Herber Schlag für die Nahversorgung
Oberdischingens Löwen-Apotheke ist geschlossen – Bürgermeister kämpft um Nachfolge
OBERDISCHINGEN (dkd) - Die Schließung der Löwen-Apotheke mitten im historischen Zentrum Oberdischingens ist ein herber Schlag für die Nahversorgung der Gemeinde. Zum Jahresbeginn hat Apothekerin Gisela Rüdiger ihr Geschäft geschlossen.
Geschlossene Türen und dunkle Räume sehen die Oberdischinger aktuell, wenn sie vor der Löwenapotheke in der Herrengasse stehen - nicht zu übersehen die Aushänge, auf denen erklärt wird, dass die Apotheke geschlossen ist. Inhaberin Gislea Rüdiger bedankt sich darauf auch bei ihren Kunden und wünscht ihnen das Beste für 2022. Eine ältere Dame, die mit Rezept in der Hand vor der Tür steht und gerade ihre Brille wegpackt, als sie den Text fertig gelesen hat, zuckt mit den Schultern, steigt die beiden Stufen der kleinen Treppe wieder herunter und murmelt, dass sie jetzt wohl mit dem Bus nach Erbach fahren wird.
Denn die nächsten Apotheken sind entweder dort oder in Ehingen. Die Schließung der Löwen-Apotheke ist, was die Nahversogung der Gemeinde und der umliegenden Dörfer angeht, kein Weltuntergang, aber auch keine Nichtigkeit. In den vergangenen rund 30 Jahren, in denen Gisela Rüdiger die Oberdischinger mit Medikamenten für kleinere und größere Wehwehchen versorgt hat, mussten sich die Bürger der Gemeinde, besonders die, die nicht mehr so mobil waren, keinen großen Gedanken machen, ein kurzer Spaziergang genügte - selbst mit einer
Erkältung war der Weg zu Aspirin, Hustenmittel oder Fiebersenker nicht weit. Aber auch für die Region ist die Löwen-Apotheke ein Verlust. Immerhin lag sie zu Notdienstzeiten deutlich näher als Laupheim oder Laichingen.
Oberdischingens Bürgermeister Friedrich Nägele ist mit der Schließung natürlich nicht glücklich. Lange Jahre hat die Gemeinde dafür gekämpft, in Sachen Nahversorgung gut dazustehen. Mit der Apotheke, dem Nettomarkt mit integrierter Bäckerfiliale, aber auch der Hausarztpraxis hat Oberdischingen eine mehr als solide Nahversorgungsbasis für eine rund 2200-Einwohner-Gemeinde. Umso ärgerlicher sei es, dass nun gerade im medizinischen Bereich etwas wegfalle, so Bürgermeister Friedrich Nägele, der, wie er sagt, von der Information komplett überrascht wurde. „Frau Rüdiger hat mich und den Gemeinderat nicht von der anstehenden Schließung informiert oder um Unterstützung bei der Suche nach einem Nachfolger gebeten.“
„Als wichtiger Teil der Nahversorgung für den täglichen Bedarf ist die Schließung unserer Apotheke vor allem für die ältere Bevölkerung ein harter Schlag. Erfreulicherweise werde von umliegenden Apotheken bereits ein Bring-Service angeboten, über den Bürgerinnen und Bürgern jetzt noch aktiver informiert werden müssen“, erklärt Oberdischingens Schultes, der das Problem nach bekanntwerden sofort angegangen hat. „Ich habe mich sofort mit anderen Apotheken in Verbindung
gesetzt, aber leider erfahren müssen, dass sich eine Apotheke in einem Ort mit rund 2220 Einwohner und nur einer Arztpraxis, auch wenn es sich wie bei uns um eine hervorragende Praxis handelt, scheinbar nicht wirtschaftlich betreiben lässt. Auch nicht als Zweigstelle.“
Der Fachkräftemangel sei bei den bestehenden Apotheken bereits ein großes Problem, wie auch die Vorgaben für die Verordnung zum Betreiben einer Apotheke. Es gebe Vorgaben für Betriebsräume, die zur Lagerung, Prüfung und Herstellung von Arzneimitteln dienen sollen hinsichtlich der hygienischen Anforderungen, der Barrierefreiheit, der Größe des Verkaufsraumes, des Labors oder auch der Größe des Lagers. Aufgrund dieser Vorgaben wäre eine „neue Zweigstelle“in den aktuellen Räumen nicht möglich. Gisela Rüdiger hatte dahingehen noch Bestandschutz. „Der Ausbau von anderen Räumlichkeiten ist wirtschaftlich, auch wenn wir bei der Suche nach Räumen natürlich unterstützen würden, dementsprechend nicht darstellbar“, erklärt Friedrich Nägele.
Ebenso sei das Personal wie bereits oben angesprochen, ein Problem, da mindestens zwei Personen vor Ort sein müssen (eine Person alleine darf eine Apotheke nicht betreiben). „Wir werden uns aber weiterhin um eine Nachfolge in Oberdischingen bemühen“, verspricht Nägele seinen Bürgerinnen und Bürgern.