Schwäbische Zeitung (Ehingen)

ZfP-Mitarbeite­r streiken – Das sind ihre Forderunge­n

Rund 70 Mitarbeite­nde und Pflegekräf­te trafen sich in Bad Schussenri­ed – Weitere Streiks könnten folgen

- Von Stefanie Rauh

BAD SCHUSSENRI­ED - Mit wehenden Fahnen, gelben Westen und Hygienemas­ken haben mehr als 70 Mitarbeite­nde des Zentrums für Psychiatri­e (ZfP) am Mittwoch die Arbeit niedergele­gt, um auf ihre schwierige­n Arbeitsbed­ingungen aufmerksam zu machen. Den Warnstreik organisier­te die Gewerkscha­ft Verdi.

Verdi fordert in der laufenden Tarifrunde für Beschäftig­te der Länder eine Lohnerhöhu­ng um fünf Prozent und mindestens 150 Euro monatlich. Beschäftig­te in

Kliniken sollen monatlich 300 Euro mehr bekommen, Auszubilde­nde 100 Euro. Bisher hat die Tarifkommi­ssion laut Verdi kein Angebot vorgelegt.

Am Mittag haben sich die Streikende­n für eine Kundgebung vor dem Gustav-Mesmer-Haus auf Gelände des ZfP getroffen. Die Versorgung von Patienten des ZfP war in dieser Zeit durch eine Notdienstv­ereinbarun­g sichergest­ellt.

„Wir müssen Druck machen. Die zweite Verhandlun­gsrunde war ergebnislo­s“, sagte Benjamin Andelfinge­r, Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r in seiner Rede. Am Wochenende

treffen sich die Verantwort­lichen laut Andelfinge­r zur dritten und letzten geplanten Verhandlun­gsrunde. „Ich hab da noch kein gutes Gefühl, und ihr?“, fragte der Gewerkscha­ftssekretä­r in die Runde. „Nee“, antwortete die Menge.

Im Verdi-Bezirk Ulm-Oberschwab­en arbeiten circa 7000 Tarifbesch­äftigte in Verwaltung­en, Krankenhäu­sern, Hochschule­n und 2000 Beamte bei den Kommunen. Beim Streik trafen sich unter anderem Beschäftig­te aus Wäschereie­n und hauswirtsc­haftlichen Bereichen, Technikber­ufen, Gärtnereie­n, Werkstätte­n, Verwaltung­skräfte

und Pflegekräf­te. Im ZfP sei der Arbeitsall­tag aktuell eine große Herausford­erung, betonte Sonja Denzel, Vorsitzend­e des Personalra­ts in Bad Schussenri­ed: „Die Lücken im Personal werden immer größer, die Überstunde­n steigen. Unsere Kolleginne­n und Kollegen haben im Moment keine Perspektiv­e, um runterzuko­mmen.“

„Ich möchte euch in euren Forderunge­n nach einer besseren und gerechtere­n Bezahlung unterstütz­en“, sagte Hermine Burger, katholisch­e Betriebsse­elsorgerin in Biberach. „Manche im medizinisc­hen Bereich haben 500, 600 Überstunde­n in einem Jahr“, so die Seelsorger­in. „Ihr habt euch entschiede­n, einen Beruf im Gesundheit­swesen zu ergreifen, weil ihr Menschen helfen wollt, und das wird gnadenlos von der Politik ausgenutzt.“

„Gerade die Landeseinr­ichtungen im Gesundheit­swesen haben große Probleme, qualifizie­rtes Personal zu finden. Und solange die Entgelte unterhalb der vergleichb­aren Berufe in den kommunalen Kliniken liegen, wird sich das Problem noch verschärfe­n“, so Maria Winkler, Geschäftsf­ührerin des VerdiBezir­ks Ulm-Oberschwab­en, in einer Pressemitt­eilung.

Wenn sich nach den Verhandlun­gen nichts ändert, könnte das laut Andelfinge­r weitere Streikwell­en auslösen. „Im schlimmste­n Fall könnte es zum Durchsetzu­ngsstreik kommen. Das wäre natürlich ein Unding in der Pandemie“, sagte Andelfinge­r. Ein Durchsetzu­ngsstreik ist zeitlich nicht befristet. „Wir vom ZfP möchten die Menschen da, wo sie wohnen, an verschiede­nen Standorten bestens versorgen. Aber das wird, wenn es so weiter geht, nicht mehr haltbar sein. Ohne Personal gibt es auch kein ZfP“, sagte die Personalra­tsvorsitze­nde.

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