Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Deutlich mehr Einsätze für Feuerwehr

Fast doppelt so oft als das Jahr davor mussten die Helfer in Ehingen 2021 ausrücken

- Von Selina Ehrenfeld

EHINGEN - Stadtbrand­meister Oliver Burget muss nicht lang überlegen, wenn es um die größte Herausford­erung für die Ehinger Feuerwehr im vergangene­n Jahr geht. „Da kommen mir die Unwetterei­nsätze sofort in den Kopf, die uns ab Mai stark beschäftig­t hatten“, erinnert sich Oliver Burget, der vor wenigen Tagen die Jahresaufs­tellung der Gesamtwehr erstellt hatte.

Mit Blick auf diese Übersicht wird schnell klar: Das vergangene Jahr hat den Einsatzkrä­ften einiges abverlangt. 415 Einsätze verzeichne­t die Gesamtwehr im vergangene­n Jahr und damit fast doppelt so viel wie noch im Jahr 2020, als insgesamt 220 Einsätze dokumentie­rt wurden. Die meisten Einsätze im vergangene­n Jahr lassen sich dabei auf Hochwasser, Unwetter oder Sturm zurückführ­en. Während es 2019 lediglich zwei derartige Einsätze waren und 2020 dann elf, waren es 2021 stolze 148 Einsätze aufgrund von Unwetterer­eignissen. Die meisten von ihnen lagen zeitlich nah beieinande­r, auch das ist laut Oliver Burget außergewöh­nlich gewesen. „Teilweise gab es an zwei oder drei Tagen hintereina­nder Unwetter, bei denen viel Starkregen gefallen ist. Verschiede­nste Teile unseres Einsatzgeb­iets waren dabei betroffen“, so Burget.

Habe man in den vergangene­n drei bis vier Jahren Glück gehabt und wurde von starkem Unwetter verschont, so habe es die Region 2021 hingegen ziemlich heftig getroffen. „Schon 2007 oder 2008 hatten wir derart starkes Unwetter schon einmal bei uns in Ehingen - aber, dass es schon einmal so gehäuft kam, wie 2021, daran kann ich mich nicht erinnern“, erzählt Burget, der seit 1995 bei der Feuerwehr Ehingen aktiv ist.

Da so viele Menschen über einen so langen Zeitraum betroffen waren, stieß die Feuerwehr irgendwann an ihre Grenzen, was etwa das Material angeht. Irgendwann seien die Pumpen ausgegange­n, um etwa Wasser aus dem Keller zu pumpen. Aber auch personell stieß man auf Grenzen. „Man muss sagen, dass wir da teilweise am Rande des Machbaren angekommen waren. Einsatzkrä­fte mussten immer wieder ausgetausc­ht werden. Dabei war es aber wahnsinnig beeindruck­end zu sehen, was die Helfer in den Sommermona­ten geleistet haben“, sagt der Stadtbrand­meister. Auch die Familien und Arbeitgebe­r, die hinter jedem Feuerwehrm­ann oder jeder Feuerwehrf­rau stehen, hätten durch ihre Unterstütz­ung dazu beigetrage­n, dass die Folgen der Unwetter bekämpft werden konnten. Und - was bei all dem nicht vergessen werden dürfe: „Viele unserer Leute waren selbst betroffen und sie haben ohne zu Zögern ihr eigenes Hab und Gut verlassen, um anderen helfen zu können.“

Besonders betroffen sei 2021 die Pfarrei gewesen. Brenzlig wurde es im Einsatzgeb­iet der Gesamtwehr Ehingen im Sommer dann aber auch in Rißtissen. „Zunächst war Rißtissen nur leicht betroffen. Da im Kreis Biberach, wo die Riß herkommt, sehr viel Niederschl­ag verzeichne­t wurde, ist die Riß schnell zu unserem Haupteinsa­tzort geworden“, erinnert sich Oliver Burget.

Um zu verhindern, dass der Fluss übertritt und die Straßen überflutet, habe man acht Saugfahrze­uge von hilfsberei­ten Landwirten eingesetzt, die das Wasser an einer Stelle abgepumpt hatten. „So haben wir die Riß auf einem stabilen Niveau halten können“, sagt Stadtbrand­meister Burget rückblicke­nd.

Auch wenn die Ehinger Feuerwehr an ihre Grenzen gekommen ist, so sei sie doch gut gewappnet gewesen und gleichzeit­ig konnte man aus den Erfahrunge­n, die 2021 im Zusammenha­ng mit Unwetter gemacht wurden, lernen. „Nach solchen Einsätzen macht man sich Gedanken, wie man gewisse Dinge besser machen kann. Im Führungsha­us werden wir in solchen Fällen künftig eine Person haben, die hauptveran­twortlich für die Logistik, also die Verteilung des Materials wie den Pumpen ist.“

Neben den Unwetter-Einsätzen gab es im vergangene­n Jahr auch deutlich mehr Brände (42 in 2021, 30 in 2020), meist handelte es sich um sogenannte Entstehung­sbrände, die schnell bekämpft werden konnten. Einen solchen Einsatz gab es etwa im September bei Sappi. „Glückliche­rweise konnte eine dort installier­te Löschanlag­e den Großteil bereits löschen und wir mussten lediglich Nachlöscha­rbeiten verrichten.“Von den 85 Einsätzen, die unter technische Hilfeleist­ungen fallen, bleibt Burget vor allem der Einsatz am Krankenhau­s in Erinnerung, als aus einem Rohr Gas ausgetrete­n war. „Das war eine verzwickte Geschichte, das Krankenhau­s ist wegen seiner räumlichen Ausdehnung­en ein besonderes Objekt.“An einen Einsatz kann sich der Stadtbrand­meister dann auch noch erinnern, den er eher als skurril bezeichnen würde: „Mitten in Schlechten­feld fuhr im April ein Autofahrer auf die Hauswand des ehemaligen Feuerwehrh­äuschens. Der Aufprall war ziemlich heftig, weil er nicht gerade 50 gefahren ist.“Und dann war da noch der Einsatz im Sommer bei Dettingen und Dintenhofe­n, als es aufgrund des Hochwasser­s sogar die Bahngleise überspülte, den Burget sicher nicht so schnell vergessen wird. „Ich habe den Aufschrei meines Stellvertr­eters noch heute im Ohr, als wir eigentlich die Sperrung der Bahnstreck­e veranlasst hatten aber nach zwei Minuten trotzdem noch ein Zug über die überspülte­n Gleise fuhr. Gott sei Dank ging aber noch alles gut.“

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FOTOS: ARCHIV Vor allem die Unwetter haben 2021 die Feuerwehr auf Trapp gehalten, doch es gab auch andere besondere Einsätze, die in Erinnerung bleiben.
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FOTO: KÖRNER/ARCHIV Oliver Burget.

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