasch ihre Namen, sollten sie auf solchen Foren auftauchen.
Was bleibt, ist der Gang zur Polizei. Auch wenn der eigene Schaden nicht wiedergutzumachen ist, können Betroffene dazu beitragen, dass die im Hintergrund agierenden Netzwerke entdeckt werden. Freilich ist die wahrscheinlich wirkungsvollste Waffe im Kampf gegen Trading-Betrug die klassische Aufklärungsarbeit. Denn je mehr Menschen von solchen Methoden erfahren, desto weniger gehen den betrügerischen Lockvogelangeboten auf den Leim. Und dann bleibt noch der Griff an die eigene Nase, indem man sich selbst fragt, inwieweit nicht die eigene Gier dazu beiträgt, das Gehirn auszuschalten.