Mit Tests und Booster in den Winter
Verschärfte Regelungen im Seniorenzentrum St. Anna – Einrichtung soll aber offen bleiben
MUNDERKINGEN - Auch wenn vonseiten der Landesregierung noch keine strengeren Regelungen beschlossen wurden, hat das Leitungsteam des Seniorenzentrums St. Anna in Munderkingen trotzdem bereits die Maßnahmen verschärft, um das Coronavirus so gut wie möglich aus der Einrichtung fernzuhalten. Das beinhaltet unter anderem wieder strengere Besucherregeln. Doch die Maßnahmen seien aufgrund der aktuellen Entwicklung nötig - keiner wolle erneut einen Ausbruch erleben.
„Die Lage in den Pflegeeinrichtungen ist immer auch ein Spiegel der Inzidenz in deren Umfeld. Da die Verbreitung des Viruses in unserer Region hoch ist, sind die Anpassungen nach unserer Einschätzung unerlässlich“, erklärt Einrichtungsleiter Denis Lamsfuß.
Die Einrichtung aber soll offen bleiben, das stehe außer Frage. „Ziel soll es sein, für unsere Mitarbeitenden und unsere Bewohner, die größtmögliche Sicherheit unter den geringstmöglichen Einschneidungen möglich zu machen“, betont der Einrichtungsleiter.
So wird ab sofort etwa deutlich öfter getestet. Für Personen von extern, etwa Besucher aber auch Handwerker, heißt das, dass ein negativer Schnelltest vorgezeigt werden muss, der maximal zwölf Stunden alt ist. Und das ungeachtet des Impfstatus. Ein Schnelltest kann vor Ort gemacht werden und zwar täglich von 9 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 17.30 Uhr.
Geimpfte Besucher müssen laut Lamsfuß nicht zwangsläufig auf das Ergebnis warten. „Durch die weitergehende Einhaltung der Hygieneregelungen ist dies möglich. Im Falle eines positiven oder unklaren Testes würden wir die betroffene Person umgehend benachrichtigen“, erläutert er. Nicht-Geimpfte müssen jedoch weiterhin das Testergebnis abwarten.
Aktuell sei diese Vorgabe freiwillig, jedoch rechnet das Einrichtungsteam damit, dass eine Verschärfung der Maßnahmen so oder so vonseiten der Landesregierung in den kommenden Tagen zu erwarten ist. „Wir wollen mit diesem Schritt aber nicht noch länger warten und handeln hier vorauseilend“, betont Lamsfuß. Er rechnet damit, dass die entsprechende Verordnung für Pflegeeinrichtungen Mitte der Woche angepasst und damit auch eine gesetzliche Testpflicht für die Besucher kommt. Dann müsse jedoch sicherlich wieder mit etwas längerer Wartezeit gerechnet werden. „Trotzdem stehen wir da in Sachen Tests gut da. Denn viele Einrichtungen haben über den
Sommer über die Angebote der Tests vor Ort abgebaut, bei uns blieb es jedoch immer bestehen. Das heißt, wir können sie jetzt auch wieder umfänglicher anbieten“, berichtet Lamsfuß.
Doch nicht nur beim Zugang zur Einrichtung müssen nun wieder Einschränkungen hingenommen werden. Ob in den kommenden Wochen Veranstaltungen stattfinden können, sei aktuell noch unklar. Lamsfuß rechnet mit weiteren Einschränkungen. So sei auch die geplante Adventsfeier noch nicht ganz sicher. „Das wird uns in den kommenden Wochen umtreiben, zu überlegen, wie wir die Weihnachtszeit gestalten wollen und können“, erzählt der Einrichtungsleiter. Zwar wolle man den Bewohnern natürlich ein schönes und großes Fest und eine besinnliche Adventszeit mit Aktionen bieten. Doch die Lage gebe das nicht unbeschwert her. „Da bewegen wir uns wieder in dem Spannungsverhältnis von einerseits der Bedingung, den Bewohnern den nötigen Schutz vor dem Virus zu bieten und andererseits dem Wunsch, dass wir ihnen etwas bieten wollen und die Lebensfreude in der Einrichtung erhalten bleiben soll“, so Lamsfuß.
Auch wenn erneute Einschnitte im Alltag der Bewohner anstehen, seien sie dennoch aufgrund der aktuellen Infektionslage unvermeidbar. Keiner wolle auch nur ansatzweise eine erneute Katastrophe erleben, wie es vor einem Jahr der Fall war als das Virus plötzlich die ganze Einrichtung im Griff hatte und bei Bewohnern und Mitarbeitern ausgebrochen war. „Das steckt tief in den Knochen. Die Mitarbeiter haben bei der Nachbearbeitung des Ausbruchs klar gesagt, so etwas darf nicht noch einmal passieren. Wir waren quasi am Boden“, erinnert sich Lamsfuß. Mehrere Todesfälle, zahlreiche Infizierte mit schwerem Verlauf sowohl bei den Bewohnern als auch bei den Mitarbeitern hatte die Einrichtung damals zu beklagen, zur Unterstützung waren Soldaten der Bundeswehr angefordert worden.
Mit Blick auf das Infektionsgeschehen in der Region sei man deshalb aktuell wieder besorgt und angespannt, „aber das ist nicht vergleichbar mit der Situation vor einem Jahr“, betont Denis Lamsfuß.
Die Situation sei eine andere. „Wir haben inzwischen die Impfungen, unser Wissen hat sich erweitert und wir haben die Schnelltests, die wir nun wieder für alle Besucher empfehlen“, so der Einrichtungsleiter. Ihm zufolge seien bereits rund 70 Prozent der Bewohner nun zum dritten Mal gegen Corona geimpft worden. „Wie die aktuellen Erfahrungen mit den verwendeten Impfstoffen zeigt, nimmt die immunisierende Wirkung der Impfstoffe im zeitlichen Verlauf ab. Von verschiedenen Stellen wird die Drittimpfung gerade für Bewohnerinnen und Bewohner als absolut wichtig in der jetzigen Situation beschrieben“, erklärt Denis
Lamsfuß und fügt an: „Das gibt noch einmal größere Sicherheit. Mein Respekt gebührt dabei den Hausärzten, die waren da echt dahinter, dass schnell anbieten zu können.“
Die Regelung zu Schutzmasken bleibe mit Blick auf die verschärften Reglungen natürlich bestehen. Empfohlen wird eine FFP2-Maske ohne Ventil, Mindeststandard ist jedoch eine medizinische OP-Maske. Lamsfuß rechnet mit einer FFP2-Maskenpflicht für die Mitarbeiter, was zum einen verständlich aber auch herausfordernd sei. „Das stellt eine hohe Belastung für die Mitarbeiter dar und manche unserer Mitarbeiter leiden darüber hinaus aktuell immer noch an Long-Covid, das sie in der Atmung sowieso schon einschränkt.“Doch der Schutz der Bewohner sei nun und immer die erste Prämisse. Jetzt gelte es, das Virus um jeden Preis aus der Einrichtung draußen zu halten. „Die Intensivstationen, so liest man ja, sind bereits am Anschlag. Ich habe die Sorge, dass sie bald gar keinen Platz mehr für die Bewohner hätten, sollte einer von ihnen so schwer erkranken.“
Weiterhin gilt laut Lamsfuß, dass im Zimmer von geimpften Bewohnern die Masken abgenommen werden dürfen. Auch der Cafébereich sei weiterhin geöffnet, Spaziergänge mit den Angehörigen im Haus sind auch nach wie vor erlaubt. Lediglich die Gemeinschaftsbereiche auf den Wohnbereichen seien für Besuche nicht zugelassen.