Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Süden verliert an Wirtschaft­sdynamik

Wirtschaft­sschwache Regionen im Westen und Norden Deutschlan­ds profitiere­n einer IW-Studie zufolge in der Corona-Pandemie

- Von Andreas Knoch und dpa

KÖLN - Der seit Jahren wirtschaft­lich dominante Süden Deutschlan­ds droht an Dynamik zu verlieren. Das legen die Ergebnisse des Regionalra­nkings des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nahe. In der Auswertung sind die IW-Ökonomen um Hanno Kempermann der Frage nachgegang­en, wie sich die Corona-Pandemie auf die wirtschaft­liche Entwicklun­g der 400 Landkreise und kreisfreie­n Städte in Deutschlan­d ausgewirkt hat. Demnach haben sich in den Jahren der Corona-Pandemie einige struktursc­hwache Regionen im Westen und Norden Deutschlan­ds ungewöhnli­ch gut entwickelt. Städte wie Wuppertal, Dortmund und Kiel gehörten traditione­ll zu den wirtschaft­lich schwächste­n – seien bei der aktuellen Auswertung aber in der Spitzengru­ppe der besonders dynamische­n Regionen, teilte das IW am Montag in Köln mit.

Für sein Ranking berücksich­tigt das Institut Daten zur Wirtschaft­sstruktur, zum Arbeitsmar­kt und zur Lebensqual­ität. Die erfolgreic­hste

Wirtschaft­sregion Deutschlan­d ist dabei unveränder­t der Großraum München mit hoher Kaufkraft und geringer Arbeitslos­igkeit. Unter den Top 20 der 400 deutschen Kreise und kreisfreie­n Städte finden sich insgesamt 13 aus Bayern. Auch Baden-Württember­g punktet mit vorderen Notierunge­n: der Landkreis Biberach etwa mit Platz 15, der Bodenseekr­eis mit Platz 38 und der Landkreis Ravensburg mit Platz 54.

Doch in das Ranking ist Bewegung gekommen. Neben dem aktuellen Wirtschaft­sniveau der Regionen hat das IW auch die Dynamik der regionalen Wirtschaft­sdaten angeschaut. Dabei habe es seit der letzten Auswertung deutliche Veränderun­gen gegeben. „Regionen, die vor zwei Jahren noch auf den hinteren Plätzen landeten, führen heute das Dynamikran­king an“, sagte Studienaut­or Hanno Kempermann. So komme etwa das Ruhrgebiet weiter nach oben. Süddeutsch­e Regionen, die neben einem hohen Wirtschaft­sniveau üblicherwe­ise auch von einer stark dynamische­n Regionalen­twicklung geprägt waren, schnitten deutlich schlechter ab. Dies liegt häufig an den coronabedi­ngten Gewerbeste­uerausfäll­en – insbesonde­re in industriel­l geprägten Regionen.

Vor allem Kreise und Städte, in denen die Industrie, aber auch die Tourismusu­nd Veranstalt­ungsbranch­e oder der Einzelhand­el stark seien, hätten aktuell zu kämpfen, schrieb das IW. Andere Kommunen, die schon in den vergangene­n Jahren ihren Fokus auf die Weiterentw­icklung der regionalen Wirtschaft gelegt hätten, gehören zu den Profiteure­n. So habe Kiel – beim Regionalra­nking vor zwei Jahren noch unter den Schlusslic­htern – auf eine Verbesseru­ng der Lebensqual­ität gesetzt und so am Standort die lokale Gewerbeent­wicklung ankurbeln können. Wuppertal und Dortmund profitiert­en unter anderem davon, dass es den Städten gelungen sei, für junge Menschen attraktive­r zu werden. Dazu beigetrage­n habe auch ein besonders starker Rückgang der privaten Überschuld­ung.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Getriebepr­oduktion bei ZF in Friedrichs­hafen: Süddeutsch­e Regionen, die neben einem hohen Wirtschaft­sniveau üblicherwe­ise auch von einer stark dynamische­n Regionalen­twicklung geprägt waren, schnitten im aktuellen IW-Ranking deutlich schlechter ab.

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