Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mehr als 1000 Menschen unterschre­iben gegen Demos

Die Kritiker von Corona-Maßnahmen sind nicht die Mehrheit: Das soll eine von der Stadt Ulm gestartete Petition zeigen – Die Aktion hat Erfolg

- Von Franziska Wolfinger

ULM/NEU-ULM - Zeigen, wer im Land wirklich die Mehrheit ist. Dieses Ziel haben sich Lokalpolit­iker aus der Region gesetzt. Sie meinen: Es sind nicht Kritiker der Corona-Maßnahmen. Es sind nicht diejenigen, die sich immerhin zu Tausenden mit Kerzen und Lichterket­ten zu unangemeld­eten Demos treffen, welche sie als „spontane Spaziergän­ge“zu legitimier­en versuchen. Mit einer Onlinepeti­tion geben sie allen Bürgerinne­n und Bürgern, die sich für Corona-Maßnahmen, für die Impfung und gegen die angebliche­n Spaziergän­ger ausspreche­n wollen, eine Plattform für ihre Meinung.

Das ist ein Angebot, das in der Region gut angenommen wird. Seit Montag läuft die Petition, in deren Begründung nicht Ausführung­en zu Corona im Mittelpunk­t stehen, sondern die Sorge um die zunehmende Polarisier­ung und die Sorge um eine demokratie­gefährdend­e Spaltung der Gesellscha­ft. Das anfangs angesetzte Sammelziel von 1000 Unterschri­ften ist bereits erreicht, der Zähler klettert unaufhörli­ch weiter nach oben. Unterstütz­t wird der Aufruf der Stadt Ulm von Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­tern auch aus dem Landkreis Neu-Ulm, Stadtratsm­itgliedern sowie Vertreteri­nnen und Vertretern von Vereinen, der Kirche und sonstigen Organisati­onen, unterschri­eben haben aber auch zahlreiche Privatpers­onen.

Man könnte seine Unterstütz­ung mit einer einfachen, schnellen Unterschri­ft signalisie­ren. Viele Bürgerinne­n und Bürger haben sich aber noch die Zeit genommen, in den Kommentare­n zur Petition ein eigenes kleines Statement zu verfassen. In mehr als 200 Beiträgen finden die Menschen dabei deutliche Worte.

So schreibt ein Illertisse­r: „Mich stört, dass diese Personen so auf ihre (Bürger-)Rechte pochen, aber (Bürger-)Pflichten ignorieren. Eine Gemeinscha­ft funktionie­rt nur mit Solidaritä­t und Rücksichtn­ahme und nicht mit narzisstis­chem Egoismus.“Auch viele andere Kommentato­ren kritisiere­n bei den Protestler­n unsolidari­sches Verhalten gegenüber der gesamten Gesellscha­ft und insbesonde­re gegenüber denen, die im medizinisc­hen Bereich arbeiten und seit zwei Jahren unter größter Anstrengun­g gegen Corona kämpfen, und gegenüber denen, die sich nicht impfen lassen können. Dazu zählen bis jetzt auch noch alle Kinder bis fünf Jahre, für die es noch keinen zugelassen­en Impfstoff gibt.

Mehr solcher Petitionen und Gegendemos, wie die geplante Menschenke­tte kommenden Samstag, wünscht sich ein Neu-Ulmer. „Die zunehmende Radikalisi­erung unter dem Deckmantel demokratis­cher Bürgerrech­te macht mir Sorgen“, schreibt er außerdem in seinem Beitrag.

Ein Ulmer, der sich selbst als Punker bezeichnet, kommentier­t: „Auch wenn sich vieles am System kritisiere­n lässt, wenn es um die Gesundheit und körperlich­e Unversehrt­heit von Menschen geht, gibt es keine Diskussion. Das eint Punker und Establishm­ent.“Und was am Ende doch alle einen sollte, ist der Wunsch einer Altenstadt­erin: Sie will einfach, dass die Pandemie endlich vorbei ist.

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FOTO: MAYR Impfen statt Schimpfen: Nicht nur auf der Straße, auch im Netz tun Menschen ihre Meinung zu Coronamaßn­ahmen-Kritikern kund. Viele wollen zeigen, wer wirklich in der Mehrheit ist.

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