Ausschau erfolgreich: Land(arzt) in Sicht
Carl Hudek aus Obermarchtal steigt als Entlastungsassistent in die Praxis von Roland Frankenhauser in Oberstadion ein und soll diese irgendwann übernehmen
OBERSTADION/OBERMARCHTAL Erleichterung in der einen Gemeinde, Veränderung in der anderen: Allgemeinmediziner Roland Frankenhauser scheint auf der Suche nach einem mittelfristigen Nachfolger für seine Praxis in Oberstadion fündig geworden zu sein – und zwar in Obermarchtal. Dort betreiben die Geschwister Anna und Carl Hudek seit fünf Jahren eine Gemeinschaftspraxis, die zum 1. Januar von Anna Hudek alleine weitergeführt wird, weil ihr Bruder eine neue Aufgabe annimmt – in Oberstadion.
Der 47-Jährige bestätigt die Pläne, wonach er zunächst als Entlastungsassistent in die Praxis von Roland Frankenhauser einsteigen wird. Darüber hinaus möchte er sich zu seinem Wechsel aber öffentlich nicht äußern. „Ich werde ihn erstmal eine gewisse Zeit einarbeiten mit dem Ziel, dass er die Praxis übernimmt“, sagt derweil Roland Frankenhauser. Einen genauen Zeitpunkt für die Übergabe habe man nicht im Visier. „Wir lassen das schön langsam angehen.“Er selbst könne sich vorstellen, noch etwa zwei Jahre weiterzuarbeiten, „obwohl ich seit Juli eigentlich Rentner bin“, erklärt der 66-Jährige. Seinen Wunsch, in absehbarer Zeit endgültig in den Ruhestand zu gehen, hatte Frankenhauser schon vor gut einem Jahr öffentlich gemacht. Dank des neuen Assistenten sei es ihm nun zumindest möglich, etwas kürzer zu treten. „Und wir haben noch etwas Luft, um vielleicht einen dritten Arzt zu finden, der mit meinem Nachfolger zusammen die Praxis führen möchte, denn er möchte das nicht alleine machen“, ergänzt Roland Frankenhauser, der seit genau 40 Jahren als Allgemeinmediziner tätig ist und am 1. April 2022 das 36-jährige Bestehen seiner Praxis in Oberstadion feiert.
Neben Frankenhauser selbst ist auch Bürgermeister Kevin Wiest „wahnsinnig froh“, dass es wohl auch in Zukunft einen Landarzt in Oberstadion geben wird – angesichts des aktuellen Ärztemangels keine Selbstverständlichkeit. „Für unsere Gemeinde ist das unheimlich wichtig“, sagt Wiest und betont, dass er zusammen mit Roland Frankenhauser in jüngster Vergangenheit auf verschiedenen Kanälen die Werbetrommel gerührt hat, um die Landarztpraxis zu retten. Das scheint nun fürs Erste zu gelingen.
Für die Gemeinschaftspraxis Hudek in Obermarchtal bedeutet das, dass Anna Hudek zum 1. Januar 2022 alleine weitermacht – beziehungsweise mit ihren insgesamt fünf Arzthelferinnen. Die Übernahme der Patienten des Bruders bedeuten zwar einen Mehraufwand, „aber das ist zu bewältigen, zumal wir unsere Kapazitäten bislang nicht ganz ausgeschöpft haben“. Außerdem hat ihre Angestellte Sandra Bäuerle eine Spezialausbildung absolviert, die ihr zum Beispiel erlaubt, auch Hausbesuche zu übernehmen.
Anna Hudek führt damit die Familientradition in Obermarchtal weiter – in mittlerweile dritter Generation. Den Anfang machte ihr Opa Franz, der 1983 die Praxis an seinen Sohn Friedrich und dessen Frau Irene übergab. Die heute 41-Jährige trat im Jahr 2014 als Auszubildende der Praxis bei und übernahm diese zwei Jahre später zusammen mit ihrem Bruder Carl, der ebenfalls schon in der Praxis arbeitete. „Es war klar, dass er irgendwann einen eigenen Weg gehen will“, sagt Anna Hudek über ihren Bruder. Sie selbst bleibt ihren Patienten aus Obermarchtal und Umgebung gerne treu. „Ich bin hier groß geworden. Das ist meine Heimat“, sagt Anna Hudek.