Jetzt beginnt der Endspurt auf der B10
Anfang Februar werden die Arbeiten auf der wichtigen Verkehrsader zwischen der Autobahn und dem Stadtrand von Neu-Ulm fortgesetzt
NEU-ULM - Täglich quälen sich Tausende Pendlerinnen und Pendler über die B10 von der Autobahn in Richtung Neu-Ulm und umgekehrt. Besonders, seit der Abschnitt wegen Bauarbeiten verengt ist und man teilweise nur noch 50 fahren darf. Zu Stoßzeiten erfordert das oft starke Nerven. Wenn die Bundesstraße vierspurig ausgebaut ist, soll der Verkehr wesentlich besser fließen. Derzeit ruht die Baustelle zwar, doch Anfang Februar soll es wieder losgehen. Und wie lange dauern die Arbeiten noch?
„Wir liegen im Zeitplan“, erläuterte Lukas Schäfer, der für den Landkreis Neu-Ulm zuständige Abteilungsleiter des Staatlichen Bauamts Krumbach. „Wenn es gut läuft, sind wir im Sommer fertig. Wenn es schlecht läuft, im Herbst.“Ein langer und strenger Winter könnte die Bauarbeiten verzögern. Zu tun gibt es noch einiges. Vier Spuren stehen erst in einem kleinen Teilbereich der Strecke zur Verfügung.
Begonnen wurde mit dem Ausbau der B10 zwischen der Autobahnanschlussstelle Nersingen und dem Neu-Ulmer Stadtrand im November 2019.
Dieses Teilstück ist etwa 5,5 Kilometer lang. Voriges Jahr wurde die Bundesstraße in Fahrtrichtung Nersingen fertiggestellt. Auf diesen zwei Spuren, die sich die Autofahrerinnen und -fahrer derzeit noch in beide Richtungen teilen müssen, geht es also künftig zur Autobahn. Die zwei Spuren Richtung Neu-Ulm fehlen größtenteils noch. Fertig asphaltiert sind nur die Bereiche bei den Staatsstraßen 2021 (am Breitenhof) und 2023 (Richtung Burlafingen). Das sind etwa 1,8 Kilometer, schätzt Lukas Schäfer.
Diese Lücke muss also bis zum Sommer komplett geschlossen werden, damit am Ende vier Spuren zwischen Neu-Ulm und der A7 durchgehend befahrbar sind. Zunächst wird weiter am neuen Autobahnanschluss gearbeitet. Der südliche Teil des „Kleeblatts“ist bereits fertig, in den nächsten Wochen folgt die nördliche Anschlussstelle. Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer müssen sich auf erneute Behinderungen einstellen, vor allem dann, wenn die Verbindung zur B10 hergestellt wird.
Mehrere Kilometer Fahrbahn müssen noch asphaltiert werden. Diese Arbeiten beginnen voraussichtlich Anfang März. Danach folgen die Markierungen, Schutzplanken und Verkehrsschilder. Die Bäume und Sträucher am Straßenrand werden wohl erst im Herbst gepflanzt. Zu diesem Zeitpunkt sollen die Autofahrer und -fahrerinnen aber möglichst schon seit Längerem auf vier Spuren unterwegs sein. „Die Verkehrsfreigabe ist für Mai oder Juni
angedacht“, sagt Lukas Schäfer.
Bei dem Großprojekt gilt es aber nicht nur, eine neue Straße zu bauen. Auch ein neuer Geh- und Radweg entlang der B10 sowie ein Wirtschaftsweg für Landwirte sind entstanden. Viel Zeit erforderten die Brücken über die Bundesstraße, die neu gebaut oder saniert werden mussten – insgesamt 13 Stück.
Für Verzögerungen von bis zu zwei Monaten sorgte der Starkregen im Sommer vorigen Jahres. Dadurch war der Grundwasserspiegel so stark angestiegen, dass nicht mehr an den Überführungen weiter gearbeitet werden konnte. Inzwischen sind die Arbeiten jedoch abgeschlossen. „Die Brücken sind jetzt fertig“, berichtete Projektleiter Alexander Fischer. Den Abschluss bildeten die Landgrabenbrücke und die Leibibrücke, die beide vor Weihnachten vollendet wurden.
Mehrere Blindgänger aus dem
Zweiten Weltkrieg sorgten jeweils für eine kurze Unterbrechung der Arbeiten entlang der B10. Auf insgesamt sechs Bomben stießen die Beschäftigten in den vergangenen Monaten. Alle konnten vor Ort von Spezialisten entschärft werden. „Ein Baufeld müssen wir noch untersuchen, an der alten Kreuzung Breitenhof “, sagte Alexander Fischer. „Da wird im Frühjahr sondiert.“
Die Kosten des Ausbaus werden auf insgesamt 45 Millionen Euro veranschlagt und werden von Bund und Freistaat getragen. Bislang werde dieser Rahmen eingehalten, so der Projektleiter.
Auch wenn die Autofahrerinnen und Autofahrer derzeit noch auf zwei Spuren unterwegs sind, ist die Dimension des Ausbaus schon seit geraumer Zeit sichtbar. Noch besser, als von der Straße aus, sieht man von oben das Ausmaß der Trasse. 31 Meter breit werden die vier Spuren der Bundesstraße samt Stand- und Mittelstreifen. Vorher waren es nur zwölf Meter. Naturschützer hatten vergeblich gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt. Doch nicht nur sie waren der Ansicht, dass der autobahnähnliche Ausbau völlig überdimensioniert ist. Auch Lokalpolitiker und -politikerinnen hatten sich für eine schmalere Version der Straße starkgemacht, damit weniger Fläche des Pfuhler Rieds verloren geht.
Für Autofahrerinnen und Autofahrer soll der vierspurige Ausbau jedoch eine erhebliche Verbesserung bringen. Die Strecke soll leistungsfähiger und sicherer werden. Nach Angaben des Staatlichen Bauamts sind dort täglich etwa 21 000 Autos und 3500 Lastwagen unterwegs. Laut einem Verkehrsgutachten werden es bis zum Jahr 2030 sogar insgesamt 36 000 Fahrzeuge täglich sein.