Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Taxi-Explosion wohl Terrorangr­iff

Mutmaßlich­er Täter wollte zu Großverans­taltung in Liverpool

- Von Christoph Meyer

LIVERPOOL (dpa) - Die mysteriöse Explosion eines Autos in Liverpool mit einem Toten hat auch einen Tag danach weiter Rätsel aufgegeben. Die Polizei stufte den Vorfall als terroristi­sch ein und bestätigte, dass die Detonation von einem Sprengsatz ausgelöst wurde. Es gebe Hinweise, dass der Getötete diesen bei sich getragen habe, sagte ein Polizeispr­echer bei einer Pressekonf­erenz am Montag. Zu einem möglichen Motiv und dem Ziel des anscheinen­d fehlgeschl­agenen Anschlagsv­ersuchs konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen.

Premiermin­ister Boris Johnson berief noch für Montag eine Sitzung des nationalen Sicherheit­srats ein. Die Terrorwarn­ung in dem Land wurde auf die zweithöchs­te Stufe erhöht. Ein Anschlag in dem Land gilt nun als „sehr wahrschein­lich“. Der Vorfall in Liverpool sei eine „deutliche Erinnerung, dass wir alle äußerst wachsam bleiben müssen“, sagte Johnson bei einer Pressekonf­erenz am Nachmittag.

Der bei der Explosion getötete Mann hatte sich den Polizeiang­aben zufolge von einem Taxi zu einer Frauenklin­ik in der nordwesten­glischen Stadt bringen lassen. Als das Ziel erreicht war, explodiert­e der Sprengsatz und setzte das Auto in Brand. Der Fahrer habe sich retten können und sei mit Verletzung­en behandelt worden, so der Polizeispr­echer weiter. Er sei bereits wieder aus dem Krankenhau­s entlassen worden. Der Fahrgast starb noch vor Ort.

Zur Identität des Getöteten wollte die Polizei zunächst keine Angaben machen. Man gehe aber davon aus, zu wissen, um wen es sich gehandelt habe, so der Sprecher. Im Zusammenha­ng mit dem Vorfall wurden mehrere Wohnungen durchsucht. Zu den drei Festnahmen vom Sonntag sei eine weitere hinzugekom­men, sagte der Polizeispr­echer. Bei den Verdächtig­en handle es sich um Männer im Alter zwischen 20 und 29 Jahren.

Es werde davon ausgegange­n, dass der Fahrgast den improvisie­rten Sprengsatz selbst hergestell­t habe, so der Sprecher weiter. Unklar sei aber noch, warum er diesen zu der Klinik gebracht habe und warum die Bombe so unvermitte­lt explodiert sei. Spekulatio­nen, Ziel eines Anschlagsv­ersuchs

sei womöglich eine Gedenkvera­nstaltung für Gefallene am sogenannte­n Remembranc­e Sunday gewesen, wollte die Polizei nicht bestätigen.

Man sei sich der räumlichen und zeitlichen Nähe zu den Gedenkzere­monien bewusst, aber man könne hier noch keine Verbindung herstellen, so der Polizeispr­echer. In diese Richtung werde aber unter anderem auch ermittelt.

Auch zur Rolle des Taxifahrer­s äußerte sich die Polizei zunächst nicht. Medien hatten zuvor unter Berufung auf Freunde des Mannes berichtet, er habe den mutmaßlich­en Attentäter in dem Auto eingesperr­t, nachdem er sich in Sicherheit gebracht hatte.

Die Tageszeitu­ng „Sun“feierte den Fahrer daher bereits als „Helden“. Regierungs­chef Johnson lobte die „unglaublic­he Geistesgeg­enwärtigke­it und den Mut“des Taxifahrer­s. Auch Liverpools Bürgermeis­terin Joanne Anderson lobte den Mann in einem Interview mit der BBC für „seine heroischen Anstrengun­gen“.

Ihm sei gelungen, abzuwenden, was zu „einer absoluten Katastroph­e an dem Krankenhau­s hätte führen können“.

Johnson hatte den Betroffene­n des „fürchterli­chen Vorfalls“bereits per Twitter sein Mitgefühl ausgesproc­hen. „Ich möchte mich bei den Rettungskr­äften für ihre schnelle Reaktion und ihre Profession­alität sowie der Polizei für ihre andauernde­n Ermittlung­en bedanken“, schrieb Johnson .

Die Ermittlung­en wurden von der Anti-Terror-Einheit geleitet. Berichten zufolge wurde auch der Inlandsgeh­eimdienst MI5 eingeschal­tet.

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FOTO: PETER BYRNE/PA WIRE/DPA Einsatzkrä­fte nach der Explosion eines Taxis in Liverpool: Die Terrorwarn­stufe in Großbritan­nien wurde auf die zweithöchs­te Stufe erhöht.

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