Muss der TTC Neu-Ulm umdekorieren?
Tischtennis, Bundesliga: Drei Russen sind fix, Apolonia hat noch nicht verlängert
NEU-ULM (pth) - Für den TTC NeuUlm hat in der Tischtennis-Bundesliga die heiße Phase der Saison begonnen: Sportlich kämpft die Mannschaft noch um die Teilnahme an der Play-off-Runde, hinter den Kulissen läuft die Kaderplanung für die vierte Saison nach der Klubgründung. Mit dem 20-jährigen Russen Maksim Grebnev vermeldet der TTC bereits einen ersten Neuzugang. Aber Präsident Florian Ebner will wohl mehr.
Im Vorjahr knapp an den Play-offs vorbei, in der laufenden Saison ein frühes Aus im deutschen Pokal, in der Champions League im Viertelfinale am russischen Topteam Jekaterinburg gescheitert: Ebner, als Tennisspieler selbst Sportler durch und durch, hat alle Niederlagen stets sportlich genommen, mitunter auch mit einem fröhlichen Spruch kommentiert. Grund zum Hadern hatte er ohnehin nicht. Die Entwicklung des momentan fast ausnahmslos mit Nachwuchskräften besetzten Kaders liest sich durchaus als Erfolgsgeschichte. Gleichwohl darf es künftig aus Sicht des Ulmer Unternehmers auch ein wenig mehr sein. Höhere sportliche Ambitionen dementiert Ebner jedenfalls nicht. Was dazu noch fehlt, weiß er auch. „Eine echte Nummer eins, einen fast sicheren Punktegaranten eben“würde er gerne zum TTC locken. Einen Griff ins oberste Regal schließt er also nicht aus.
„Wir schauen uns um“, sagt Ebner: „Aber die Suche ist schwierig.“Das Hauptproblem: Das Liga-Statut schließt eine doppelte Spielberechtigung bislang aus, sprich ein paralleles Engagement in unterschiedlichen Ländern. Das schrecke manche Leute ab, die auf einen Zweitverdienst setzen. In Polen etwa, wie der junge schwedische Nachwuchsstar Truis Moregard. „Und so viele spielstarke Europäer gibt es nicht.“Auch der Blick nach Asien helfe nur bedingt weiter: „Chinesen wechseln kaum noch ins Ausland, Koreaner zieht es Corona wegen bevorzugt nach Japan.“Aufgeben will Ebner indes nicht, er ist überdies in der Szene inzwischen bestens vernetzt. Dabei zeichnen sich schon jetzt personelle Veränderungen ab.
Der Neu-Ulmer Trainer Dimitrij Mazunovs russische Talentschmiede bekommt wenig überraschend weiteren Zuwachs. Grebnev, derzeit beim Ligakonkurrenten TSV Bad Königshofen wegen einer Sprunggelenkverletzung außer Gefecht, lebt wie Kumpel und Doppelpartner Lev Katsman schon länger in Neu-Ulm und will mit ihm hier seine erfolgreiche Karriere fortsetzen. Zwei Mal schon wurden beide U18-Europameister, im Vorjahr holten sie diesen Titel sensationell auch bei den Erwachsenen. Ebenfalls bei den Herren standen sie Anfang Oktober zusammen mit Vladimir Sidorenko im EMFinale und unterlagen hier dem deutschen Trio um Timo Boll erst nach heftigem Widerstand.
Dass Erfolgstrainer Mazunov beim TTC Neu-Ulm quasi nebenbei ein starkes russisches Team für Olympia 2024 formen soll, ist kein Geheimnis. Für einen Spitzenplatz in der Bundesliga indes dürfte das russische Trio allein vorerst nicht reichen. Zumal zwei ebenfalls hochtalentierte Jungspunde bereits ihren Abschied planen: Der deutsche U19Europameister Kay Stumper und der Grieche Ioannis Sgouropoulos, U21Europameister 2019 und 2021. Letzterer sucht dem Vernehmen nach einen Klub mit einer Art Stammplatzgarantie, Grenzau vielleicht oder Bad Homburg.
„Chinesen wechseln kaum noch ins Ausland, Koreaner zieht es Corona wegen bevorzugt nach Japan.“
Dmitrij Mazunov und seine drei jungen Landsleute haben Florian Ebner zufolge bereits neue Verträge für zwei Jahre. Und Tiago Apolonia? „Wir warten noch ab“, sagt der TTCChef vorsichtig. Er tut sich fraglos schwer mit einer Entscheidung. „Jeder weiß, wie sehr wir ihn als Mensch und Sportler schätzen“, sagt der Präsident über den 35-jährigen Portugiesen, den Führungsspieler und Publikumsliebling seit dem ersten Spieltag in der Liga.
Am Sonntag gegen Mühlhausen Zukunft offen, Gegenwart spannend – vor diesem Hintergrund muss der TTC Neu-Ulm am Sonntag (Spielbeginn: 15 Uhr) in der Bundesliga beim Tabellendritten Post SV Mühlhausen an die Platte. Nach der Fulda-Pleite am Mittwoch wäre für die Neu-Ulmer eine weitere Niederlage wohl das Ende realistischer Play-off-Hoffnungen. „Aber es wird dort sehr schwer“, befürchtet Trainer Mazunov. Zu Hause sind die Thüringer seit September ungeschlagen, nur in Ochsenhausen wurden sie nach neun Siegen in Folge kürzlich kalt erwischt.