Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wir Menschen, die Pflanzen und was uns verbindet

Welt der Botanik erobert 2022 die Ausstellun­gen im Stadthaus – Aber auch Musik, Tanz und das Leben der Pina Bausch stehen im Fokus

- Von Dagmar Hub

ULM - Die Pandemie hat die Nutzung und die Planungen des Ulmer Stadthause­s verändert: Im vergangene­n Jahr war das Haus im Lockdown fast fünf Monate lang geschlosse­n; in jüngster Zeit wurde Richard Meiers weißer Bau auch zum Impfzentru­m für bislang elf öffentlich­e Impfungen, zum „Safety Point“für Journalist­en und Journalist­innen im Umfeld von Corona-Demos und zum Besprechun­gsraum für städtische Mitarbeite­r, die sich in ihren Büros nicht mehr treffen können. Stadthaus-Planungen für die Zeit von März bis Oktober 2022 umfassen vor allem Ausstellun­gen, wie sie auch im Corona-Jahr 2021 gut liefen. Aber auch Konzerte, das Tanzfestiv­al „Ulm moves!“und Vermittlun­gsprojekte sind in Vorbereitu­ng, berichten die beiden Stadthaus-Leiterinne­n Karla Nieraad und Sabine Presuhn.

Für die kommenden Jahre hat sich das Stadthaus – in Kooperatio­n mit dem Museum Ulm – ein Schwerpunk­tthema gewählt, das die Menschen der Region auf die Landesgart­enschau 2030 vorbereite­n will und das bis zum Jahr der Eröffnung laufen soll: Die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Pflanze wird in den nächsten Jahren im Mittelpunk­t der Arbeit des Stadthause­s stehen. Im laufenden Jahr bereits startet der Themenschw­erpunkt mit mehreren Ausstellun­gen und dem Aufbau einer geodätisch­en Kuppel im Außenberei­ch des Stadthause­s.

Julia Löfflers am 31. März beginnende Schau „Exotic Plant Hunters“rückt den imagebilde­nden Faktor exotischer Pflanzen in den Mittelpunk­t und vergleicht historisch­e

Fotografie­n aus der Kolonialis­musZeit mit heutigen Instagram-Bildern. Das Fazit: Die Selbstinsz­enierung des Menschen vor und mit exotischen Gewächsen hat sich kaum verändert, auch wenn zum Beispiel ein lebender Gepard auf dem alten Bild im heutigen durch einen Stubentige­r im Wohnzimmer ersetzt ist.

Die Frage, wer welchen Lebensraum für sich beanspruch­en darf, illustrier­t Sabine Bungerts und Stefan Dolfens Foto-Ausstellun­g „Kudzu“, beginnend am 24. Juni: Kudzu ist ein aus Asien in die USA eingeschle­ppter Neophyt, eine Art wilder Wein, der besonders in den amerikanis­chen Südstaaten inzwischen alles überwucher­t – Häuser, Eisenbahng­leise und Ampelanlag­en. Das Wachstum der Pflanzentr­iebe von bis zu 30 Zentimeter­n täglich führt dazu, dass die eingeschle­ppte Pflanze alle Lebensräum­e für sich beanspruch­t.

Den Trend des „Waldbadens“greift Loredana Nemes’ SchwarzWei­ß-Fotoausste­llung „Graubaum und Himmelsmee­r“auf, die am 20. März starten wird. Und die geodätisch­e Kuppel? „Da wird viel passieren“, verspricht Karla Nieraad über das Projekt, in dem Besucherin­nen und Besucher zum Beispiel eine „Selfie-Palme“finden werden und das auch heutige Haltungen zur Kolonialze­it beleuchten wird.

Das Festival „Ulm moves!“soll im Juni 2022 wieder stattfinde­n, mit dem zunächst für 2020 und dann für 2021 geplanten Programm. Für den Juli ist im Stadthaus auch Domenico

Strazzeris pandemiebe­dingt verschoben­e „Romeo und Julia“-Choreograf­ie vorgesehen. Schauspiel­erin Kathi Wolf wird dabei den Part von Leonie Hassfeld übernehmen, die die Texte des Projekts schrieb, inzwischen aber eine Festanstel­lung gefunden hat.

Das Tanzfestiv­al korrespond­iert mit einer am 11. Juni startenden Fotoausste­llung „Getanzte Augenblick­e“von Ursula Kaufmann, die das Wirken der 2009 verstorben­en Tänzerin Pina Bausch beleuchtet. Weitere Programmpu­nkte: Am 26. März beginnt Rebecca Sampsons Fotoausste­llung „Apples for Sale“über das prekäre Leben indonesisc­her und philippini­scher Hausangest­ellter in Hongkong, im September beschäftig­t sich Peter Bialobrzes­kis Fotoausste­llung „Urbane Räume“besonders auch mit Städten in Asien.

Zwei Abendkonze­rte Neuer Musik im Stadthaus, ein Workshop für junge Menschen und eine Matinee sind für den April unter dem Motto „Klang-Haus“unter der Leitung von Jürgen Grözinger in Planung, auch der Verein für Moderne Musik will mehrere verschoben­e und neue Konzerte präsentier­en. In Vorbereitu­ng ist auch ein Mitmach-Heft für Kinder und Jugendlich­e zur archäologi­schen Dauerausst­ellung. „Unterirdis­ch!“soll es heißen, die Texte und die Entwicklun­g der Aufgaben liegen in den Händen von Sabine Bongartz.

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FOTO: JULIA LÖFFLER Julia Löfflers Schau „Exotic Plant Hunters“rückt den imagebilde­nden Faktor exotischer Pflanzen in den Mittelpunk­t und vergleicht historisch­e Fotografie­n aus der Kolonialis­mus-Zeit mit heutigen Instagram-Bildern.

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