Leben kehrt in Leerstände in Neu-Ulm zurück
Derzeit klaffen in der Innenstadt etliche Lücken – Das soll sich ändern: Bistro, Imbiss und Friseur sollen kommen
NEU-ULM - Die Zahl der Leerstände in der Neu-Ulmer Innenstadt hat zugenommen. In der Augsburger Straße sind es derzeit gleich vier in unmittelbarer Nähe. Die früheren Räume von Sport Sohn an der Ecke Maximilianstraße und Korb Neher in der Bahnhofstraße sind bereits seit geraumer Zeit verwaist. Und jetzt hat noch das Bekleidungsgeschäft IF-Mode am Rathaus dichtgemacht. Doch möglicherweise steht eine Trendwende bevor. Denn zumindest ein Teil der Immobilien soll bald mit neuem Leben erfüllt werden. Vor allem in der Gastronomie tut sich was.
Bereits kurz vor der Eröffnung steht ein Bistro, das die Jugend- und Erwachsenenhilfe Seitz in der Augsburger Straße 24 betreiben wird. Dort hatte früher die Orange Immobilienagentur eine Niederlassung. Im Rahmen der Eingliederungshilfe werden in dem neuen Lokal bis zu 20 Menschen mit psychischen Erkrankungen arbeiten. Angeleitet werden sie von sozialpädagogischem Personal. Das Bistro wird von Montag bis Freitag geöffnet sein. „Wir werden uns zunächst auf Suppen und Sandwiches spezialisieren“, sagte Geschäftsführer Marco Lapelosa. „Und dann mal schauen, was noch dazukommt.“
Teil des Projekts ist auch ein kleiner Waschsalon sowie ab Frühjahr eine Fahrradreparaturwerkstatt. „Uns ist wichtig, für Menschen mit Einschränkungen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen“, erläuterte Lapelosa. „Die Eröffnung ist im Laufe des Januars geplant.“
Nur ein paar Häuser weiter befinden sich die früheren Räume der Metzgerei Brenner. Dort kündigt sich im Schaufenster ein griechisches Geschäft mit dem Namen „KR eat – Organic Authority Greek Cuisine“an. Allerdings hängen diese Plakate schon seit mehr als einem Jahr.
Nicht ganz so lange, aber doch schon ein paar Monate ist der Schriftzug „Veggy Go“im Schaufenster eines leer stehenden Lokals in der Marienstraße zu sehen. Doch jetzt will Gastronom Oktay Aktas dort mit dem Imbiss loslegen. „Eröffnung ist Mitte oder Ende Februar“, sagte er.
„Wir machen vegetarische Burger“, erläuterte Aktas, der bereits das vegane Restaurant Cigköftem auf der Insel, also ganz in der Nähe, betreibt. „Unsere Spezialität ist das selbst gemachte Burger-Brot.“Statt Fleisch komme proteinhaltiges Gemüse zwischen die Buns. Außerdem würden Falafal und die türkische Spezialität Cigköfte angeboten, „aber in etwas anderer Form, wir machen das mit Geräten“.
Er habe zwei Jahre lang an dem Konzept von Veggy Go gearbeitet. Dies sei nun die erste Filiale. Sollte sie erfolgreich laufen, solle das Konzept deutschland- oder sogar europaweit vermarktet werden. Zielgruppe seien Kundinnen und Kunden, die besonders auf eine gesunde und bewusste Ernährung achten. Dabei werde alles sehr hochwertig sein. „Veggy Go ist der Maybach von Cigköftem“, so Aktas. Auf der Rückseite des Gebäudes möchte der Gastronom ab Mai ein Café mit Terrasse eröffnen, auf der unter anderem auch süße Speisen serviert werden.
Weil sich an mehreren Stellen etwas Neues auftut, ist die Zahl der Leerstände in der City aus Sicht von Bernd Neidhart, dem Wirtschaftsbeauftragten der Stadt, nicht besorgniserregend. „Das hält sich im Rahmen der vergangenen Jahre“, sagte er. „Es kommen immer wieder Immobilien auf den Markt, aus unterschiedlichen
Gründen. In der Regel findet sich nach einer gewissen Zeit eine Nachnutzung.“Wobei häufig Einzelhandel durch Gastronomie ersetzt werde. Das wird auch beim ehemaligen Geschäft IF-Mode am Rathaus der Fall sein. Welches Restaurant dort einzieht, wollte Neidhart nicht verraten, weil wohl noch nicht alles in trockenen Tüchern ist.
Teilweise seien die Leerstände in Neu-Ulm durch Corona bedingt, sagte Citymanagerin Ina-Katharina Barthold. In manchen Fällen führe die Pandemie dazu, dass geplante Neueröffnungen verschoben werden. „Die Gastronomen müssen abwägen“, sagte Barthold. Grundsätzlich gelte: „Wir versuchen, einen guten Mix zu finden, um die Leerstände zu füllen. Dabei arbeiten wir intensiv mit der Stadt zusammen.“Natürlich müssten auch die Inhaber der Immobilien mitspielen.
Unklar ist derzeit, was langfristig aus den ehemaligen Räumen von Sport Sohn in der Augsburger Straße/ Maximilianstraße wird. Diese stehen bereits seit fast drei Jahren weitgehend leer. Momentan hat der Landkreis Neu-Ulm die Räume für einen Tag in der Woche angemietet, um dort Impfungen anzubieten. Ob es in absehbarer Zeit eine neue dauerhafte Nutzung gibt, bleibt offen. „Es laufen Gespräche“, sagte Citymanagerin Ina-Katharina Barthold.
Eine Lösung gefunden wurde dagegen für die früheren Räume von Korb Neher in der Bahnhofstraße. „In diesem Jahr werden wir dort einen Friseursalon eröffnen“, bestätigte Marc Befurt. „Wir ziehen intern um“, erläuterte er – also von Ulm nach Neu-Ulm. „Dieser Schritt war für uns richtig und wichtig.“Durch die Neugestaltung des Heiner-Metzger-Platzes und weitere Bauprojekte werde die Neu-Ulmer Innenstadt ein neues Gesicht bekommen und an Attraktivität gewinnen. Befurt: „Wir glauben einfach an diesen Standort.“