Proppenvolle Regionalzüge an Pfingsten
Hohes Aufkommen durch Neun-Euro-Ticket – Fahrten zu touristischen Zielen betroffen
STUTTGART/RAVENSBURG/MÜNCHEN - Das Pfingstwochenende und das Neun-Euro-Ticket haben in Baden-Württemberg und Bayern teils für proppenvolle Regionalzüge gesorgt. Nach Angaben der Deutschen Bahn waren Fahrten, insbesondere zu touristischen Zielen, „sehr stark nachgefragt“. Welche Strecken genau betroffen waren, konnte eine Sprecherin der Bahn auf Anfrage nicht sagen. „Die Rückreisewelle rollt“, sagte sie.
Der Regionalexpress 2 von Konstanz nach Karlsruhe zum Beispiel war nach Auskunft von Reisenden so voll, dass Kunden teilweise nicht mehr mitgenommen werden konnten. Zuerst sei eine Durchsage gekommen, dass keine Fahrräder mehr mitgenommen werden könnten, „bitte den nächsten Zug nehmen“. Dann habe es in Baden-Baden geheißen: „Der Zug ist derart überfüllt, wir dürfen so nicht weiterfahren.“Gäste wurden auch hier nach Angaben von Reisenden gebeten, den nächsten Zug zu nehmen. In Rastatt sei eine neue Durchsage erfolgt: „Bitte kein Einstieg mit dem Surfbrett und Paddelboot.“
Auch in Oberschwaben und am Bodensee kam es teils zu Verspätungen und vollen Zügen – etwa auf der Strecke zwischen Lindau und Friedrichshafen. Auch hier wurde am Bahnsteig zur Nutzung von Alternativverbindungen geraten. Begründet wurden die Verspätungen mit Unwetterauswirkungen.
Am Bahnhof in Ravensburg konnten Reisende mit Fahrrädern nicht zusteigen. Nach Auskunft der Bahn konnten Mitfahrt und Fahrradmitnahme aufgrund des hohen Fahrgastaufkommens nicht garantiert werden. Der sogenannte Freizeitexpress Südbahn zwischen Ulm und Singen fiel am Wochenende auf der gesamten Strecke aus.
Nach Einführung des Neun-EuroTickets war das Gästeaufkommen über Pfingsten auch in der Region Schwäbische Alb hoch – insbesondere im Vergleich zu Pfingsten 2020 und 2021. Das teilte der Schwäbische Alb Tourismusverband am Sonntag in Bad Urach (Kreis Reutlingen) auf Anfrage mit. Unter anderem die Touristinfos aus Ellwangen, Göppingen, Bad Urach, Rottweil und Tübingen meldeten, dass bis zu zehn Prozent der Gäste mit dem Neun-Euro-Ticket unterwegs gewesen seien, sagte Verbandsgeschäftsführer Louis Schumann. Der Betreiber Go- head berichtete am Samstag, es sei nicht überall im eigenen Liniennetz gelungen, Fahrgäste mitzunehmen. Die Deutsche Bahn hatte angekündigt, auch im Südwesten Kapazitäten auszuweiten.
Das Residenzschloss in Ludwigsburg hatte eine Strichliste für Besucher über das Pfingstwochenende eingeführt. Darin sollten Menschen freiwillig eintragen, ob sie mit dem Neun-Euro-Ticket angereist sind und woher. „Bei rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Führungen waren auf unserer Strichliste
25 Striche vermerkt. Wir kommen auf rund zehn bis 15 Prozent Besucher mit Neun-Euro-Ticket – wobei der Samstag gefühlt nicht der klassische Familienausflugstag ist“, sagte der Leiter der Schlossverwaltung Ludwigsburg, Stephan Hurst, auf Anfrage.
Die Gäste seien unter anderem aus Mutlangen, Verden, Göttingen, Herdecke, Venlo in den Niederlanden, Weimar, Salzburg, Freiburg, Bonn, Zürich, Stuttgart, Bayern, Bad
Waldsee und Kassel angereist. „Wir haben viele Gäste aus der Schweiz und Österreich zu Gast, oftmals jedoch mit dem Auto.“
Beobachtern zufolge waren am Pfingstmontag in Bayern Züge der Bayerischen Oberland-Bahn zwar gut gefüllt, aber es gab ausreichend Sitzplätze. Am Münchner Hauptbahnhof waren viele Reisende unterwegs, an den Bahnsteigen standen zahlreiche Menschen und warteten auf ihre Züge.