Wandern durch ein Wintermärchen
Drei Tipps im oberbayerischen Voralpenland für Naturfreunde, Romantiker und Kulturinteressierte
Verschneite Wälder und verträumte Seen, dazu urige Hütten und Almen, bei denen die Brotzeit mit herrlichen Ausblicken auf die Berge ringsum garniert wird: So facettenreich präsentiert sich die Bilderbuchlandschaft im oberbayerischen Voralpenraum. Beim Wandern auf geräumten Wegen kommen dort Naturfreunde und Romantiker ebenso auf ihre Kosten wie Kulturliebhaber und kulinarische Genießer. Wir stellen drei Gebiete vor, in denen im Winter das Wandern mindestens so viel Spaß macht wie das Skifahren.
Tegernsee-Schliersee: Einkehr mit Ausblick
Mit rund 200 Kilometern geräumter und markierter Wege abseits der Pisten und Loipen ist die Region Tegernsee-Schliersee ein Paradies für Winterwanderer. Einen wunderbaren Blick über den See und (entsprechendes Wetter vorausgesetzt) viel Sonnenschein garantiert die familienfreundliche Wanderung in weiten Serpentinen vom Schliersee hinauf zur Schliersberg-Alm (sechs Kilometer). Oben angekommen warten eine Sonnenterrasse, das Almstüberl und das Jagerstüberl (mit Selbstbedienung). Die bunte Speisekarte reicht von Brotzeiten über Falafel und Gulasch bis zu Dreierlei Knödel und den klassischen Süßspeisen, Kaiserschmarrn inklusive.
Der Gaumenschmaus auf halbem Weg ist auch ein willkommener Anlass
für eine gemütliche Tour von Wildbad Kreuth zur Schwaigeralm. Wer zügig spaziert, bewältigt den knapp sechs Kilometer langen Rundweg in zwei Stunden. Aber dann hätte er auf den Höhepunkt verzichtet: Das herrlich gelegene Gasthaus bietet eine abwechslungsreiche Speisenauswahl von Forelle- und Saiblingsgerichten bis zu Ente und Kalbshaxn sowie Wildgerichten nach Saison. Ein Tipp für ausdauernde Winterwanderer ist der Weg zur Schwarzentenn-Alm. Der Weg vom Einstieg bei Kreuth ist durchgehend maschinell geräumt und trotz knapp acht Kilometern einfacher Strecke bequem zu gehen.
Jachenau: Glitzerndes Kunstwerk der Natur
Die von Bergen umgebene Jachenau, südlich von Bad Tölz an der Grenze zu Tirol gelegen, lockt Wanderer im Sommer wie im Winter. In der kalten Jahreszeit entwickelt das schneeverwöhnte Hochtal einen besonderen Zauber. Dass von der Gästeinformation nur wenige Wege für Winterwanderungen empfohlen werden, hat einen einfachen Grund: Rücksichtnahme auf das Wild, das durch die Wanderer bei den Fütterungen gestört würde. Ein einmaliges Erlebnis ist die Wanderung entlang der Großen Laine zur (nicht bewirtschafteten) Lainlalm. Nicht weit davon entfernt lockt der Laintal-Wasserfall (auch als Glasbach-Wasserfall bekannt), der Höhepunkt der rund zehn Kilometer langen Tour. In der kalten Jahreszeit zaubert die Natur mit dem vereisten Fall ein bizarres Gemälde in die Landschaft; wenn die Schneeschmelze einsetzt, rauscht das Wasser über drei Stufen, die insgesamt 40 Höhenmeter überwinden, ins Tal. Der Hauptfall dieses Naturschauspiels ist 15 Meter hoch. Zurück im Ort lädt der Gasthof Jachenau zur wohlverdienten Einkehr. Eine lohnende Alternative ist die Wanderung vom Ortsteil Berg rund um den Fischberg (1169 Meter) zum Ostufer des Walchensees.
Ammergauer Alpen: Durchs märchenhafte Graswangtal
Neun Wege mit insgesamt rund 70 Kilometern Länge finden Winterwanderer in den Ammergauer Alpen. Das erscheint wenig, angesichts des deutlich üppigeren Angebots im Sommer, hat aber einen einleuchtenden Grund. „Wir empfehlen nur Wege, die sicher geräumt sind“, sagt Florian Leischer vom Tourismusverband, „nicht jeder x-beliebige Weg ist im Winter auch zum Wandern geeignet.“Zum Einstieg eignet sich der Enzianweg, eine kurze Runde um Ettal mit Blicken auf eines der bedeutendsten Bauwerke der Region, das Kloster Ettal mit seiner markanten Kuppel. Der zweite Prachtbau ist Schloss Linderhof. Das königliche Domizil des Märchenkönigs ist das Ziel des für viele schönsten Winterwanderwegs der Region: Der Sonnenweg