Cellist Hornung zu Gast in Ravensburg und Laupheim
Das Münchener Kammerorchester präsentiert gewohnt virtuos Werke von Bruckner, Haydn und Mahler
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LAUPHEIM - Erst spielte am Samstag der Cellist Maximilian Hornung zusammen mit dem Münchener Kammerorchester in Ravensburg das Concertino op. 43 von Mieczyslaw Weinberg. Am Sonntag in Laupheim gab es ein rein klassisch-romantisches Konzert: Bruckner, Haydn und Beethoven im Mahler-Arrangement mit einem 20 Köpfe zählenden, genau paritätischen Ensemble und unter der Leitung der Konzertmeisterin Yuki Kasai.
Hochinteressant überschnitten sich die historisch-musikalischen Linien: zunächst in Bruckners „Adagio“aus dem Streichquintett F-Dur , 1878 komponiert, das die Münchner als reines Streicherensemble spielten. Unendlich sanft, tastend, behutsam gesteigert, nie überdehnt, die Bässe der dunklen Streicher gezügelt, so nahm diese Musik, wenn auch typisch für Bruckners kreisende Grundbewegung, die Klangvorstellungen Mahlers vorweg. Immer wieder faszinierte dabei der homogene Grundton dieses Kammerensembles, die vitale Perfektion des Klangbildes und die klare Ausarbeitung der einzelnen Stimmen.
Bis auf die vier Cellisten stehen alle, auch als sich beim Cellokonzert Nr. 1 von Joseph Haydn ein kleiner Bläsersatz von zwei Oboen und zwei Hörnern dazugesellt, geschieht die Umstellung fast unmerklich, ein Podest mit Stuhl für den Solisten kommt dazu. Großer Auftritt von Maximilian Hornung mit seinem Cello, das von dem aus Lechbruck bei Füssen stammenden Instrumentenbauer
David Tecchler um 1720 in Rom gebaut wurde. Bereits beim ersten Ton des um 1761 komponierten und berühmten Konzerts hört man das fast jauchzende Singen und sonore Brummen des Instruments.
Der junge Cellist ist glänzender Laune, stimmt sich im Blickkontakt mit der Konzertmeisterin ab und spielt Haydn mit solch italienischem Temperament und so viel Emotion, dass es dem Komponisten vielleicht ein wenig an Zucht und Ordnung gemangelt hätte – aber wer könnte das wissen? Eigenwillige Kadenzen und im dritten Satz „Allegro molto“so sehr „molto“, ein derart rasantes Tempo, dass alle wie gebannt auf ihre Notenblätter schauen. Für den begeisterten Beifall bedankten sich Cellist und Orchester mit einer schwungvollen Zugabe, die nach etwas schräger Salonmusik klang und alle erfreute.
Solcherart entspannt konnte man sich auf den dritten Teil des Konzertes mit Beethovens Streichquartett Nr. 11 f-moll op. 95 in vier Sätzen mit dem Titel „Quartetto serioso“einstellen, denn dieses Werk von 1810 ist schon in der Originalfassung keine leichte Kost. Hier wurde Gustav Mahlers Bearbeitung für Kammerorchester von 1899 gespielt, die den ersten Satz noch wuchtiger erscheinen ließ. Dafür wärmte der zweite Satz, ganz kammermusikalisch, das Gemüt, der dritte war aus feinen Einzelstimmen gewoben, der vierte orchestral mit nervösen Obertönen über einem schwingenden Tongewebe. Wie erwartet gestaltete das MOK sensibel und virtuos.