Ein Fehler, Frauen den Zugang zu Kirchenämtern zu verwehren
Das findet Diakon Wolfgang Müller aus Nersingen – Er ist einer der Autoren des Buches „Frauen ins Amt!“
STRASS/DORNACH - Wolfgang Müller sitzt in seinem Büro im schweizerischen Dornach bei Basel. Der Diakon der katholischen Kirche, verheiratet und Vater von zwei jugendlichen Kindern, spricht mit schweizerischer Klangfarbe, nur manchmal klingt ein bisschen Schwäbisch durch: Müller, der jetzt an einem im Herder-Verlag erscheinenden Buch „Frauen ins Amt! Männer der Kirche solidarisieren sich“mitgeschrieben hat, stammt aus dem Nersinger Teilort Straß (Kreis NeuUlm). Im Februar wird er das Buch im Landkreis Neu-Ulm vorstellen.
Müllers Familie lebt in Straß; allein Sohn Wolfgang, der das Claretiner-Kolleg in Weißenhorn besuchte und am Weißenhorner Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium Abitur machte und daraufhin in Frankfurt und im brasilianischen Recife studierte, ging weite Wege. Dass ein Kapitel aus seiner Hand aber jetzt in einem Buch erscheint, an dem unter anderem auch der Benediktiner und Autor Anselm Grün, Bischöfe und renommierte Theologen beteiligt sind, macht ihm Gänsehaut, sagt der 57-Jährige. Ehrliche und persönliche Zeugnisse geben die Autoren ab für den Dienst von Frauen in der katholischen Kirche.
Müllers Kapitel ist „Im Zweifelsfall für eine geschwisterliche Kirche“überschrieben. Im biblischen Bild vom Weizenfeld bleibend, auf dem Frucht und Unkraut wachsen, schildert Müller seine Lebenserfahrung mit christlichen Gruppen, die gemischtgeschlechtlich waren, und mit rein männlichen Gruppen.
„Die künstliche Selektion in reine Männerwelten“habe den Ertrag des Weizenfeldes stets „stark geschmälert“. „Jesus war ein Freund der Frauen“, ist Müller überzeugt und spricht von der Apostelin Junia, die in Martin Luthers Bibelübersetzung zum Junio maskulinisiert wurde. „Frauen erfüllen in den Evangelien wichtige Funktionen, sie sind zum Beispiel die ersten Zeugen der Auferstehung.“
Die Bewegung Jesu sei gleichberechtigt gewesen und die Frauen um ihn eher solche, die ihre klassischen Rollen in ihrem Umfeld nicht akzeptiert hätten. „In der katholischen Kirche ist aus dieser gleichberechtigten Bewegung eine sehr asymmetrische geworden.“
Spannend sei es gerade jetzt, da vieles an Strukturen am Zusammenbrechen sei. „Es wird sich klären müssen: Was ist wirklich christlich? Was hat in Zukunft Bestand, weil es christlich ist?“Der Druck in der katholischen Kirche sei enorm, in der Schweiz auf andere Weise als in Deutschland, weil man dort weniger obrigkeitshörig sei, wie Müller beobachtet.
Die Bewegung, die eine Gleichberechtigung der Frauen in der katholischen Kirche fordert, heißt in der Schweiz Junia-Initiative. Ein Pflichtzölibat pervertiere sogar die menschliche Sexualität, schreibt Müller.
Das Buch „Frauen ins Amt! Männer in der Kirche solidarisieren sich“erscheint nun in diesen Kontext hinein, in dem viele, auch Männer, in der Kirche spürten, dass es so nicht weitergehen könne. In Straß stellt Wolfgang Müller dieses Buch am 18. Februar nach einem 18-Uhr-Gottesdienst vor, in Weißenhorn am 19. Februar um 14 Uhr in St. Claret und am 20. Februar um 19 Uhr im Nersinger Pfarrheim.