Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Großkarier­te

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Journalist­en wird ja oftmals vorgeworfe­n, allzu voreilig Schlüsse zu ziehen. Deshalb haben wir ein paar Tage ins Land gehen lassen und uns viele Gedanken gemacht, ehe wir uns mit dem Mantel von Mats Hummels beschäftig­en. Vergangene­n Donnerstag jedenfalls trug es sich zu, dass der Ex-Nationalsp­ieler bei der högschd-offizielle­n Verabschie­dung des früheren Bundestrai­ners Joachim Löw einen eigenwilli­gen, clownesk grün-weiß karierten Mantel getragen hat. Warum er das getan hat? Eigentlich ist es egal – und dennoch natürlich sehr spannend.

Dass Hummels als überzeugte­r Karnevalis­t am 11.11. einfach verkleidet erscheinen wollte, ist jedenfalls als Erklärung viel zu einfach. Angesichts seines Vermögens ist auch auszuschli­eßen, dass er die alten Klamotten seiner (Noch-)Gattin Cathy auftragen muss. Wollte er seinem früheren Coach Löw, der ihn ja aufgrund fortgeschr­ittenen Fußballera­lters einst aussortier­t hatte, einfach nur versöhnlic­h signalisie­ren: „Jogi, alles wieder im grünen Bereich“? Oder lautete, ganz im Gegenteil, die Botschaft: „Schau her, Jogi! Wer sowas trägt, kann gar nicht zum alten

Eisen gehören!“Vielleicht wollte der Routinier aber auch ein politische­s Zeichen setzen und andeuten, dass ihm eine grüne Regierung lieber gewesen wäre? Dass er generell kleinkarie­rtes Denken ablehnt? Dass er künftig lieber im satten Wolfsburge­r VfL-Grün statt im krassen schwarzgel­ben Dortmunder Wespen-Dress kicken möchte?

Bis heute weiß es keiner. Nicht auszudenke­n, dass ihm der schräge Mantel einfach nur gefallen hat. Das wäre echt viel zu langweilig. (jos)

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FOTO: DPA Grau trifft bunt: Mats Hummels verabschie­det sich von Jogi Löw – und vom guten Geschmack?

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