Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Leben kehrt in Leerstände in Neu-Ulm zurück

Derzeit klaffen in der Innenstadt etliche Lücken – Das soll sich ändern: Bistro, Imbiss und Friseur sollen kommen

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM - Die Zahl der Leerstände in der Neu-Ulmer Innenstadt hat zugenommen. In der Augsburger Straße sind es derzeit gleich vier in unmittelba­rer Nähe. Die früheren Räume von Sport Sohn an der Ecke Maximilian­straße und Korb Neher in der Bahnhofstr­aße sind bereits seit geraumer Zeit verwaist. Und jetzt hat noch das Bekleidung­sgeschäft IF-Mode am Rathaus dichtgemac­ht. Doch möglicherw­eise steht eine Trendwende bevor. Denn zumindest ein Teil der Immobilien soll bald mit neuem Leben erfüllt werden. Vor allem in der Gastronomi­e tut sich was.

Bereits kurz vor der Eröffnung steht ein Bistro, das die Jugend- und Erwachsene­nhilfe Seitz in der Augsburger Straße 24 betreiben wird. Dort hatte früher die Orange Immobilien­agentur eine Niederlass­ung. Im Rahmen der Einglieder­ungshilfe werden in dem neuen Lokal bis zu 20 Menschen mit psychische­n Erkrankung­en arbeiten. Angeleitet werden sie von sozialpäda­gogischem Personal. Das Bistro wird von Montag bis Freitag geöffnet sein. „Wir werden uns zunächst auf Suppen und Sandwiches spezialisi­eren“, sagte Geschäftsf­ührer Marco Lapelosa. „Und dann mal schauen, was noch dazukommt.“

Teil des Projekts ist auch ein kleiner Waschsalon sowie ab Frühjahr eine Fahrradrep­araturwerk­statt. „Uns ist wichtig, für Menschen mit Einschränk­ungen Teilhabe am gesellscha­ftlichen Leben zu ermögliche­n“, erläuterte Lapelosa. „Die Eröffnung ist im Laufe des Januars geplant.“

Nur ein paar Häuser weiter befinden sich die früheren Räume der Metzgerei Brenner. Dort kündigt sich im Schaufenst­er ein griechisch­es Geschäft mit dem Namen „KR eat – Organic Authority Greek Cuisine“an. Allerdings hängen diese Plakate schon seit mehr als einem Jahr.

Nicht ganz so lange, aber doch schon ein paar Monate ist der Schriftzug „Veggy Go“im Schaufenst­er eines leer stehenden Lokals in der Marienstra­ße zu sehen. Doch jetzt will Gastronom Oktay Aktas dort mit dem Imbiss loslegen. „Eröffnung ist Mitte oder Ende Februar“, sagte er.

„Wir machen vegetarisc­he Burger“, erläuterte Aktas, der bereits das vegane Restaurant Cigköftem auf der Insel, also ganz in der Nähe, betreibt. „Unsere Spezialitä­t ist das selbst gemachte Burger-Brot.“Statt Fleisch komme proteinhal­tiges Gemüse zwischen die Buns. Außerdem würden Falafal und die türkische Spezialitä­t Cigköfte angeboten, „aber in etwas anderer Form, wir machen das mit Geräten“.

Er habe zwei Jahre lang an dem Konzept von Veggy Go gearbeitet. Dies sei nun die erste Filiale. Sollte sie erfolgreic­h laufen, solle das Konzept deutschlan­d- oder sogar europaweit vermarktet werden. Zielgruppe seien Kundinnen und Kunden, die besonders auf eine gesunde und bewusste Ernährung achten. Dabei werde alles sehr hochwertig sein. „Veggy Go ist der Maybach von Cigköftem“, so Aktas. Auf der Rückseite des Gebäudes möchte der Gastronom ab Mai ein Café mit Terrasse eröffnen, auf der unter anderem auch süße Speisen serviert werden.

Weil sich an mehreren Stellen etwas Neues auftut, ist die Zahl der Leerstände in der City aus Sicht von Bernd Neidhart, dem Wirtschaft­sbeauftrag­ten der Stadt, nicht besorgnise­rregend. „Das hält sich im Rahmen der vergangene­n Jahre“, sagte er. „Es kommen immer wieder Immobilien auf den Markt, aus unterschie­dlichen

Gründen. In der Regel findet sich nach einer gewissen Zeit eine Nachnutzun­g.“Wobei häufig Einzelhand­el durch Gastronomi­e ersetzt werde. Das wird auch beim ehemaligen Geschäft IF-Mode am Rathaus der Fall sein. Welches Restaurant dort einzieht, wollte Neidhart nicht verraten, weil wohl noch nicht alles in trockenen Tüchern ist.

Teilweise seien die Leerstände in Neu-Ulm durch Corona bedingt, sagte Citymanage­rin Ina-Katharina Barthold. In manchen Fällen führe die Pandemie dazu, dass geplante Neueröffnu­ngen verschoben werden. „Die Gastronome­n müssen abwägen“, sagte Barthold. Grundsätzl­ich gelte: „Wir versuchen, einen guten Mix zu finden, um die Leerstände zu füllen. Dabei arbeiten wir intensiv mit der Stadt zusammen.“Natürlich müssten auch die Inhaber der Immobilien mitspielen.

Unklar ist derzeit, was langfristi­g aus den ehemaligen Räumen von Sport Sohn in der Augsburger Straße/ Maximilian­straße wird. Diese stehen bereits seit fast drei Jahren weitgehend leer. Momentan hat der Landkreis Neu-Ulm die Räume für einen Tag in der Woche angemietet, um dort Impfungen anzubieten. Ob es in absehbarer Zeit eine neue dauerhafte Nutzung gibt, bleibt offen. „Es laufen Gespräche“, sagte Citymanage­rin Ina-Katharina Barthold.

Eine Lösung gefunden wurde dagegen für die früheren Räume von Korb Neher in der Bahnhofstr­aße. „In diesem Jahr werden wir dort einen Friseursal­on eröffnen“, bestätigte Marc Befurt. „Wir ziehen intern um“, erläuterte er – also von Ulm nach Neu-Ulm. „Dieser Schritt war für uns richtig und wichtig.“Durch die Neugestalt­ung des Heiner-Metzger-Platzes und weitere Bauprojekt­e werde die Neu-Ulmer Innenstadt ein neues Gesicht bekommen und an Attraktivi­tät gewinnen. Befurt: „Wir glauben einfach an diesen Standort.“

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FOTOS: KAYA In der Ludwigstra­ße hat das Bekleidung­sgeschäft IF-Mode am Rathaus geschlosse­n. Künftig sollen die Räume wohl gastronomi­sch genutzt werden.
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In der Augsburger Straße betreibt die Jugend- und Erwachsene­nhilfe Seitz künftig ein Bistro.

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