Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Schutz vor UV-Strahlung unabdingba­r

Bauarbeite­r, Bademeiste­r, Bauern: Im Sommer arbeiten viele Beschäftig­te draußen

- Von Sabine Meuter

BERLIN (dpa) - Arbeiten im Freien hat seine Tücken, vor allem im Sommer bei mehr oder weniger prallem Sonnensche­in. Denn die UV-Strahlung kann der Haut immens schaden. Viel draußen, und damit besonders gefährdet, sind laut IFA-Institut der Deutschen Gesetzlich­en Unfallvers­icherung (DGUV) etwa Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r des Baugewerbe­s, der Landwirtsc­haft und Rohstoffge­winnung, Mobilfunkm­onteure, Müllwerker, Deponiearb­eiter oder Kellnerinn­en und Kellner. Doch zum Glück gibt es Schutzmaßn­ahmen. Die wichtigste­n Fragen und Antworten dazu.

Wird das Thema „UV-Schutz und Hautkrebs“noch immer unterschät­zt?

In der Baubranche scheint es ein Bewusstsei­n dafür zu geben, dass Sonnenschu­tz wichtig ist. Darauf deutet zumindest eine Umfrage der Berufsgeno­ssenschaft der Bauwirtsch­aft (BG BAU) von 2021 hin. Dort gaben 96 Prozent der Befragten an, dass sie die Gefahren von ultraviole­tten Strahlen beim Arbeiten im Freien kennen. Und 85 Prozent stimmten zu, dass sie Sonnenschu­tz bei Arbeiten unter freiem Himmel wichtig finden. Befragt wurden fast 2500 Beschäftig­te aus der Bauwirtsch­aft und den baunahen Dienstleis­tungen.

Nichtsdest­otrotz: Das Thema Sonnenschu­tz unterschät­zen immer noch viele. „Ein Grund dafür ist, dass UV-Strahlung nicht sicht- oder anderweiti­g durch den Menschen wahrnehmba­r ist“, sagt Elke Biesel von der Deutschen Gesetzlich­en Unfallvers­icherung (DGUV) in Berlin.

Schäden zeigen sich meist erst, wenn die Exposition bereits deutlich zu hoch war. Laut Biesel sind effektive Schutzmaßn­ahmen wie zum Beispiel das Tragen langärmeli­ger Kleidung immer noch bei vielen Menschen unbeliebt. Zum Teil liegt dies auch an falschen Annahmen.

Welche Mythen zum Sonnenschu­tz halten sich hartnäckig?

Da gibt es einige. „Ein verbreitet­er Mythos lautet: Gebräunte Haut schützt vor UV-Strahlung“, erklärt Professor Frank Werner von der BG BAU. „Das stimmt nicht.“Mit der Bräunung signalisie­rt die Haut eine starke UV-Belastung.

Treffen Sonnenstra­hlen auf die Haut, bildet sich das dunkle Farbpigmen­t Melanin. Es schirmt die Zellkerne ab und versucht so, das Erbgut vor der Strahlung zu schützen – ein Kraftakt für die Haut. Durch diesen Schutzmech­anismus erreicht sie jedoch gerade mal einen Lichtschut­zfaktor von circa 4.

Ein weiterer Mythos: Durch das Vorbräunen im Solarium verringert man die Sonnenbran­dgefahr. „Dem ist nicht so“, sagt Frank Werner. Die Strahlenbe­lastung im Solarium entspreche ungefähr der einer Mittagsson­ne am Äquator, sagt er. Sie erzeugt eine Sofortbräu­ne, die jedoch bald wieder nachlässt und kaum schützt. Dafür steige das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Solarien soll man seiner Meinung nach grundsätzl­ich meiden.

Wie können sich Beschäftig­te im Beruf vor UV-Strahlung schützen? Prinzipiel­l gilt: Alles tun, um eine Sonnenbest­rahlung zu vermeiden. Die Schutzmaßn­ahmen sollten dem klassische­n TOP-Prävention­sprinzip folgen, rät Werner. „TOP“steht für technisch, organisato­risch, persönlich.

„Zu den technische­n UV-Schutzmaßn­ahmen gehören beispielsw­eise Überdachun­gen, Wetterschu­tzzelte und Sonnensege­l, die für schattige Arbeitsplä­tze im Freien sorgen“, sagt er. Darum muss sich der Arbeitgebe­r kümmern. Sind diese Maßnahmen nicht umsetzbar oder ausreichen­d, braucht es ergänzend organisato­rische Schutzmaßn­ahmen. „So können Arbeiten in die frühen Morgenund Vormittags­stunden verlegt werden, oder in die späten Nachmittag­sstunden nach 16 Uhr, wenn die UVBelastun­g geringer ist“, empfiehlt Frank Werner.

Auch das Rotationsp­rinzip kann helfen, die UV-Belastung zu reduzieren. Dabei wechseln Beschäftig­te zwischen Tätigkeite­n mit und ohne UV-Belastung, oder die Arbeit wird auf mehrere Leute verteilt. Dann bleiben noch persönlich­e UVSchutzma­ßnahmen,

etwa mit hohem Lichtschut­zfaktor und langärmeli­ge Kleidung mit UV-Schutz. Der UVStandard 801 bietet hier Orientieru­ng.

Was bringt Sonnencrem­e, wenn Beschäftig­te den ganzen Tag schwitzen?

Hautbereic­he, die nicht komplett mit Textilien verdeckbar sind, sollte man mit Sonnencrem­e schützen – etwa das Gesicht, die Ohren und die Handrücken. Frank Werner empfiehlt UV-Schutzcrem­e mit einem Lichtschut­zfaktor von mindestens 30, besser 50. „Dieser Schutz muss nach mindestens zwei Stunden erneuert werden.“Schwitzt die Haut, ist sie nicht ausreichen­d geschützt. Daher ist regelmäßig­es Nachcremen entscheide­nd.

Wichtig ist, dass vor allem der Kopf, der Nacken, die Ohren und die Hände vor der Sonne geschützt sind. Handschuhe oder Helme mit Nackenschu­tz sind da hilfreich. Zum Schutz der Augen empfiehlt Werner zudem eine Sonnenbril­le mit UVFilterun­g.

Wo gibt es Unterstütz­ung? Berufsgeno­ssenschaft­en und Unfallkass­en bieten viele Informatio­nen für Arbeitgebe­r und Beschäftig­te an. Wer bereits berufsbedi­ngte Hautproble­me hat, sollte frühzeitig Beratung von der Hautärztin oder dem Hautarzt suchen. Die gesetzlich­e Unfallvers­icherung bietet dazu ein spezielles Hautarztve­rfahren an.

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FOTO: ALEX F. CATRIN/DPA Bei extremer UV-Belastung ist Schutzklei­dung im Job unerlässli­ch.

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