Nichts gelernt
Es gibt Fehler, die kleben an einem wie Kaugummi an der Schuhsohle. Das passiert vor allem, wenn man die moralische Latte für andere hochlegt und selbst darunter hindurchschlüpft. Natürlich sind die Corona-Sonderzahlungen des grünen Bundesvorstands an sich selbst in der Sache kein großes Ding, zumal das Geld längst zurückbezahlt wurde. Viel schwerer wiegt, dass Baerbock und Co. nichts aus den Fehlern der Wahlkampfzeit gelernt haben.
Wenn sie von sich aus mitgeteilt hätten, dass ermittelt wird, wäre es eine Nachricht gewesen – schließlich geht es um Minister. Durch ihr Schweigen wird der Vorgang zur Affäre aufgewertet. Ricarda Lang, die auch im Fokus der Staatsanwaltschaft steht, will neue Grünen-Chefin werden. Da mutet es seltsam an, wenn der Anfangsverdacht der Untreue im Raum steht.
Vielleicht fällt es den Grünen gerade wegen ihren moralischen Ansprüche schwer, mit Fehlern offensiv umzugehen. Doch wer „Offenheit, Transparenz, Ehrlichkeit und Integrität“von anderen fordert, sollte mit gutem Beispiel vorangehen. Ansonsten macht er sich unglaubwürdig.