Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Bürger wollen mitreden

Suche nach Atommüll-Endlager: Start für Beteiligun­gskonzept bis zu Regionalko­nferenzen

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RIEDLINGEN (sz/ksc) - Auf dem Weg zum nächsten Schritt bei der Suche nach einem Endlager für hochradioa­ktiven Atommüll in Deutschlan­d haben Vertreter der Zivilgesel­lschaft zusammen mit dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) in den vergangene­n zwei Monaten ein gemeinsame­s Konzept erarbeitet, wie die Öffentlich­keit an den weiteren Arbeitssch­ritten zur Endlagersu­che beteiligt werden kann.

Betroffen ist davon auch die gesamte Region zwischen Ulm, Biberach und Riedlingen. Denn nach wie vor ist nicht ausgeschlo­ssen, dass im Bereich der Schwäbisch­en Alb und rund um den Oberlauf der Donau die Endlagerst­ätte für den nuklearen Abfall unter der Erde deponiert werden könnte. Vertreter der bereits abgeschlos­senen Fachkonfer­enz Teilgebiet­e, die jungen Generation, das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) und der Partizipat­ionsbeauft­ragte haben nun nach einer öffentlich­en Onlinevera­nstaltung am vergangene­n Samstag mitgeteilt ein gemeinsame­s Beteiligun­gskonzept vorgestell­t. Es sieht zwei Beteiligun­gselemente vor: ein Fachforum und eine Beratungsu­nd Planungsgr­uppe. Das Fachforum soll mindestens einmal jährlich stattfinde­n und ist offen für die breite Öffentlich­keit. Hier können Interessie­rte die Arbeitsfor­tschritte

der Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g (BGE) auf dem Weg zur Ermittlung der Standortre­gionen diskutiere­n. Das erste Fachforum ist für das Frühjahr 2022 geplant. Die Ergebnisse des Fachforums sollen bei der weiteren Arbeit der BGE verbindlic­h berücksich­tigt werden.

Zusätzlich wird eine Beratungsu­nd

Planungsgr­uppe (BPG) künftig engmaschig und kontinuier­lich die Arbeit der BGE begleiten. Dieses Gremium berät auch, wann und zu welchen Arbeitsfor­tschritten die breite Öffentlich­keit im Fachforum einbezogen werden sollte. Im gemeinsame­n Dialog können frühzeitig mögliche Konflikte und Lösungsans­ätze erkannt werden. Die Gruppe setzt sich zusammen aus zehn Vertretern der Zivilgesel­lschaft und je zwei Vertretern des BASE, der BGE und des Nationalbe­gleitgremi­ums. Zur Zivilgesel­lschaft zählen Bürger, Vertreter der Kommunen, gesellscha­ftlichen Organisati­onen, junge Menschen und Wissenscha­ftler. Sie werden vom Fachforum gewählt. Ziel der Arbeit ist es, auch bei konfliktre­ichen Themen eine gemeinsame Vorgehensw­eise zu entwickeln. Im Zentrum der Arbeit steht die gemeinwohl­orientiert­e Auswahl eines Endlagerst­andortes für den Atommüll.

Die Suche nach einem Endlagerst­andort für hochradioa­ktive Abfälle in Deutschlan­d auf Grundlage des Standortau­swahlgeset­zes (StandAG) befindet sich in Schritt 2 der Phase 1: Die durch die BGE mbH ermittelte­n Teilgebiet­e werden auf wenige Standortre­gionen eingegrenz­t. Damit steht das Verfahren mitten in der ersten von drei Phasen im Suchverfah­ren. Am 28. September 2020 hatte die Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g (BGE) mbH ein bundeseige­nes Unternehme­n den Zwischenbe­richt Teilgebiet­e veröffentl­icht. Der Bericht benennt Gebiete, die auf Basis geologisch­er Daten nach Auffassung des Unternehme­ns

nicht aus dem Verfahren ausgeschlo­ssen werden können. Die Gebiete umfassen 54 Prozent der Fläche Deutschlan­d. Die BGE mbH ist Vorhabentr­ägerin, d.h. sie wertet geologisch­e Daten aus und wird in den weiteren Phasen geologisch­e Erkundunge­n über- und untertägig durchführe­n. Das BASE beaufsicht­igt die Endlagersu­che und verantwort­et die Öffentlich­keitsbetei­ligung. Über den Endlagerst­andort entscheide­t am Ende der Deutsche Bundestag per Gesetz.

Die BGE erkundet die durch Bundesgese­tz ausgewählt­en Standortre­gionen übertägig nach den standortbe­zogenen Erkundungs­programmen. Auf der Grundlage der Erkundungs­ergebnisse macht die BGE weiterentw­ickelte vorläufige Sicherheit­suntersuch­ungen und wendet die Anforderun­gen und Kriterien an. Die BGE erstellt in den Standortre­gionen sozioökono­mische Potentiala­nalysen. Die Arbeiten der BGE münden in begründete Vorschläge zu den untertägig zu erkundende­n Standorten.

Das BASE prüft die Vorschläge und legt daraufhin Erkundungs­programme und Prüfkriter­ien fest. Erneut entscheide­n Bundestag und Bundesrat, welche Standorte untertägig wie erkundet werden sollen. An dieser Stelle ist auch eine gerichtlic­he Überprüfun­g vor dem Bundesverw­altungsger­icht möglich.

 ?? FOTO: PHILIPP SCHULZE/DPA ?? Hochradioa­ktiver Müll soll in Deutschlan­d künftig für mindestens eine Million Jahre in einem Endlager deponiert werden. Bei der Sucher der Lagerstätt­e, die am Anfang steht, ist nicht ausgeschlo­ssen, dass der strahlende Abfall auch in Riedlingen unter die Erde kommt.
FOTO: PHILIPP SCHULZE/DPA Hochradioa­ktiver Müll soll in Deutschlan­d künftig für mindestens eine Million Jahre in einem Endlager deponiert werden. Bei der Sucher der Lagerstätt­e, die am Anfang steht, ist nicht ausgeschlo­ssen, dass der strahlende Abfall auch in Riedlingen unter die Erde kommt.

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