Mehr als 1000 Menschen unterschreiben gegen Demos
Die Kritiker von Corona-Maßnahmen sind nicht die Mehrheit: Das soll eine von der Stadt Ulm gestartete Petition zeigen – Die Aktion hat Erfolg
ULM/NEU-ULM - Zeigen, wer im Land wirklich die Mehrheit ist. Dieses Ziel haben sich Lokalpolitiker aus der Region gesetzt. Sie meinen: Es sind nicht Kritiker der Corona-Maßnahmen. Es sind nicht diejenigen, die sich immerhin zu Tausenden mit Kerzen und Lichterketten zu unangemeldeten Demos treffen, welche sie als „spontane Spaziergänge“zu legitimieren versuchen. Mit einer Onlinepetition geben sie allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich für Corona-Maßnahmen, für die Impfung und gegen die angeblichen Spaziergänger aussprechen wollen, eine Plattform für ihre Meinung.
Das ist ein Angebot, das in der Region gut angenommen wird. Seit Montag läuft die Petition, in deren Begründung nicht Ausführungen zu Corona im Mittelpunkt stehen, sondern die Sorge um die zunehmende Polarisierung und die Sorge um eine demokratiegefährdende Spaltung der Gesellschaft. Das anfangs angesetzte Sammelziel von 1000 Unterschriften ist bereits erreicht, der Zähler klettert unaufhörlich weiter nach oben. Unterstützt wird der Aufruf der Stadt Ulm von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern auch aus dem Landkreis Neu-Ulm, Stadtratsmitgliedern sowie Vertreterinnen und Vertretern von Vereinen, der Kirche und sonstigen Organisationen, unterschrieben haben aber auch zahlreiche Privatpersonen.
Man könnte seine Unterstützung mit einer einfachen, schnellen Unterschrift signalisieren. Viele Bürgerinnen und Bürger haben sich aber noch die Zeit genommen, in den Kommentaren zur Petition ein eigenes kleines Statement zu verfassen. In mehr als 200 Beiträgen finden die Menschen dabei deutliche Worte.
So schreibt ein Illertisser: „Mich stört, dass diese Personen so auf ihre (Bürger-)Rechte pochen, aber (Bürger-)Pflichten ignorieren. Eine Gemeinschaft funktioniert nur mit Solidarität und Rücksichtnahme und nicht mit narzisstischem Egoismus.“Auch viele andere Kommentatoren kritisieren bei den Protestlern unsolidarisches Verhalten gegenüber der gesamten Gesellschaft und insbesondere gegenüber denen, die im medizinischen Bereich arbeiten und seit zwei Jahren unter größter Anstrengung gegen Corona kämpfen, und gegenüber denen, die sich nicht impfen lassen können. Dazu zählen bis jetzt auch noch alle Kinder bis fünf Jahre, für die es noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt.
Mehr solcher Petitionen und Gegendemos, wie die geplante Menschenkette kommenden Samstag, wünscht sich ein Neu-Ulmer. „Die zunehmende Radikalisierung unter dem Deckmantel demokratischer Bürgerrechte macht mir Sorgen“, schreibt er außerdem in seinem Beitrag.
Ein Ulmer, der sich selbst als Punker bezeichnet, kommentiert: „Auch wenn sich vieles am System kritisieren lässt, wenn es um die Gesundheit und körperliche Unversehrtheit von Menschen geht, gibt es keine Diskussion. Das eint Punker und Establishment.“Und was am Ende doch alle einen sollte, ist der Wunsch einer Altenstadterin: Sie will einfach, dass die Pandemie endlich vorbei ist.